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Krähen des Nabu an Uni Tübingen womöglich für Tierversuche genutzt

Eine Krähe fliegt mit Futter im Schnabel über eine Wiese
Eine Krähe fliegt mit Futter im Schnabel über eine Wiese. Foto: Sina Schuldt/dpa/Symbolbild
Eine Krähe fliegt mit Futter im Schnabel über eine Wiese. Foto: Sina Schuldt/dpa/Symbolbild

MÖSSINGEN. Krähen aus dem Vogelschutzzentrum des Naturschutzbunds Nabu könnten für Tierversuche an der Uni Tübingen genutzt worden sein, bei denen Elektroden ins Hirn operiert wurden. Der Nabu Baden-Württemberg räumte am Freitag ein, von 2011 bis 2015 acht tote und sieben lebende Rabenkrähen an Tierphysiologen abgegeben zu haben. »Dies geschah in bester Absicht«, teilte eine Sprecherin mit. Der »Spiegel« hatte zuvor berichtet, die Wissenschaftler hätten für Versuche Vögeln bis zu 16 Elektroden ins Gehirn implantiert und Reaktionen auf farbige Symbole und andere optische Reize gemessen. Ob dafür auch Krähen des Nabu verwendet wurden, blieb zunächst unklar.

»Wir sind entsetzt über die im Bericht geschilderten Vorgänge«, teilte der Nabu weiter mit. »Hätte der Nabu Kenntnis von solchen Tierversuchen gehabt, wären keine Rabenkrähen abgegeben worden.« Der Verein lehne diese Art von Tierversuchen strikt ab und gehe derzeit davon aus, dass die Rabenkrähen aus Mössingen nicht dafür verwendet wurden. Auf eine Nachfrage sei aber bislang keine Antwort gekommen.

Das Vogelschutzzentrum unterstützt den Angaben zufolge satzungsgemäß die Forschung und Lehre. Die Vögel seien in der Annahme abgegeben worden, dass sie ausschließlich für die Zucht und/oder für nicht-invasive Verhaltensbeobachtungen verwendet werden. »Die Abgabe von Tieren erfolgte stets im Rahmen der rechtlichen Vorgaben.« Nach 2015 seien keine Vögel mehr an den Lehrstuhl für Tierphysiologie gegangen, weil das Kreisveterinäramt vorgegeben habe, lebende Vögel nur nach Einwilligung der Behörde an diese Abteilung abzugeben.

Die Forscher in Tübingen haben durch die Messung von Hirnströmen unter anderem gezeigt, was sich während des Lernens im Gehirn der Krähen abspielt. In einer Aufgabe sollten sie zum Beispiel lernen, Bilder von Tieren oder Blumen verschiedenen Farben zuzuordnen. Zunächst mussten die Krähen durch Ausprobieren oder Raten lernen, welche Bilder zu welcher Farbe gehörten. Bei einem Treffer wurden sie belohnt. Einzelne Nervenzellen reagierten dabei unterschiedlich auf die verschiedenen Bilder: Eine antwortete den Angaben zufolge stark auf alle Bilder der Gruppe »blau«, eine andere auf Bilder der Gruppe »rot« - trotz unterschiedlicher Bildmotive.

Es ist nicht das erste Mal, dass Tierversuche in Tübingen Schlagzeilen verursachen: Bilder von Versuchen mit Affen am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik hatten vor einigen Jahren massive Proteste von Tierschützern ausgelöst. (dpa)