REUTLINGEN. Die Antwort von Torsten Moser fällt kurz und knapp aus: »Davon halte ich nichts« - weil ihn der Alltag gelehrt hat, dass es komplett ohne Auto nicht geht. Als Berufspendler, der werktäglich zwischen Reutlingen und Stuttgart unterwegs ist, hat der 59-Jährige für sich herausgefunden, dass Züge keine adäquate Alternative darstellen. »Wer wie ich schon mehrfach mit Ausfällen und eklatanten Verspätungen konfrontiert wurde, weiß, was er an seinem Auto hat.« Sein Fazit: So lange Züge und Busse keine verlässlichen Verkehrsmittel sind, taugen sie nicht als Autoersatz.
Derweil Delphine Bernard-Müller auf die »Öffis« schwört. »Ich bin allerdings in der glücklichen Position, viele Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen zu können. Wirklich angewiesen bin ich auf die RSV nicht.« Und aufs Auto? Bedingt. »Großeinkäufe erledige ich natürlich mit meinem Golf.« 15 Jahre hat der Wagen bereits auf der Karosserie und »etwa 100.000 Kilometer auf dem Tacho. Sie sehen daran, dass ich ihn oft in der Garage stehen habe.« Zumal die Rottenburgerin Autos in den Innenstädten als »Ballast« empfindet. »Die nervige Parkplatzsuche, das Stopp-and-Go - darauf kann ich gerne verzichten. Mit dem Rad kommt man definitiv schneller von A nach B.«
Oder auch nicht, wie Horst Härle einwendet. »Ich bin nicht mehr gut zu Fuß und darum auf mein Auto angewiesen«, sagt der 84-Jährige. »Für mich ist das Auto ein Stück Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit.« Dabei legt der Senior mit seinem Wagen nurmehr Kurzstrecken zurück und nutzt ihn planvoll. »Unnötige Fahrten mache ich längst nicht mehr, sondern sehe zu, dass ich Erledigungen miteinander verbinde. Also Supermarkt, Arztbesuch und Post in einem Aufwasch und nicht an drei Tagen mit drei Fahrten. Das schont die Umwelt und entlastet meinen Geldbeutel. Die Spritpreise sind inzwischen schließlich ausgesprochen happig.«
Dem kann Devin Celik nur beipflichten. »Benzin haut rein«, so der 19-jährige Führerscheinneuling, der sich derzeit »relativ häufig« hinters Steuer klemmt – »um die nötige Fahrpraxis zu sammeln«. Selbstkritisch beobachtet hat der Student freilich auch, dass »der Führerschein faul macht«. Wo er früher tapfer zum Regenschirm griff, setzt er sich jetzt schon mal in den Wagen. »Ich weiß, dass das blöd ist, aber halt auch verlockend.« Was diese Bequemlichkeit betrifft, will der Reutlinger darauf achten, dass derlei unnötige Fahrten nicht überhand nehmen. Denn der Klimaschutz »ist für mich mehr als eine Phrase, er ist eine Notwendigkeit. Da darf man sich nichts vormachen.«
Und wie steht Ilona Kemmler zur Automobilität? »Für mich bedeutet sie Wahlfreiheit. Das heißt aber nicht, dass ich ständig das Auto nutze.« Den Wocheneinkauf erledigt sie damit – auch für ihre betagten Eltern. Und in den Urlaub fährt die Reutlingerin »eigentlich ausschließlich mit dem Auto«. Meist sei sie jedoch auf ihrem E-Bike anzutreffen. »Das ist für mich im Alltag inzwischen das Fortbewegungsmittel Nummer eins.« Anders sei der Fall bei Vater und Mutter gelagert. »Sie wohnen beim Georgenberg – und da geht für Senioren nur wenig.« Warum? »Weil der Weg zur nächsten Bushaltestelle weit ist. Manchmal nehmen sie ein Taxi, manchmal chauffiere ich sie, beispielsweise zum Arzt, zum Friseur oder so.« (GEA)