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Wie sich Metzinger Hotel-Mitarbeiter um einen jungen Ausreißer gekümmert haben

Ein Rad zu besitzen, macht mobil. Kinder aus sozial schwachen Familien können bei einer Aktion ein gebrauchtes Exemplar kostenlo
Foto: PR
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REUTLINGEN/METZINGEN. Am Ende dieser Nacht waren alle einfach nur froh. Froh, dass ein sechsjähriger Junge wohlbehalten von seinen Eltern wieder in die Arme geschlossen werden konnte. Der Kleine war am späten Donnerstagabend in Reutlingen ausgebüxt und mit seinem Kinderfahrrad zehn Kilometer nach Metzingen gefahren. Bis zum Hotel Schwanen. Dort fiel der ungewöhnlich kleine Gast in der Gartenwirtschaft einer Service-Mitarbeiterin auf. Denn obwohl es nicht mehr wirklich warm war, trug er nur Hose und T-Shirt. Da konnte etwas nicht stimmen.

»Sie hat ihn nach seinem Namen gefragt, und ob er mit seinen Eltern hier sei«, erzählt Schwanen-Geschäftführer Tim Wetzel dem GEA. Der Kleine sagte nur seinen Namen und zeigte nach oben auf die Hotel-Zimmer. Ein kurzer Blicks ins Buchungssystem zeigte aber: Seine Eltern waren nicht eingecheckt. Er war tatsächlich ganz alleine da.

Mehrere Stunden vermisst

In Reutlingen wurde der Sechsjährige zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehreren Stunden vermisst. Die Eltern hatten ihn gegen 21 Uhr bei der Polizei als vermisst gemeldet, da er im Bereich der Hauffstraße einige Zeit zuvor nicht vom Spielen zurückgekehrt war. Laut Polizei machten sich dann zahlreiche Streifenwagen auf die Suche. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. »Den habe ich gesehen, als ich in unserer Laube auf dem Reutlinger Weindorf gearbeitet habe«, sagt Wetzel, »aber ich habe mir nichts dabei gedacht.« Erst am nächsten Tag hat er erfahren, was zur gleichen Zeit im Schwanen in Metzingen los war.

Service-Leiter Avdyl und Service-Mitarbeiterin Sarah nahmen den Sechsjährigen in ihre Obhut. »Er hat nicht geheult, sondern war ganz ruhig und schüchtern. Er hat nicht viel geredet«, sagt Wetzel. Sicherheitshalber versorgten ihn die Mitarbeiter trotzdem mit Nervennahrung: Pommes mit Ketchup und Orangen-Limonade. Für Unterhaltung sorgte dann noch Malzeug, ein Teddy-Bär und eine Führung durch das Hotel. »Er hat sich offensichtlich wohl bei uns gefühlt«, sagt Wetzel. Die Mitarbeiter wollten erst einmal abwarten, ob noch jemand vorbeikommt und den Jungen sucht, erklärt der Geschäftsführer. Aber als sich auch nach einer halben Stunde niemand meldete, wurde um 22.30 Uhr die Polizei verständigt. Diese holte den kleinen Ausreißer ab und brachte ihn im Streifenwagen zu seinen Eltern nach Reutlingen zurück.

Wetzel: »Es hätte ja weißgottwas passieren können«

»Das kleine Kinderfahrrad haben wir erst später bemerkt«, sagt Wetzel. Es lehnte um die Ecke an einem Schaufenster. Erst dann wurde klar: »Es hätte ja weißgottwas passieren können. Zum Glück ist er wohlbehalten bei uns angekommen« Wie es der Sechsjährige überhaupt ganz alleine nach Metzingen schaffen konnte, ist ihm ein Rätsel. Genauso wie die Frage, warum er ausgerechnet beim Schwanen Halt gemacht hat. »Wahrscheinlich weil er wusste, dass er dort was Gutes zu Essen bekommt«, sagt der Geschäftsführer mit einem Augenzwinkern.

Mit den Eltern des Ausreißers steht er nicht im Kontakt. »Mit der Abholung durch die Polizei war für uns das Thema erledigt«, sagt Wetzel. »Aber wenn er mal wieder in der Nähe ist, kann er sich gerne ein Eis bei uns holen.« (GEA)