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Aktuell Einsatz

Millionenschaden bei Großbrand in Walddorfhäslach

Großeinsatz für Feuerwehr, DRK und Polizei: Am Samstag steht eine Lagerhalle im Industriegebiet von Walddorfhäslach in Flammen. Wie der Einsatz ablief und was bislang bekannt ist.

Die dunkle Rauchsäule über Walddorfhäslach ist weithin sichtbar. Foto: Justus Ständer
Die dunkle Rauchsäule über Walddorfhäslach ist weithin sichtbar.
Foto: Justus Ständer

WALDDORFHÄSLACH. Die Rauchsäule ist am Samstagnachmittag über der ganzen Region zu sehen. Großbrand in Walddorfhäslach, die Lagerhalle des Bauunternehmens Steinhart steht in Vollbrand. Gegen 14.15 Uhr gehen die ersten Notrufe bei den Einsatzkräften ein. Als die Feuerwehrleute aus Walddorfhäslach vor Ort eintreffen, steht die Lagerhalle, 20 auf 40 Meter groß, schon in Vollbrand. Man habe gar keine Einsatzkräfte mehr rein geschickt, sagt Christopher Rothe, Walddorfhäslachs stellvertretender Kommandant, der an diesem Tag Einsatzleiter ist. Zu gefährlich war die Lage. Schnell ist klar: Der Brand hat ein solch‘ heftiges Ausmaß, dass Verstärkung angefordert werden muss. Und zwar im großen Stil.

Am Ende sind 130 Feuerwehrleute vor Ort: Aus Walddorfhäslach, Pliezhausen und Metzingen, von der Berufsfeuerwehr und der Gefahrstoffeinheit aus Reutlingen, Angehörige der Werkfeuerwehr von Bosch, sowie Freiwillige Feuerwehrleute der Reutlinger Wehr aus Oferdingen, der Stadtmitte und Altenburg.

Die Feuerwehr versucht den Brand auch von oben zu löschen. Foto: Justus Ständer
Die Feuerwehr versucht den Brand auch von oben zu löschen.
Foto: Justus Ständer

Zahlreiche Schaulustige verfolgen das Geschehen rund eine halbe Stunde nach Einsatzbeginn interessiert bis entsetzt. Immer wieder sind Explosionen zu hören. Ein Polizeihubschrauber kreist über dem Gebiet. Es windet stark, immer wieder wird die Rauchsäule mit dem beißenden Geruch blitzschnell in eine neue Richtung gelenkt. Plötzlich wird die Lage hektischer, es sind weitere Explosionen zu hören. Polizisten beordern alle, die nicht zu den Einsatzkräften gehören, hinter Absperrungen. Die Lage sei zu gefährlich und unübersichtlich, heißt es.  

Polizeihubschrauber über dem Gebiet

Auch auf einem Feld, das an die B27 grenzt, stehen zahlreiche Menschen und beobachten das Geschehen. Immer wieder sind Sirenen zu hören, Einsatzkräfte werden nachbeordert. Ein Polizeihubschrauber fliegt über dem Gebiet, auch eine Drohne der Werkfeuerwehr von Bosch ist im Einsatz.

Luca Koch beobachtet das Geschehen gemeinsam mit Kollegen. Der junge Mann arbeitet bei der Firma Necker, deren Sitz im Nachbargebäude des brennenden Betriebs ist. »Wir waren auf einem Dach in Altenried und haben eine PV-Anlage montiert«, erzählt er. Per Social Media hätten er und seine Kollegen erste Bilder vom Brand bekommen. »Dann haben wir rüber geschaut und eine schwarze Wolke gesehen«, sagt er. Schnell seien sie ins Industriegebiet zum Firmensitz gefahren.

130 Feuerwehrleute waren im Einsatz.
130 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Foto: Justus Ständer
130 Feuerwehrleute sind im Einsatz.
Foto: Justus Ständer

Marina Necker, die Frau der Geschäftsführers Michael Necker, steht ebenso fassungslos da und beobachtet die Löscharbeiten. Die Neckers wohnen auch direkt neben der brennenden Halle. »Ich war im Kinderzimmer, das Fenster war auf, und plötzlich tut es einen Knall«, erzählt sie. »Dann hab‘ ich raus geschaut – und die Flammen gesehen.« Sie packt ihre drei kleinen Kinder und den Hund, und flüchtet schleunigst aus dem Haus.

Foto: Justus Ständer
Foto: Justus Ständer

Übergreifen der Flammen verhindern

»Die oberste Prämisse war: Verhindern, dass der Brand auf das angrenzende Verwaltungsgebäude übergreift«, berichtet Kreisbrandmeister Wolfram Auch, als sich der Trubel legt und keine Flammen mehr aus der Halle schlagen. Mit einer Riegelstellung habe man das auch geschafft. In der Halle waren Fahrzeuge sowie Regale mit Baumaterial, »das bietet dem Feuer schon unheimlich Nahrung«, sagt Auch. Für die Löscharbeiten wurde viel Wasser benötigt. So viel, dass die Feuerwehrleute kurzerhand die Wasserversorgung im benachbarten Gniebel anzapfen mussten. Bei Bränden mit diesem Ausmaß sei das keine Seltenheit, berichten sie.

Ebenfalls vor Ort: Der Walddorfhäslacher Bürgermeister-Stellvertreter Gerhard Neuscheler, da Bürgermeisterin Silke Höflinger im Urlaub ist. Und Landrat Dr. Ulrich Fiedler, der den Einsatzkräften so »Wertschätzung und Dank« ausdrücken möchte.

Wie durch ein Wunder wird an diesem Nachmittag niemand schwer verletzt. »Zwei Berechtigte« waren zum Zeitpunkt des Brand-Ausbruchs in der Halle, berichtet die Polizei. Götz Vedder, der Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), erzählt, dass auch er die Rauchsäule schon auf der Anfahrt von weithin gesehen habe. »Als wir ankamen, trafen wir auf einen jungen Mann im psychischen Ausnahmezustand. Er war aber nicht verletzt.« Im Laufe der Löscharbeiten wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt, sagt er weiter. Insgesamt war das DRK mit 25 Einsatzkräften vor Ort.

Gegen 16.30 Uhr, rund zwei Stunden nach Brandausbruch, ist das Feuer unter Kontrolle. Die Rolltore der Halle wurden entfernt, berichtet Kreisbrandmeister Auch. So habe die Feuerwehr nun einen besseren Zugang zum Gebäude und könne weitere Brandherde im Inneren löschen. Die Kriminalpolizei ist an diesem Nachmittag ebenfalls direkt vor Ort und nimmt die Ermittlungen zu bislang unbekannten Brandursache auf. In einer Pressemeldung der Polizei ist von einem Sachschaden in Höhe von mindestens einer Million Euro die Rede. (GEA)