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2.300 beim Tübinger CSD durch die Altstadt

Unter dem Motto »Queer und antifaschistisch - gestern, heute, immer!« gehen die Demonstranten am Samstag für Toleranz und Vielfalt auf die Straße.

Rund 2300 Menschen kamen beim Christopher-Street-Day in Tübingen zusammen.
Rund 2300 Menschen kamen beim Christopher-Street-Day in Tübingen zusammen. Foto: Steffen Schanz
Rund 2300 Menschen kamen beim Christopher-Street-Day in Tübingen zusammen.
Foto: Steffen Schanz

TÜBINGEN. Der Tübinger Marktplatz ist am Samstagmittag besonders farbenfroh: Regenbogenflaggen, geschminkte Gesichter und bunte Klamotten zieren die rund 2300 Teilnehmenden des Christopher Street Days (CSD), die für Vielfalt und Toleranz unter dem diesjährigen Motto »Queer und antifaschistisch - gestern, heute, immer!« auf die Straße gehen. Zu Beginn des Demozugs sorgt der »Lauti«, ein kleiner Lastwagen mit eingebauten Musikboxen, für Partylaune unter den Gästen, die fröhlich Sticker verteilen oder mit »Free Hugs«-Plakaten eine Umarmung verschenken.

Coco steht mitten in der Masse und schminkt gemeinsam mit ihren Freunden die Besucher, die sich eine Pride-Flagge oder Glitzer auf den Wangen wünschen. »In Zeiten des Rechtsrucks und immer weiter steigendem Hass ist es unglaublich wichtig, für queere Rechte einzustehen. Das gilt für mich als Einzelperson und unsere ganze Organisation«, erzählt die Unterstützerin der NGO »Amnesty International«. Bevor die bunte Masse Richtung Haagtorplatz marschiert, jubeln die Menschen einem frisch vermählten Ehepaar zu, das vom Rathausbalkon grüßt, und sorgen für ein Lächeln bei nahezu jedem vor Ort.

Wunsch nach staatlicher Unterstützung

Mit Parolen wie »Hoch die internationale Solidarität!« oder »we are here, we are proud«, zieht die Menge dann durch die Gassen der Altstadt und erntet dafür immer wieder Zuspruch der nebenstehenden Spaziergänger oder Bewohner, die fröhlich aus ihren Fenstern winken - ein Demoverlauf, der heutzutage nicht immer üblich ist, kritisiert James vom Organisationsteam des Tübinger CSD: »Es wird immer ungemütlicher in der Welt. Drohungen gegen den CSD nehmen in ganz Deutschland zu.« Statt queere Menschen zu schützen, würde der Staat seinen Fokus auf die Überarbeitung des Selbstbestimmungsgesetz legen und »populistische Hetze statt Problemlösungen fördern.«

Regenschirme in Regenbogenfarben dominierten das Bild auf dem Tübinger Marktplatz.
Regenschirme in Regenbogenfarben dominierten das Bild auf dem Tübinger Marktplatz. Foto: Steffen Schanz
Regenschirme in Regenbogenfarben dominierten das Bild auf dem Tübinger Marktplatz.
Foto: Steffen Schanz

Auch Lean, Marjam und Borghild von der Antidiskriminierungsberatung »adis« wünschen sich mehr staatliche Unterstützung auf nationaler und lokaler Ebene. In Tübingen komme es vermehrt zu Kürzungen sozialer und queerer Projekte, »obwohl solche Angebote zu den Kernaufgaben einer Stadt gehören müssen«, so die Redner bei der Zwischenkundgebung vor dem Kino Museum, wo inzwischen ein strömender Regen einsetzt. Ihre Stimmung lassen sich die zahlreichen Teilnehmenden dadurch aber nicht vermiesen. Die meisten kommen vorbereitet mit einem Regenschirm oder strecken durchnässt ihre Plakate mit Aufschriften wie »Trans rights are human rights« oder »Dieser Staat schützt uns nicht« in den Himmel.

Abschlusskundgebung auf dem Ract-Festival

Trotz den Wetterbedingungen bleiben viele der Beteiligten dem Demozug auch auf den letzten Metern zur Abschlusskundgebung auf dem Ract-Festival in der Kastanienallee erhalten. »Das ist größer als ich erwartet habe«, meint Steve über seinen ersten Besuch beim Tübinger CSD. Die Parade in der Unistadt sei natürlich nicht mit so manchen Großstädten zu vergleichen, doch als Teil der »Alliance«, den Unterstützern der queeren Community, ist es wichtig, »auch die kleineren Orte zu supporten.« Für Fabrizio Weber vom Ract-Organisationsteam war die Kooperation der beiden Veranstaltungen daher selbstverständlich: »Das Ract steht hinter allem, wofür der CSD steht«, so Weber, »dafür bieten wir gerne einen safe Space.« Damit endete die Party für viele der Besucher am Samstagnachmittag noch lange nicht: Mit den Gästen des Umsonst & Draußen Festivals feierten sie noch bis in die Nacht hinein. (GEA)