SONNENBÜHL/REUTLINGEN. Bei einem Arbeitsunfall in Sonnenbühl wird ein Mann schwer verletzt. Zu seiner Rettung rückt die Feuerwehr » ...mit zehn Fahrzeugen und 50 Einsatzkräften an die Unfallstelle aus«, heißt es im Polizeibericht. »Das erscheint mir total überdimensioniert. Warum das Großaufgebot an Einsatzkräften?«, fragt ein GEA-Leser.
Doch zunächst zum Vorfall: An einem schönen Oktoberwochenende macht sich eine Familie samt Traktor und Kartoffelerntemaschine auf den Weg zu ihrem Acker zwischen den Sonnenbühler Ortsteilen Undingen und Willmandingen. Bei der Arbeit gerät ein 68 Jahre altes Familienmitglied mit einem Bein in den sogenannten Kartoffelroder und verletzt sich schwer.
Die Einsatz- und Rettungskräfte sind binnen kürzester Zeit vor Ort. Auch Michael Schäfer, Kommandant der Feuerwehr Sonnenbühl: »Wir waren die Ersthelfer am Unfallort, nur Augenblicke später trafen die Rettungssanitäter ein und übernahmen die Erstversorgung des Schwerverletzten.« Ein Notarzt behandelt den 68-Jährigen zunächst vor Ort, wenig später fliegt ein Rettungshubschrauber das Unfallopfer zur Weiterbehandlung in eine Klinik.
»Es ist besser, wenn mehr Personal im Einsatz ist, als zu wenig«
Mit der Frage des GEA-Lesers konfrontiert, sagen sowohl Sonnenbühls Feuerwehrkommandant Michael Schäfer als auch Reutlingens Kreisbrandmeister Wolfram Auch: »Es ist grundsätzlich besser, wenn mehr Personal im Einsatz ist, als zu wenig.« Bei der ersten Alarmierung für Rettungseinsätze sei es nicht immer einfach, genau passend auszurücken. Doch eine ganz bestimmte Feuerwehrvorschrift gibt den Rahmen vor: Die Alarm- und Ausrückeordung (AAO). »Jede Feuerwehr hat ihre eigene und die regelt viele Details«, erklärt Auch und ergänzt: »Sie gibt ganz klar vor, bei welchem Einsatzstichwort, wie viele Fahrzeuge mit welcher Besatzungsstärke ausrücken müssen.«
»Natürlich sagt dieses Einsatzstichwort nichts über die weitere Lage und die Details aus, die uns vor Ort erwarten«
»Das Einsatzstichwort für den Arbeitsunfall in Sonnenbühl lautete H3. Das H steht für Hilfe wird benötigt. In diesem Fall eine eingeklemmte Person«, erklärt Kommandant Michael Schäfer dem GEA. Er war an diesem Tag der Einsatzleiter vor Ort. »Natürlich sagt dieses Einsatzstichwort nicht viel über die weitere Lage und die Details aus, die uns vor Ort erwarten. Ob beispielsweise noch mehr Menschen unsere Hilfe benötigen.«
Im konkreten Fall sei es zunächst um Schnelligkeit gegangen, um der eingeklemmten Person so rasch wie möglich zu helfen. »Wir waren als erste beim Verletzten«, so Schäfer. »Das alles spielte sich innerhalb von Minuten ab«, erinnert sich der Feuerwehrkommandant. Nur Augenblicke später hätten eben Sanitäter und Notarzt übernommen und dann sei der Rettungshubschrauber gelandet.
Hinzukomme, dass bei einem solchen Hilfeeinsatz mit einer eingeklemmten Person eine ganz bestimmte technische Ausrüstung als Standard mit zum Rettungseinsatz gehöre, erklärt Wolfram Auch: »Dazu zählen bei eingeklemmten Personen mehrere hydraulische Geräte wie Scheren, Spreizer sowie Hub- und Druckzylinder, die auf den entsprechenden Fahrzeugen vor Ort schnell zum Einsatz kommen.« Unterm Strich seien beim Arbeitsunfall in Sonnenbühl deshalb etwa 50 Einsatzkräfte nötig gewesen.
»Personal, das gebraucht wird, bleibt vor Ort, die anderen können wieder abrücken«
Diese zu mobilisieren, ist kein Problem gewesen. Am Wochenende stünden in der Regel mehr Freiwillige bei der Feuerwehr zur Verfügung als beispielsweise in der Nacht oder an Werktagen. »Und unsere einsatzbereiten Leute wollen natürlich auch helfen.« Es sei aber nicht so, dass alle hilfswilligen Feuerwehrkräfte mit zum Einsatz dürften. Hier setze die AAO die Maßstäbe.
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Vor Ort sei klar gewesen, dass nicht mehr alle Feuerwehrleute benötigt wurden. »Dann gilt für uns: Personal, das gebraucht wird, bleibt, die anderen können wieder abrücken. Das ist dann auch in Sonnenbühl geschehen«, sagt Michael Schäfer. Seine verbliebenen Leute hätten am Ende noch die Aufräumarbeiten geleistet.
Reutlingens Kreisbrandmeister ergänzt: »Der Einsatzleiter ist der letztendliche Entscheider, sowohl unmittelbar vor dem Ausrücken als auch am Einsatzort. Es ist manchmal eine Gratwanderung zwischen Maß und Ziel, wie viele Kräfte gebraucht werden.« Im konkreten Fall sei es unterm Strich gut gelaufen. Dem Schwerverletzten sei schnellstmöglich geholfen worden. »Und Verletzte sind nicht nur bei so einem Unfall froh über eine schnelle und professionelle Hilfe.« (GEA)

