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Wie die Aerosole aus der Stadthalle Reutlingen vertrieben werden

Die Geschäftsführerin der Reutlinger Stadthalle hofft auf baldige Öffnung, denn pro Stunde wird die komplette Luft im Saal ausgetauscht.

Quelllüftung im Großen Saal der Stadthalle Reutlingen
Quelllüftung im Großen Saal: In der Stadthallle herrscht nie dicke Luft (hier bei einer Gemeinderatssitzung). FOTO: NIETHAMMER
Quelllüftung im Großen Saal: In der Stadthallle herrscht nie dicke Luft (hier bei einer Gemeinderatssitzung). FOTO: NIETHAMMER

REUTLINGEN. Der Hinweis von Petra Roser kommt dezent, aber unmissverständlich: »Wir würden gerne wieder arbeiten.« Die Geschäftsführerin der Reutlinger Stadthalle will möglichst schnell in den Normalzustand kommen. »Wir hoffen auf einen Stufenplan im Mai.« Denn ihr Haus tauge für große Formate – trotz Corona und besser als jede Turn- und Festhalle.

Um das zu beweisen, erinnert Roser an Qualitäten, die als selbstverständlich gelten, in Zeiten von Corona aber eine besondere Qualität erhalten. Es geht um Luft: Wie sauber ist sie in einem Raum dieser Größe? Sehr sauber, könnte man als Fazit unter Rosers Luftreport schreiben.

Eine Art Luft-See am Boden

Angeblich müssen sich Besucher der Stadthalle über Aerosole keine Gedanken machen. Pro Stunde wird die komplette Luft im Saal ausgetauscht. Die Quelllüftung im Großen Saal sorgt für permanenten Luftaustausch, wobei die verbrauchte Luft direkt nach oben abgeleitet und von unten stetig ersetzt wird. Und so funktioniert es: Die Quelllüftung nutzt das natürliche Phänomen der Verdrängung. Frische und zusätzlich gefilterte Außenluft quillt von unten in den Raum. Dort breitet sie sich wie eine Art See am Boden aus und belüftet den Raum unaufhörlich neu. Durch die Wärmequellen im Saal – Besucher, Heizung, Beleuchtung – entsteht eine selbstregulierende Thermik. Verbrauchte Luft wird senkrecht nach oben abtransportiert. Von unten strömt permanent weiter frische Luft nach. Diesen automatischen Aufzugseffekt nimmt der Besucher nicht wahr, spürt aber die gute Qualität der Luft.

Der Große Saal verfügt über eine maximale Umwälzkapazität von 45 000 Kubikmeter Abluft und Zuluft pro Stunde. Dieser Austausch geschieht laut Roser »verwirbelungsfrei«. Dabei umfasst das Luftvolumen des Saals gerade einmal rund 20 000 Kubikmeter. Die Steuerung der Anlage erfolge passend zur Raumtemperatur und dem tatsächlichen CO2-Gehalt der Innenluft.

Rein rechnerisch ausgedrückt bedeutet das, dass bei 1 000 Gästen jedem Gast ein Luftvolumen von 45 Kubikmetern Frischluft zur Verfügung steht (bei 2 000 Gästen sind es immer noch 22,5 Kubikmeter). Auch für den Kleinen Saal mit seinen 16 000 Kubikmeter Luftvolumen sowie die 60 000 Kubikmeter Foyerflächen sei die Leistungsstärke der Lüftungssysteme überdimensional stark ausgelegt.

Das Prinzip funktioniert laut Roser »lüftungstechnisch exzellent«. Es biete die Gewissheit, dass zusammen mit dem Hygiene- und Sicherheitskonzept sämtliche Vorgaben der Landes-Corona-Verordnung übertroffen werden. Man erfülle »bei Weitem« die Anforderungen der Verordnung der Landesregierung. 140 Veranstaltungen, die unter den Vorgaben der Pandemie inzwischen stattgefunden haben, seien perfekt gelaufen. Gemeinderatssitzungen, baden-württembergischer Mediziner-Test, städtebaulicher Wettbewerb, Landesdelegiertenkonferenz – »das gute Gefühl war immer sichergestellt«, glaubt Roser.

Daran soll sich die Politik erinnern: »Es gibt durchaus Optionen, mittelfristig über einen Stufenplan nachzudenken«, formuliert Roser zurückhaltend, allerdings mit der Gewissheit, in ihrem Haus alle Voraussetzungen dafür zu haben. (GEA)

HYGIENE- UND SICHERHEITSKONZEPT

Trennvorrichtungen für Tagungen: Jeder Sitzplatz ist mit Plexiglas geschützt

Von Anfang bis Ende: Das Hygiene- und Sicherheitskonzept der Stadthalle umfasst die Phasen einer Veranstaltungsdurchführung:

Schnelltests für alle:

Beteiligte Mitarbeiter von Security, Catering, Technik etc. werden je nach Bedarf täglich getestet; auf Wunsch wird dem Veranstalter und Teilnehmer ein dem Eintritt vorgeschaltetes Testangebot an allen Veranstaltungstagen angeboten.

Wegeführung:

Die Teilnehmer gelangen sicher zu ihrem Platz und nach Veranstaltungsende wieder ins Freie. Maskottchen und Hinweisschilder am Boden sowie Aufsteller erinnern an das Abstandsgebot.

Desinfektionsspender:

im gesamten Haus vorhanden; Türklinken sind mit Zusatzkonstruktionen ausgestattet, sie lassen sich mit dem Ellbogen bedienen.

Plexiglas:

Trennvorrichtungen für Tagungen; jeder Sitzplatz ist geschützt, Fenster in den klimatisierten Tagungsräumen lassen sich öffnen.

Catering:

Unter Einhaltung aller Hygienevorgaben werden die akkreditierten Gäste bestens versorgt. (GEA)