MÖSSINGEN. Hurra, ein Baby ist angekommen. Oder doch nicht? Denn der Klapperstorch auf dem Dachgiebel an der Mössinger Straße ist auf den zweiten Blick kein Pappkamerad, der eine Geburt im Haus anzeigt, sondern ein echter, lebender Großvogel. Zwei Stunden lang hat Meister Adebar auf dem höchsten Gebäude der Umgebung ausgeharrt. Ein sehr seltener Anblick. Es kann sich niemand erinnern, dass sich in Belsens Ortskern jemals ein Weißstorch aufgehalten hat. Auf den Wiesen rund um Mössingen ist er sporadisch bei der Futtersuche zu sehen.
Viele Fragen bleiben. Ist das Tier auf der Suche nach einem geeigneten Brutplatz, und war dabei auf das alte Forsthaus mit dem schmückenden Geweih aufmerksam geworden? Dann wäre es wohl ein Männchen gewesen, dass einen Horst-Standort für die Familienplanung prüft. Oder handelt es sich bei Gevatter Langbein um einen späten Winterurlaubs-Rückkehrer mit Zwischenpause im lieblichen Belsen?
Wird Mössingen bald Storchenstadt?
Gewöhnlich ziehen die Störche im Herbst nach Marokko oder gar Mali. Immer mehr überwintern aber – wie die Deutschen – in Spanien. Und wegen der milden Winter steigt die Zahl der Störche, die im Ländle bleiben. Das nächstgelegene Storchennest befindet sich auf dem Weilheimer Kirchturm bei Hechingen. Dort brüten seit Jahren erfolgreich Pärchen.
Laut Nabu hat die Population in Baden-Württemberg seit 1975 rapide zugenommen. Von 15 Paaren auf 2.250 (2023). Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis auch Mössingen Storchenstadt werden wird. (GEA)