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Was Reutlinger zum Abba-Comeback sagen

Zwischen Schulterzucken und Begeisterung: Passanten auf der Reutlinger Wilhelmstraße bewerten das Abba-Comeback nebst digitaler Avatar-Show ganz unterschiedlich.

Beim Abba-Event »Abba Voyage« im Hotel »nhow Berlin« wird vor Fans ein neues Album und eine Hologramm-Show der Band Abba angekün
Beim Abba-Event »Abba Voyage« im Hotel »nhow Berlin« wird vor Fans ein neues Album und eine Hologramm-Show der Band Abba angekündigt. Foto: Jens Kalaene/dpa
Beim Abba-Event »Abba Voyage« im Hotel »nhow Berlin« wird vor Fans ein neues Album und eine Hologramm-Show der Band Abba angekündigt. Foto: Jens Kalaene/dpa

REUTLINGEN. Nach beinahe 40 Jahren hat die schwedische Popgruppe Abba mit ihrem neuen Album »Voyage«, das am 5. November auf den Markt kommen soll, ein unerwartetes Comeback hingelegt. In der (Internet-)Szene wird dies als »Mega-Sensation« gefeiert. Auf der Wilhelmstraße auch? Begeistern sich Passanten für neue Songs wie »I Still Have Faith In You« und »Don’t Shut Me Down«? Der GEA hakte in der Fußgängerzohe nach.

Etwa bei Diana Winter , die beide Titel im Radio gehört hat, aber trotzdem nicht spontan entflammt ist. »Die Band«, sagt sie, »ist sich musikalisch treu geblieben. Aber der Funke von einst springt bei mir trotzdem nicht über. Ich finde das Comeback entbehrlich und kann den medialen Wirbel drumrum nur bedingt nachvollziehen.« Abba und Songs wie »Dancing Queen«, »Fernando«, »Chiquitita« oder »Thank You For The Music« verbindet die 64-Jährige mit »durchgeschwoften Nächten, mit meiner ersten Zigarette, mit Liebeskummer zu ›The Winner Takes It All‹ und mit Schlaghosen«. Schön sei die Zeit, seien die 1970er-Jahre gewesen. »Aber das lässt sich nicht zurückdrehen« – nicht mal von einer nachgerade legendären skandinavischen Combo.

Derweil sich Elke Kärcher schon mächtig auf die neue Scheibe freut. »Als ich gestern Abend im Fernsehen einen Beitrag über das Comeback gesehen habe, war ich begeistert«, verrät die Bempflingerin, die ihr Faible für den Sound von Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid gewissermaßen mit der Muttermilch aufgesogen hat. »Meine Eltern waren echte Fans. Sie haben Abba oft gehört« – und Klein-Elke dadurch ebenfalls. Bis heute findet sie die Lieder klasse und war deshalb auch im Kino, als der Musical-Film »Mamma Mia!« in die deutschen Lichtspielhäuser kam.

Mutiger Vorstoß

Nicht auf Leinwand, sondern auf der Bühne in Stuttgart hat Philipp Schmid vor ein paar Jahren die Pop-Komödie über die alleinerziehende Mutter Donna und ihre heiratswilligen Tochter Sophie gesehen. »Mir hat’s gefallen«, meint der 31-Jährige, der die Titel von Abba »generell in Ordnung« findet – ohne deshalb erklärter Fan zu sein. Was sich schon allein daran zeigt, dass er erst im Gespräch mit dem GEA vom Comeback der Gruppe erfährt. Der Tübinger hält den Vorstoß der schwedischen Pop-Ikonen für mutig, müssen sie sich doch an einstigen Welterfolgen messen lassen. »Das kann bös’ ins Auge gehen.«

Eine Einschätzung, die von Simone Kuttler geteilt wird. »Wenn die damit mal kein spätes Waterloo erleben«, unkt sie in Anlehnung an den gleichnamigen Hit, mit dem Abba 1974 den Eurovision-Song-Contest gewonnen hatten. »Der dudelte damals im Radio rauf und runter. Ich habe ihn gemocht. In Euphorie ausgebrochen bin ich deshalb aber keineswegs.«

Ebenso wenig wie Sascha Schneider . »Abba waren in den Siebzigern eine ganz große Nummer«, erinnert sich der 61-Jährige. »Vor allem die Mädels sind darauf abgefahren. In der Schule sprachen wir von Weiberkram. Wir Jungs hätten nie öffentlich zugegeben, dass wir die Lieder gut finden. Das wäre fast schon einem Gesichtsverlust gleichgekommen.«

Um einen solchen hätte Dirk Noll zwar nicht gefürchtet, musste er aber auch nicht, denn: »Abba gehörten im Gegensatz zu den Stones nie zu meinen Favoriten und werden das auch nie tun.« Fürs Comeback hat der Reutlinger wenig mehr als ein Schulterzucken übrig. »Sollen sie machen«, sagt er und erklärt, dass ihm die Songs der Gruppe »zu weich gespült« sind. Als sie einst vermehrt »im Radio gespielt wurden, habe ich manchmal sogar abgeschaltet oder den Sender gewechselt.«

Beim Live-Konzert dabei

Und Karin Votteler-Stoll ? Die outet sich als »Mega-Fan«. Viele Liedtexte kann sie auswendig, und 1979 war sie beim Live-Konzert in der Wembley Arena dabei. »Von diesem Wahnsinns-Event zehre ich bis heute«, lacht die 66-Jährige. Umso fragwürdiger findet sie Pläne, wonach die Schweden demnächst als digitale Avatare in einer Konzert-Show zu erleben sein werden. »So ein Mumpitz! Entweder sie touren richtig oder gar nicht. Aber vielleicht bin ich für solche toppmodernen Formate ja schlichtweg zu alt.«

Dem würde Maximilian Zenke glatt widersprechen. Für ihn ist’s nämlich keine Frage des Alters sondern der Authentizität. Selbst 25 Lenze zählend, kann er sich für das Vorhaben einer Show mit digitalen Abbildern ganz und gar nicht begeistern. »Ich hätte sie gerne live erlebt. Das schon. Als Avatare brauche ich Abba allerdings nicht.« Und das neue Album braucht der Reutlinger ebenfalls nicht. Denn die beiden vorab freigegebenen Songs sprechen ihn weniger an. »Sie sind simpler gestrickt als die alten Hits«, meint der Reutlinger herausgehört zu haben.

Derweil Zina Davidov noch gar nichts vom Comeback und noch keine der neuen Einspielungen gehört hat. Durch ihre Eltern kennt sie zwar den einen oder anderen Hit aus den Siebzigern; unterm Strich freilich ist ihr die Schweden-Combo eher unbekannt. Immerhin: Ein Titel fällt der Zwanzigjährigen auf Nachfrage und nach einigem Nachdenken doch noch ein – der Silvester-Klassiker »Happy New Year«. (GEA)