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»Du wirst bald sterben!« - Was Boris Palmer zu den üblen Morddrohungen sagt

Mit Morddrohungen übelster Art versucht ein anonymer Verfasser Boris Palmer davon abzuhalten, bei der Wahl am Sonntag anzutreten. Wie Tübingens Oberbürgermeister damit umgeht.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. FOTO: DPA
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. FOTO: DPA

TÜBINGEN. Boris Palmer nimmt kein Blatt vor den Mund. Wenn er etwas zu sagen hat, dann tut er das. Schonungslos ehrlich und oft ohne Rücksicht darauf, wie es bei anderen ankommt. Wer austeilt, muss auch einstecken können, sagt man. Doch das, was der Tübinger Oberbürgermeister jetzt per E-Mail erhalten hat, geht einen Schritt zu weit. Das sind sich selbst seine Kritiker einig. In dem anonymen Schreiben wird er als »ekelerregender Untermensch und Jammerjude« bezeichnet, verbunden mit der Drohung: »Du wirst bald sterben«. Der Verfasser will damit nach eigenen Angaben verhindern, dass sich Palmer am Sonntag zur Wahl stellt, wenn die Tübinger Bürger über einen neuen OB entscheiden.

Zu den Kandidaten mit den besten Aussichten auf einen Sieg gehören neben dem Amtsinhaber auch Ulrike Baumgärtner (Grüne) und Sofie Geisel (SPD). Letztere kritisiert die Hass-Mail gegen ihren Konkurrenten scharf: »Ich bin entsetzt über die Morddrohungen gegen Boris Palmer. Der offene Antisemitismus und die verrohte Sprache sind schockierend.« Man habe in den letzten Monaten einen fairen und sachorientierten Wahlkampf um die besten Ideen für die Zukunft Tübingens geführt. »Hass, Hetze und Antisemitismus haben hier keinen Platz - weder im Wahlkampf noch in der Stadtgesellschaft.«

Während Palmer mit seinen Postings oft polarisiert, ist die Solidarität mit ihm in diesem Fall besonders groß. In zahlreichen Kommentaren sprechen sich User bei Facebook gegen Judenhass aus, raten dem OB zu einer Anzeige. Viele davon sind politisch und inhaltlich nicht auf einer Wellenlänge mit ihm. Trotzdem seien Beleidigungen dieser Art völlig inakzeptabel, ist sich die Mehrheit einig. Das hat den anonymen Verfasser jedoch nicht davon abgehalten, heute eine zweite Hass-Mail zu versenden. »Du dreckiger Jude, wir warnen dich ein letztes Mal«, heißt es darin. Im Gespräch mit dem GEA erklärt Palmer, wie er damit umgeht.

GEA: Was war ihr erster Gedanke, als Sie die gestern veröffentlichte Morddrohung gesehen haben?

Boris Palmer: »Ich frage mich immer, was in den Köpfen solcher Leute vorgeht. Mir bleibt es unverständlich.«

Wie viele solcher Drohungen erhalten Sie in etwa?

Palmer: »Die Zahl variiert stark, aber im Schnitt sicher 20 pro Jahr.«

Nehmen diese Drohungen Ihnen gegenüber zu?

Palmer: »Auf die lange Sicht ja. Die Anonymität des Internets macht es möglich.«

Was meinen Sie, woran das liegt?

Palmer: »Es ist zu einfach. Man kann mit einfachen Mitteln alle Spuren verwischen und bleibt straflos.«

Wie gehen Sie mit solchen Nachrichten um?

Palmer: »Ich habe mich daran gewöhnt und versuche, es weitestgehend zu ignorieren. Den Rest muss der Staatsschutz regeln.«

Wie reagiert ihre Familie auf Drohungen Ihnen gegenüber?

Palmer: »Ich beantworte keine Fragen zu meiner Familie.«

Haben Sie in diesem Fall Anzeige erstattet?

Palmer: »Seit mehreren Jahren erstattet die Stadt regelmäßig Anzeige in vergleichbaren Fällen. Das ist auch hier geschehen.« (GEA)