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Die Folgen von Katzenbissen sind oft schwerwiegend

Wunden sind nicht groß, aber tief: Die Berufsgenossenschaftliche (BG) Unfallklinik Tübingen operiert im Jahr etwa 500 Patienten.

Ein Jahr nach dem Biss von Kater Carlo: Silvia Reiber (links) beim ergotherapeutischen Training in der Tübinger BG. Ihr Handrück
Ein Jahr nach dem Biss von Kater Carlo: Silvia Reiber (links) beim ergotherapeutischen Training in der Tübinger BG. Ihr Handrücken ist immer noch taub. FOTO: BG
Ein Jahr nach dem Biss von Kater Carlo: Silvia Reiber (links) beim ergotherapeutischen Training in der Tübinger BG. Ihr Handrücken ist immer noch taub. FOTO: BG

TÜBINGEN. Sie sind klein und süß, wenn sie sanft vor sich hin schnurren. Katzen können aber auch ganz schön ungemütlich werden. Überraschend häufig beißen sie, und die Folgen ihrer Bisse sind oft schwerwiegend. Viel häufiger als bei Hundebissen kommt es zu Infektionen mit starken Entzündungen. Nach einem Katzenbiss sollte man deshalb in jedem Fall zum Arzt gehen.

»Ich bin froh, dass ich jetzt ein Jahr nach dem Biss und nach der Operation meine Hand wieder so gut bewegen kann.« Silvia Reiber streicht über ihren linken Handrücken, über die sich eine zehn Zentimeter lange Operationsnarbe zieht. Ihr Kater Carlo hatte sie in die Hand gebissen. Die unangenehme Folge: eine schlimme entzündliche Infektion, die nur durch eine Operation in den Griff zu bekommen war. In der Handchirurgie der Berufsgenossenschaftlichen (BG) Unfallklinik Tübingen wurde das Werk von Kater Carlo in Ordnung gebracht.

Oft unterschätzt

»Katzenbisse im Bereich der Hände und Füße werden oft unterschätzt. Zunächst sieht es ganz harmlos aus, aber die Entzündung entwickelt sich rasant, ohne dass man es bemerkt«, warnt Dr. Ruth Schäfer, Expertin für Handchirurgie an der BG. »Wer zu lange wartet, bis er zum Arzt geht, riskiert einen schlimmen Verlauf. Teilweise müssen dann aufgrund der fortgeschrittenen Entzündung Amputationen vorgenommen werden.«

Jedes Jahr gibt es 30 000 bis 40 000 gemeldete Katzenbisse in Deutschland. 40 bis 50 Prozent verursachen eine Infektion. »Das liegt an den spitzen Zähnen«, erklärt Ruth Schäfer. »Katzen haben auch nicht mehr oder gefährlichere Keime im Maul als andere Tiere. Aber bei einem Biss gelangen sie tief unter die Haut, an der Hand teilweise sogar bis in Sehnen und Gelenke.«

Die Wunden sind nicht groß, aber tief. Deshalb kommt es zu einem raschen Wundverschluss, sodass die Keime in der Wunde bleiben und schlimme Entzündungen hervorrufen. Sie können Sehnen angreifen und zerstören.

So auch bei Silvia Reiber. Ein Jahr lang hat sie mit Unterstützung der Ergotherapeuten der BG Klinik trainiert, um die Beweglichkeit ihrer Hand wieder zurückzugewinnen. In den Fingern hat sie wieder Gefühl, der Handrücken ist aber nach wie vor gefühllos und taub. Ihren Kater liebt Silvia Reiber trotz allem immer noch: »Er ist ein total netter Kerl mit einem guten Charakter, aber er wurde von seinen Vorbesitzern geschlagen und misshandelt, und deshalb ist er traumatisiert.«

»Ich freue mich, dass der Verlauf bei Frau Reiber so positiv war«, betont Dr. Schäfer. »Mit rund 500 Fällen pro Jahr besitzen wir an der BG viel Erfahrung in der Behandlung von Katzenbissen. Besser ist es aber, wenn man früh zum Arzt geht, um eine Entzündung möglichst erst gar nicht entstehen zu lassen.« (pm)