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Erste beheizbare Fahrradbrücke Deutschlands in Tübingen eröffnet

Oberbürgermeister Boris Palmer hat am Donnerstag die Fahrradbrücke »Mitte« in Tübingen für den Verkehr freigegeben.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer gab die neue Fahrradbrücke »Mitte« frei und befuhr sie auch als Erster. Foto: Michael Sturm
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer gab die neue Fahrradbrücke »Mitte« frei und befuhr sie auch als Erster.
Foto: Michael Sturm

TÜBINGEN. »Tübingen macht blau« hieß der Slogan zur Tübinger Klimaschutzkampagne. Oberbürgermeister Boris Palmer trug damals einen leuchtend blauen Anzug. Den hatte er auch gestern wieder an, denn die Farbe Blau steht auch für das Fahrradwege-Konzept der Universitätsstadt: Bis 2025 sollen insgesamt drei beheizbare Radbrücken sowie eine Unterführung entstehen.

Gestern gab Palmer die erste neue Verbindung für den Fahrradverkehr frei: Die Fahrradbrücke »Mitte« führt an der Ecke Friedrichstraße/Wöhrdstraße über die Steinlach, kurz bevor diese in den Neckar mündet. Für zwei Monate wird das Bauwerk ausschließlich Fahrradstraße sein, danach dürfen auch Fußgänger drüber, weil die benachbarte Autobrücke über die Friedrichstraße erneuert und damit für jeglichen Verkehr gesperrt sein wird.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer eröffnet die Radbrücke »Mitte«. Foto: Michael Sturm
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer eröffnet die Radbrücke »Mitte«.
Foto: Michael Sturm

Die Brücke weist eine technische Neuerung auf: Eine Heizschleife führt durch sie hindurch. Dadurch bleibt die Brücke auch in der kalten Jahreszeit befahrbar. Abtauen, sagte Palmer, koste kaum Strom – dieser komme in Tübingen zu 70 Prozent aus erneuerbaren Energien. Streusalz dagegen reduziere die Lebenszeit einer solchen Brücke erheblich, so der Tübinger Oberbürgermeister. Laut dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) ist die beheizbare Brücke ein Novum. Weder dem Landes- noch dem Bundesverband ist bekannt, dass jemals vorher eine solche beheizbare Fahrradbrücke gebaut worden wäre. »Der ADFC findet beheizbare Brücke für Fahrradfahrer sinnvoll«, sagte eine ADFC-Sprecherin in Stuttgart.

Im Stadtgebiet werden in den kommenden Monaten zwei weitere beheizbare Fahrradbrücken (im Westen und im Osten) sowie eine Unterführung unter dem Areal des Güterbahnhofs gebaut. Dort hätte der Oberbürgermeister auch gerne eine Fahrradbrücke gehabt, dem stimmte der Gemeinderat aber nicht zu. Palmer: »Da habe ich mich nicht durchgesetzt.« Palmer sagte, das neue Fahrradwege-Konzept der Stadt habe er sich von der dänischen Hauptstadt Kopenhagen abgeschaut, die weltweit als Fahrradhochburg gilt. Dort sind die Radwege so breit, dass drei Radfahrer nebeneinander fahren können. Die Stadt wolle erreichen, dass das Radfahren in Tübingen sicherer, schneller und bequemer als das Autofahren wird.

Palmer entwarf ein Konzept für Tübingen, das vorsah, das Ziel in kürzester Zeit auf schnellen Wegen zu erreichen und dabei Hindernisse wie Bundesstraßen, den Neckar, die Eisenbahn und Höhenzüge zu überwinden: »Dafür haben wir den Zuschlag bekommen.« Den Zuschlag bei einem neuen Bundesförderungsprogramm, das Projekte zu über 70 Prozent bezuschusst.

Die Radbrücke »Mitte« ist rund 35 Meter lang und vier Meter breit. Die Kosten der Stahlkonstruktion liegen bei etwa 1,7 Millionen Euro. Auf die Freiflächenheizung entfallen 22.000 Euro. Einschließlich der geplanten Radstation samt Fahrrad-Tiefgarage am Europa-platz sollen bis weit über 30 Millionen Euro in die Radverkehrsförderung der Stadt fließen. Vom Bund wurden 13 Millionen Euro bewilligt, das Land Baden-Württemberg schießt fünf Millionen Euro zu. (GEA)