REUTLINGEN. Die Zustände in dem griechischen Flüchtlingslager Moria auf Lesbos sind katastrophal. Wo ursprünglich 3000 Menschen leben sollten, hausen heute mehr als 20 000 Personen unter menschenunwürdigen Bedingungen. Darüber berichtet hat der Reutlinger Arzt Dr. Martin Binder vor wenigen Tagen im GEA, davon wissen auch die Aktiven der Reutlinger Seebrücke, des AK Flüchtlinge und das Asylpfarramt. Deshalb fordern die Aktiven aller drei Initiativen dazu auf, dass Reutlingen als erklärter »Sicherer Hafen« Verantwortung übernimmt und sich hinter die Forderung anderer Städte stellt. Dabei geht es um ein baden-württembergisches »Landesaufnahmeprogramm«, nach dem zusätzliche Flüchtlinge aufgenommen werden sollen. Laut Asylpfarrerin Ines Fischer gebe es an der Achalm viele Freiwillige, die ihre Bereitschaft signalisiert haben, sich »ehren- und hauptamtlich« für diese Geflüchteten zu engagieren.
Gerd Krauß und Traugott Huppenbauer vom AK Flüchtlinge betonten bei einem Pressegespräch mit unserer Zeitung zudem, dass die notwendige Beratung von Geflüchteten in Reutlingen momentan sehr schwierig sei. »Alle Asylcafés sind geschlossen«, erklären sie. Corona bringe zudem mit sich, dass Abstandsregeln und Kontakteinschränkungen in den Flüchtlingsunterkünften kaum einzuhalten sind. »Wir wollen mit der Stadtverwaltung wegen der Belegung von möglicherweise leerstehenden Zimmern ins Gespräch kommen, um das Ansteckungsrisiko zu vermindern«, so Fischer. »Grundsätzlich muss man mal sagen, wie viele Flüchtlinge heute in systemrelevanten Berufen arbeiten«, sagt Huppenbauer. Zudem hätten sich zahlreiche Geflüchtete bei Ines Fischer gemeldet: »Sie haben gefragt, wo und wie sie in der Krise helfen können.« (GEA)