REUTLINGEN. Am letzten Wochenende hat Rainer Kurze, Vorsitzender des Reutlinger Naturtheaters, nach der Dernière von »Die Kirche bleibt im Dorf« eine überaus erfolgreiche Bilanz der diesjährigen Wasenwald-Festspiele bekanntgegeben: Nach 35 Veranstaltungen wurde auch in diesem Sommer die magische 30 000er-Grenze bei den Besucherzahlen erneut geknackt.
Pippi sprengt alle Rekorde
Das Kinderstück »Pippi auf den sieben Meeren«, unter der Regie von Irfan Kars und mit Laura Renn in der Hauptrolle, sprengte in diesem Jahr sogar alle Rekorde. Denn mit genau 15 467 kleinen und großen Gästen konnten die bisher meisten Zuschauer bei einer Kindertheaterproduktion in der Vereinsgeschichte gezählt werden. Während andere Freilichtbühnen in Baden-Württemberg in diesem Sommer Zuschauereinbrüche verkraften müssen, lag die Auslastung bei den Veranstaltungen im Naturtheater Reutlingen bei durchschnittlich stolzen 83 Prozent. Schon zum Auftakt der Spielzeit strömten rund 1 500 Gäste zum Tag der offenen Tür.
Zu den 14 Vorstellungen von »Die Kirche bleibt im Dorf« kamen 10 910 Besucherinnen und Besucher. Bei »Pippi auf den sieben Meeren« waren 13 von 16 Vorstellungen ausverkauft und sorgten so für eine Auslastung von 97 Prozent.
Das Benefiz-Special zog 330 Gäste in den Bann, und zu den drei Gastspielen kamen insgesamt 1 743 Personen. Mit der wetterbedingten Absage der »Sommer Open Air« der Württembergischen Philharmonie gab es allerdings auch einen Wermutstropfen.
Damoklesschwert Corona
Immer noch schwebte auch in diesem Sommer das »Damoklesschwert Corona« über dem Naturtheater. Deshalb musste bereits die Spielzeit 2020 komplett abgesagt werden, und auch 2021 gab es nur einen eingeschränkten Spielbetrieb mit »Peter Pan« und Terrassen-Konzerten. So waren die Theatermacher erleichtert, dass die diesjährige Saison endlich wieder fast normal und ohne Einschränkungen ablaufen konnte. Trotzdem gab es immer wieder positive Testergebnisse bei Aktiven mit nicht unerheblichen Folgen für den Theaterbetrieb.
Ausfälle hinter den Kulissen konnten beinahe durchgehend durch zusätzliches ehrenamtliches Engagement ausgeglichen werden. Doch leider mussten auch immer wieder Akteure wegen Corona, für eine oder sogar mehrere Vorstellungen pausieren. Bei kleineren Rollen konnte kurzfristig immer jemand einspringen. Eine Vorstellung von »Die Kirche bleibt im Dorf« musste trotzdem abgesagt werden, weil zu viele Akteure, darunter auch Hauptdarsteller, positiv getestet wurden. Aber unter dem Strich hatte das Naturtheater Reutlingen viel Glück in diesem Sommer, denn es hätte viel schlimmer kommen können.
Umso dankbarer ist das Naturtheater seinem Publikum für dessen Besuch, Treue und Unterstützung bei der Finanzierung des neuen Betriebsgebäudes. Allein bei den Spendenaufrufen nach den Vorstellungen kamen in diesem Sommer stolze 39 231 Euro zusammen. Zählt man dann noch die Spendenaufrufe aus den Spielzeiten 2019 und 2021 dazu, haben die Zuschauer für das Bauprojekt schon über 95 000 Euro gespendet und so ihre Solidarität und Verbundenheit mit dem Naturtheater zum Ausdruck gebracht.
Sister Act und Zauber von Ozz
Diese Solidarität ist zugleich Ansporn für das Naturtheater. So laufen bereits die Vorbereitungen für die nächste Freilichttheatersaison, denn bekanntlich ist nach der Dernière vor der Premiere. Für die kleinen und großen Gäste steht im Sommer 2023 die wundervolle Geschichte »Der Zauberer von Ozz« und auf dem Spielplan. Außerdem kann sich das Publikum auf das himmlische Musical »Sister Act« freuen. Abgerundet wird das Programm unter anderem mit Gastspielen wie der »Musical Night« oder einer dann hoffentlich trockenen »Sommer Open Air« mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Der Vorverkauf für die Wasenwald-Festspiele 2023 startet ab Mittwoch, 5. Oktober. (eg)