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Reutlinger Museen öffnen wieder

Mit der Sonderausstellung "Hochstapler, Schnüffler, Trunkenbolde und andere verrückte Schmetterlinge – Fotografien von Ingo Arnd
Mit der Sonderausstellung »Hochstapler, Schnüffler, Trunkenbolde und andere verrückte Schmetterlinge – Fotografien von Ingo Arndt« empfängt das Naturkundemuseum seine Besucherinnen und Besucher. Foto: Ingo Arndt
Mit der Sonderausstellung »Hochstapler, Schnüffler, Trunkenbolde und andere verrückte Schmetterlinge – Fotografien von Ingo Arndt« empfängt das Naturkundemuseum seine Besucherinnen und Besucher.
Foto: Ingo Arndt
REUTLINGEN. Am Donnerstag, 14. Mai, öffnen die Reutlinger Museen nach Pandemie-bedingter Schließung wieder ihre Pforten. Wie überall gelten auch hier Hygieneregeln und Auflagen. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist Voraussetzung für den Besuch.

Mit der Sonderausstellung »Hochstapler, Schnüffler, Trunkenbolde und andere verrückte Schmetterlinge – Fotografien von Ingo Arndt« empfängt das Naturkundemuseum seine Besucherinnen und Besucher. Schmetterlinge bilden mit knapp 160.000 beschriebenen Arten, nach den Käfern, die umfangreichste Gruppe innerhalb der Insekten und gehören mit ihrer zerbrechlichen Schönheit zu den großen Sympathieträgern im Tierreich. Das ist bekannt. Aber wer weiß schon, dass es unter ihnen auch Dauerläufer, Trunkenbolde, Hochstapler, Taucher und sogar sprechende Schmetterlinge gibt? Mit spektakulären Fotografien lüftet Ingo Arndt diese und viele weitere Geheimnisse aus dem Leben der Schmetterlinge. Neben einem hohen Maß an Bildästhetik und spannenden Texten des bekannten Autoren Claus-Peter Lieckfeld, eröffnet diese Ausstellung eine Welt, die uns wieder einmal staunen lässt.

Ingo Arndt ist einer der international bedeutendsten Tier- und Naturfotografen. Seine Bilder werden in den führenden Magazinen weltweit veröffentlicht und gewannen zahlreiche Preise, unter anderem bisher achtmal beim Wildlife Photographer of the Year. Für die Schmetterlinge verbrachte er zusammen mit seiner Frau Silke viele Monate in den unterschiedlichsten Ländern der Erde. Oftmals wurde er aber auch direkt vor der eigenen Haustür fündig. Objekte aus der Sammlung des Naturkundemuseums ergänzen die Schau.

Das Jahresprogramm des Kunstmuseums Reutlingen wurde aufgrund der Corona-Pandemie und des damit einhergehenden Lockdowns angepasst. Hier die wichtigsten Änderungen: Die Ausstellungen im Kunstmuseum Reutlingen | Spendhaus, Moby Dick. François Joseph Chabrillat (1960–2019) und die Moderne, sowie Im Wald geboren. Jems Koko Bi & HAP Grieshaber wurden verlängert. Die Einzelausstellung der Berliner Künstlerin Jenny Michel. Was bisher geschah: Doors, Windows and Cells eröffnet am 12. November.  Die Ausstellungen im Kunstmuseum Reutlingen | konkret, Gläserne Härten. Konkrete, generative und sonisch visionäre Kunst beginnt neu am 18. September, die Ausstellung Peter Buggenhout: nicht geheuer eröffnet am 18. Dezember.

Veranstaltungen und Führungen durch die Ausstellungen können vorerst nicht durchgeführt werden. Das Kunstmuseum Reutlingen informiert auf der Website und den Social Media-Kanälen (Facebook und Instagram) über laufende Projekte und bietet Einblicke in aktuelle Ausstellungen und den Museumsalltag.

