KREIS REUTLINGEN. Einmal im Jahr öffnen sich Türen, die sonst geschlossen bleiben. Am Sonntag, 8. September, ist der Tag des offenen Denkmals. Traditionsreiche Stätten der Stadtgeschichte, aber auch Zeugnisse der jüngeren Vergangenheit stehen dann im Mittelpunkt. Mit Führungen, Hintergrunderläuterungen und dem direkten Erleben der Örtlichkeiten tauchen die Teilnehmer in vergangene Welten ein und entdecken so mehr über die Stadtgeschichte und ihre Persönlichkeiten.
Die für alle Besucher kostenlose Veranstaltung erfuhr in den vergangenen Jahren in Reutlingen stets regen Zuspruch und auch das diesjährige Programm kann sich sehen lassen. Bekannte Reutlinger Wahrzeichen wie das frisch renovierte Tübinger Tor – bei dem auch die an der Renovierung beteiligte Zimmerei Hintergründe zur Renovierung beleuchten wird – und die Marienkirche sind selbstredend mit von der Partie. Aber auch weniger im öffentlichen Fokus stehende Denkmäler wie das Wasserkraftwerk »Wernersche Mühle«, das als Wiege der Reutlinger Stromversorgung bezeichnet werden kann, und der ehemalige Marchtaler Klosterhof, der mit seiner Kapelle eines der ältesten sakralen Gebäude Reutlingens birgt, öffnen ihre Türen für Besucher.
Reutlinger Wahrzeichen
Die durch einschneidende Umbauten bald so nicht mehr bestehende Christuskirche, die für ihre außerordentliche Akustik bekannt ist, und die Marienkirche in Bronnweiler, die von hoher kunst- und architekturgeschichtlicher Bedeutung zeugt, ergänzen das Programm um weitere Sakralbauten. Und auch das Gustav Werner Forum, das viele immer noch »Krankenhäusle« nennen, und das ehemalige Wohnhaus von Eduard-Lucas in der Pomologie nehmen teil.
Frühere Lebenswelten der Reutlinger Bürger macht der Besuch eines großen, privaten Kellergewölbes in der Aulber-straße erfahrbar: Vom Weinkeller wurde er in Kriegszeiten zum Schutzkeller umgebaut. Führungen zu den kunstvoll gestalteten Laufbrunnen Reutlingens, zu Kaiserdenkmälern und durch Gmindersdorf versprechen, zu aufschlussreichen Spaziergängen durch das Stadtgebiet zu werden. Weniger oft wahrgenommene »Schätze« finden sich in der idyllischen Oase des Heimatmuseumsgartens, aber auch in der Getrud-Bernhardt-Ausstellung, die von 10 bis 16 Uhr im Atelier Victor gezeigt wird.
Dem Motto des diesjährigen Denkmaltages entsprechend sind all diese Orte und Kulturzeugnisse »Wahr-Zeichen«. Als Zeugnisse vergangener Zeiten spiegeln sie authentische Reutlinger Geschichten aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Das Programm lädt dazu ein, diese Geschichten zu entdecken.
Für einige der Führungen ist eine Anmeldung nötig. Diese kann kostenlos bei allen Vorverkaufstellen von Easy Ticket Service durchgeführt werden. Ohne Anmeldung kann für Führungen keine Teilnahme garantiert werden. Informationen zum Tag des offenen Denkmals in Reutlingen sind auf der städtischen Homepage zu finden.
Im Landratsamt, Bismarckstraße 47, bietet Kreisarchivar Dr. Marco Birn Führungen im Großen Sitzungssaal an: um 12, 12.30, 13, 13.30, 14 und 14.30 Uhr. Das prachtvolle Regierungsgebäude des einstigen Schwarzwaldkreises und heutigen Landratsamts bezieht sich in vielen Details auf den Machtbereich und den Anspruch der damaligen Kreisregierung. Das im Stil der Neurenaissance nach Plänen des Bezirksbauinspektors Friedrich Kempter von 1903 bis 1905 erbaute Gebäude ist wohl das repräsentativste seiner Art in Reutlingen. Der Große Sitzungssaal, in dem seit über 60 Jahren der Kreistag tagt, ist das Herzstück des Gebäudes.
Schnitzwerk in Jugendstil
Berühmt ist die breite Fensterfront mit den farbigen Wappenscheiben der 17 Oberamtsstädte des Schwarzwaldkreises. Wappendarstellungen und Wahlsprüche an den Wänden, gemaltes Ranken- und Blattwerk an der Decke, die beiden mächtigen Kachelöfen und zwei große metallene Radleuchter verleihen dem Raum ein »altdeutsches« Gepräge. Die mächtige Balkendecke, die an allen vier Seiten trapezförmig herabgezogen ist, lässt den Eindruck eines Dachgeschossraumes entstehen und die mit Schnitzwerk in Jugendstilmanier verzierte dunkle Holzvertäfelung, in die auch Türen und Portal einbezogen sind, gibt dem Raum einen passenden Rahmen. Treffpunkt für die Führungen ist der Große Sitzungssaal im Landratsamt. Eine Anmeldung ist hierfür nicht erforderlich. (eg)
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