TÜBINGEN. Eigentlich näht Bettina Haslböck Brautkleider nach Maß. Gemeinsam mit Bettina Walz betreibt sie in der Tübinger Altstadt die Stoffgalerie. Doch seit wenigen Tagen liegen keine edlen Spitzenstoffe mehr unter ihrer Nähmaschine, sondern bunte Stoffstücke in der Größe von 20 mal 40 Zentimetern. Haslböck näht mit ihrem Team Masken, die Nase und Mund bedecken. »Wir sind sehr froh, dass wir eine kleine Aufgabe für uns gefunden haben«, sagt Haslböck.
Seit Samstag haben sie rund 120 dieser Masken angefertigt. Ein großer Teil von ihnen geht an eine Apotheke nach Reutlingen. »Wir sind ein mittelständisches Unternehmen und müssen irgendwie schauen, wie wir in den kommenden Monaten die Miete zahlen können und die Gehälter unserer drei Auszubildenden«, sagt sie. So sei die Idee zu den Masken entstanden. Wichtig ist, dass das die Masken vor dem ersten Tragen und nach dem Tragen mit 95 Grad heißem Wasser übergossen werden, um den Stoff zu sterilisieren. »Man lässt sie dann einfach zwischen zwei Stofftüchern trocknen«, sagt Haslböck. Sie selbst trage auch seit einigen Tagen eine Maske und habe festgestellt, dass sie sich deutlich seltener ins Gesicht fasst. So wird das Infektionsrisiko durch Viren deutlich verringert.
In die Produktion von Masken sind mittlerweile viele Betriebe eingestiegen, darunter auch der Wäschehersteller Speidel in Bodelshausen. Er hat zuerst für die eigene Belegschaft produziert, liefert nun aber auch aus. Die zweilagige Biobaumwolle wird in Bodelshausen hergestellt, konfektioniert und genäht wird in den eigenen Betrieben in Ungarn und Rumänien. Daneben gibt es zahlreiche kleine Produzenten. So stellt etwa das in Reutlingen und Mössingen ansässige Nähstüble von Ulrike Leuthe jetzt Mundmasken her. (sapo/pp)