Ganz neu ist die Ausstellung Im Wald geboren. Jems Koko Bi & HAP Grieshaber. Dort erleben die Besucher eine unerwartete Gegenüberstellung dieser beiden Künstler, die sich nie begegnet sind, und die doch viel verbindet. Ein Leben ohne Wald ist für die Menschheit nicht möglich. Nicht nur, weil die grünen Lungen schädliches Kohlendioxid aus der Luft binden und den für unser Überleben notwendigen Sauerstoff produzieren. Nicht nur, weil Holz eine wichtige nachwachsende Ressource ist und als Basis fossiler Brennstoffe für die Industrie und Wirtschaft genutzt wird. Der Wald ist ein Sehnsuchtsraum. Er gibt uns die Möglichkeit, eine andere Umwelt zu erleben, als in urbanen Ballungsräumen, wo die Mehrheit der Menschen wohnt und arbeitet. Die Pandemie, die momentan das Leben einschränkt, verstärkt den Wunsch nach einem solchen Rückzugsort. Wenn die Menschheit den Wald zerstört, zerstört sie sich selbst. Unsere Erfahrungen mit dem Klimawandel und der Umweltverschmutzung zeigen uns das fragile Gleichgewicht der Natur auf: Die reziproken Beziehungen zwischen menschlichem und nicht-menschlichem Leben auf diesem Planeten sind höchst empfindlich.

In der Ausstellung »Im Wald geboren. Jems Koko Bi & HAP Grieshaber«.
In der Ausstellung "Im Wald geboren. Jems Koko Bi & HAP Grieshaber". Foto: Stadt Reutlingen
In der Ausstellung "Im Wald geboren. Jems Koko Bi & HAP Grieshaber".
Foto: Stadt Reutlingen

Anlässlich dieser ersten institutionellen Einzelausstellung in Europa widmet sich der Holzbildhauer Koko Bi auch dem Medium Holzschnitt. Was ihn mit dem deutschen Holzschneider HAP Grieshaber (1909–1981) verbindet, sind Themen, Werte und Materialität. Der Baum und seine Substanz stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Das Holz mit seinen charakteristischen Feinheiten wie Jahresringen, Astlöchern und individueller Farbigkeit wird in den Werken der beiden Künstler stets offenbar. In dem präzisen, fast zärtlichen Umgang kommt die hohe Wertschätzung zum Ausdruck, die beide für das Material ihrer Kunst zeigen. Beide Künstler thematisieren in ihren Werken das Schicksal des Waldes, welches untrennbar mit dem der Menschheit verbunden ist. Die politischen Holzschnitte Grieshabers sind Ausdruck vom Widerstand gegen den Raubbau an der Natur in den 1970er-Jahren und haben angesichts der Klimakrise nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Die Figurengruppen Koko Bis stehen in der Tradition einer solchen politischen Kunst, wobei seine Werke ein globales, ja universelles Plädoyer für einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen vermitteln.

Auch das Heimatmuseum öffnet am Donnerstag seine Türen. Besucherinnen und Besuchern bieten sich wieder vielfältige Einblicke in die Kultur und Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Reutlingen. Ob mittelalterliche Messkasel, kunstvolle Kabinettscheiben oder die originalgetreu erhaltene Zunftstube der Reutlinger Weingärtner - ausgewählte Objekte dokumentieren über fünf Stockwerke hinweg auf anschauliche Weise Themen der Reutlinger Stadtgeschichte.

Ursprünglich war geplant, seit 20. April die Ausstellung »Kriegsende! Kriegsende? Reutlingen nach 1945« anlässlich des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren zu präsentieren. Diese Ausstellung ist aufgrund der Corona-bedingten Museumsschließung auf das Frühjahr 2021 verschoben. Aber im Untergeschoss des Heimatmuseums lässt sich diese schwere Zeit trotzdem erkunden. Der Tiefkeller des Museums wurde vor Beginn des Krieges zum Luftschutzkeller ausgebaut und beherbergt heute die Ausstellung zum Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg in Reutlingen.

Das Samenhandelsmuseum Gönningen, das Industriemagazin und das Museum ‚Im Dorf‘ in Betzingen bleiben vorerst noch geschlossen. (pm)