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Aktuell Musiktheater

Zeitungsleser im Musical-Fieber

Exklusiv für seine Abonnenten veranstaltete der GEA eine Leserfahrt zu »Anastasia« nach Stuttgart

Herzlich willkommen waren die GEA-Abonnenten im Stuttgarter Stage-Palladium-Theater zu einer Vorstellung von »Anastasia« – und z
Herzlich willkommen waren die GEA-Abonnenten im Stuttgarter Stage-Palladium-Theater zu einer Vorstellung von »Anastasia« – und zu angeregten Gesprächen vor, während und nach der Aufführung. FOTOMONTAGE: SCHÄLE-SCHMITT Foto: Elke Schäle-Schmitt
Herzlich willkommen waren die GEA-Abonnenten im Stuttgarter Stage-Palladium-Theater zu einer Vorstellung von »Anastasia« – und zu angeregten Gesprächen vor, während und nach der Aufführung. FOTOMONTAGE: SCHÄLE-SCHMITT
Foto: Elke Schäle-Schmitt

REUTLINGEN/STUTTGART. Wen es einmal gepackt hat, das Musicalfieber, den lässt es offenbar nicht mehr los; nur allzu leicht wird der Infekt chronisch. Besonders die Altersgruppe fünfzig plus wirkt gefährdet, aber auch Jüngere werden befallen. Frauen scheinen anfälliger zu sein als Männer, und auch Zeitungsleser sind nicht gefeit: Drei voll besetzte Busse mit GEA-Abonnenten starteten jetzt von Reutlingen gen Stuttgart. Weitere Leser kamen mit einem Sonderbus aus Metzingen oder mit dem eigenen Auto. Ihr gemeinsames Ziel: das Stage-Palladium-Theater in Möhringen, wo seit gut drei Wochen das Broadway-Musical »Anastasia« gespielt wird (der GEA berichtete).

Die Vorstellung vom Freitagabend hatte der Generaler zusammen mit sechs anderen regionalen Tageszeitungen komplett gebucht – 1 840 Plätze insgesamt, die den Abonnenten zu stark ermäßigten Preisen angeboten wurden, davon 300 für GEA-Leser. Dass die teils hochgradig Musical-infiziert sind, stellte sich bereits bei der Busanfahrt heraus.

Kerstin aus Reutlingen etwa »hat alles gesehen, was bisher in Stuttgart gelaufen ist«, angefangen bei »Miss Saigon« 1999. Und was hat ihr am besten gefallen? »Phantom der Oper«, da muss sie nicht eine Sekunde überlegen, »allerdings die Hamburger Aufführung, nicht die Stuttgarter. Die Bühnentechnik in Hamburg war einzigartig.« Hat sie denn beide Inszenierungen besucht? Hat sie. »Die in Hamburg zweimal, in Stuttgart einmal; und dann noch in Wien und in Basel«, erklärt sie lachend. Musicalfieber eben.

Szene aus dem Musical Anastasia, das im Stuttgarter Stage-Palladium-Theater aufgeführt wird.  FOTO: JOHAN PERSSON
Szene aus dem Musical Anastasia, das im Stuttgarter Stage-Palladium-Theater aufgeführt wird. FOTO: JOHAN PERSSON
Szene aus dem Musical Anastasia, das im Stuttgarter Stage-Palladium-Theater aufgeführt wird. FOTO: JOHAN PERSSON

Interessiert sie sich für Anastasia und die Zarenfamilie oder allgemein für russische Geschichte? »Nein, das nicht«, meint sie. Im Gegensatz zu Hanna und Walter, ebenfalls aus Reutlingen, die sich im Theaterfoyer mit einem Glas Sekt auf die Vorstellung einstimmen; alle Getränke sind an dem Abend für Zeitungsleser frei. »Die Geschichte der Anastasia von Liebenzell hat mich als Kind sehr beschäftigt«, erzählt Hanna.

Von 1947 bis 1968 lebte im Liebenzeller Ortsteil Unterlengenhardt nämlich eine Frau, die sich als Zarentochter fühlte – oder auch nur ausgab. Egal, die moderne Wissenschaft hat solchen Legenden ohnehin ein Ende bereitet. Seit 2007 steht aufgrund einer DNA-Analyse zweifelsfrei fest, dass Anastasia zusammen mit ihrer Familie 1918 ermordet wurde.

Die sechs Frauen, die sich am benachbarten Stehtisch angeregt unterhalten, tangiert das wenig. Sie sind nicht aus historischem Interesse hier, sondern auf einer Art Betriebsausflug. Eine Pfullinger Ärztin hat ihr Praxisteam zur GEA-Leserfahrt eingeladen – schon zum zweiten Mal. »Bei ›Chicago‹ vor ein paar Jahren waren wir ebenfalls gemeinsam hier«, erzählen sie gut gelaunt.

»Das Bühnenbild ist überragend. So modern, mal was ganz anderes«

Im Hintergrund ertönt der Gong zum wiederholten Mal, höchste Zeit, die roten Plüschsessel zu belegen. Und dann beginnt das geheimnisvoll-spannende, berührende, kurzweilige musikalische Märchen um Zarentochter Anastasia, die den Mord an ihrer Familie überlebt hat. Oder vielleicht doch um Anja, die Betrügerin? So oder so: Bis zur Pause weilen Anja/Anastasia, ihre beiden Begleiter und mit ihnen das Publikum in St. Petersburg; danach geht es nach Paris, wo die betagte Zarenmutter im Exil um ihre Familie trauert. Die Pause bietet reichlich Gelegenheit, sich über den ersten Teil auszutauschen. »Sehr gelungen«, finden Susanne und Andreas aus Reutlingen. Die beiden können das beurteilen, denn auch sie haben seit »Miss Saigon« alle Stuttgarter Musicals besucht. »Nur bei Elisabeth hab’ ich ausgesetzt«, gesteht Andreas lachend.

Seit ein paar Jahren ist auch Tochter Jessica regelmäßig dabei. Die ist von »Anastasia« besonders angetan: »Das Bühnenbild ist überragend. So modern, mal was ganz anderes. Was da alles in Bewegung ist«, lobt die Fünfundzwanzigjährige begeistert.

Das Bühnenbild findet auch Kerstin super, wie sie auf der Rückfahrt erklärt. »Sehr beeindruckende Technik«, pflichtet Dieter, ihr Begleiter, bei. »Außerdem ist die Story gut umgesetzt.« Und was meinen die Mitfahrerinnen ringsum? »Grandiose Kulissen, unglaublich, das muss man weitererzählen, hat sich voll gelohnt, davon können wir ein paar Wochen zehren«, so lauten die Urteile. Glänzende Augen und gerötete Wangen, wohin man schaut. Musicalfieber eben. (GEA)