Schneeregen und eiskalter Wind empfangen die GEA-Reisegruppe am Flughafen Pulkowo, etwa 17 Kilometer südlich vom Petersburger Stadtzentrum. »Der Wind ist doch nur frisch und frisch bleiben wollen wir doch alle«, meint Stadtführerin Marina. Wer möchte da schon widersprechen. Die zweitgrößte Stadt Russlands gilt als eine der schönsten Städte Europas. Die Gründung geht zurück in das Jahr 1703, als Peter der Große die Festung Nyenschanz von den Schweden erobert hatte und die Peter- und Paul-Festung als militärisches Bollwerk auf der Haseninsel in der Newa errichten ließ. Durch das in Form eines Triumphbogens erbaute Peter-Tor gelangt man in das Innere der Festung, von der aus nie ein Schuss abgegeben wurde, außer dem täglichen Kanonenschlag um 12 Uhr. Ab 1720 galt die Anlage als eines der berüchtigsten Gefängnisse des Zarenreiches. Den Mittelpunkt der Festung bilden die Peter- und Paul-Kathedrale und der 122,5 Meter hohe Glockenturm mit vergoldeter Turmspitze, genannt die »Goldene Nadel«. Dieser war lange Zeit das höchste Gebäude Russlands. In der Kathedrale liegen die meisten Zaren seit dem 18. Jahrhundert begraben, so auch Peter der Große selbst. Nach seinem Schutzpatron, dem byzantinischen Mönch Isaak von Dalmatien, wurde die Isaak-Kathedrale benannt. Die Inschrift »Für Peter den Ersten von Katharina der Zweiten« ziert den Haupteingang.
Die noch heute größte Kirche Russlands wurde von 1810 bis 1858 nach Entwürfen des französischen Architekten Auguste Montferrands gebaut. Der quadratische Bau besteht aus vier kleinen Türmen mit Kuppel und einer großen vergoldeten Kuppel, im Volksmund »Gottes Tintenfass« genannt, in der Mitte. Und doch wirkt der Bau etwas unscheinbar bis man die Kathedrale betritt und von der Pracht aus Gold, Bronze, Lapislazuli und Malachit beinahe geblendet wird. Über 150 teils großformatige Mosaikbilder und Gemälde schmücken die Wände.
Ende des 19. Jahrhunderts zählte man über 270 Kirchen in Sankt Petersburg. Nach der Revolution wurden viele zerstört oder anderweitig genutzt. Aus der Auferstehungs-Kirche am Gribojedow-Kanal, der Blutskirche mit den typisch russischen Zwiebeltürmen, wurde beispielsweise ein Kartoffellager gemacht. Seit die Russisch-Orthodoxe Kirche im Jahr 1988 ihr 1000-jähriges Bestehen feierte, werden immer mehr Kirchen aufwändig renoviert und ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt. So gibt es heute viele prächtige Kirchen zu bewundern: die Smolnij-Kathedrale, eine perfekte Mischung aus russischem Stil und westlichem Barock in hellblau und weiß; die Nikolaus-Marine-Kathedrale mit ihren fünf golden schimmernden Kuppeln oder die Ismailowskij-Kathedrale mit den fünf blauen Kuppeln, besetzt mit goldenen Sternen - um nur einige zu nennen.
Ein Höhepunkt jeder Petersburg Reise ist der Besuch der Eremitage. Im Besitz des Museums befinden sich mehr als 2,7 Millionen Kunstwerke, von denen nur ca. 65.000 ausgestellt werden. Aber auch das ist viel zu viel für einen Besuch. Das Hauptgebäude der Eremitage ist der 250 Meter breite Winterpalast mit auffallend mintgrüner Fassade, Zarenresidenz bis zum Ende der Romanow-Dynastie 1917. Elisabeth I. ließ den Bau von Bartolomeo Rastrelli zwischen 1754 und 1762 am Newa-Ufer errichten. Ihre Nachfolgerin Katharina II. benötigte weiteren Raum für ihre Kunstsammlungen und ließ deshalb ab 1764 die Kleine und Alte Eremitage errichten. Das Eremitage-Theater wurde 1787 fertiggestellt. Schließlich kam 1852 unter Nikolaus I. die Neue Eremitage dazu. Heute können Ausstellungsstücke, von der prähistorischen bis zur modernen Zeit, in insgesamt 400 prachtvollen Räumen besichtigt werden.
Prachtvoll sind auch die Räumlichkeiten im Jussupow-Palast. Die Familie Jussupow zählte zu den reichsten Familien des Landes. Der im klassizistischen Stil erbaute Palast mit eigenem Theater und kostbarer Gemäldesammlung spiegelt den Glanz und Reichtum der Zarenzeit wider.
Bekannt wurde der Palast aber durch den gewaltsamen Tod des Hellsehers und Wunderheilers Grigorij Rasputin im Dezember 1916 durch Felix Jussupow und seine Freunde.
Wer nach so viel Kunst und Kultur einfach einen Einkaufsbummel machen möchte, ist auf dem Newski Prospekt richtig. Hier steht Gostinnyj Dwor, das größte Kaufhaus der Stadt.
Für die GEA-Leser steht noch ein wichtiger Punkt auf dem Programm: Der Katharinenpalast mit dem Bernsteinzimmer in Zarskoje Selo. Die Zarenresidenz entstand im 18. Jahrhundert im Auftrag der Zarin Elisabeth, die ihn zu Ehren ihrer Mutter Katharinen-Palast nannte. Über der in blau, weiß und gold gehaltenen Fassade leuchten die fünf goldenen Kuppeln der Palastkirche. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss fast vollständig zerstört. Das berühmte Bernsteinzimmer, in Kisten verpackt, nach Königsberg gebracht. Was letztendlich mit ihm geschah, darum ranken sich viele Legenden. Seit 2003 kann man die Rekonstruktion bewundern. Zum Glück gibt es im Spätherbst nicht mehr so viele Reisegruppen, so haben die Reutlinger die Möglichkeit, alles ganz genau zu betrachten.
Im rustikalen Restaurant Podvorie wird Abschied gefeiert: Russische Musik, leckere Speisen, Wein und reichlich Wodka.