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Was Angestellte zur Umstrukturierung der Kreiskliniken sagen

Die Angestellten der Kreiskliniken begegnen der Entscheidung des Kreistags mit großer Skepsis

GEA-Redakteur Matthias Schmid im Gespräch mit Frank Münzberg.
GEA-Redakteur Matthias Schmid im Gespräch mit Frank Münzberg. Foto: Gerlinde Trinkhaus
GEA-Redakteur Matthias Schmid im Gespräch mit Frank Münzberg.
Foto: Gerlinde Trinkhaus

METZINGEN. Frank Münzberg verzichtet für seine Überzeugung gerne auf seine Freizeit. Statt sich am Bodensee oder im Großen Lautertal zu vergnügen, um seine Überstunden abzufeiern, zieht der Angestellte des Reutlinger Klinikums am Montagnachmittag eine Fahrt nach Metzingen vor, um sich mit seinen Kollegen aus der Pflege zu solidarisieren.

Der 51-Jährige aus dem Einkauf will unbedingt dabei sein, wenn der Kreistag in der Metzinger Stadthalle über seine eigene Zukunft, über die Zukunft der drei Kreiskliniken Reutlingen, Bad Urach und Münsingen entscheidet. Münzberg mischt sich deshalb schon vorher unter die Menschen, um auch bei der Kundgebung der Gewerkschaft ver.di mitmachen zu können. Im Getümmel ist er unter Gleichgesinnten, die die Pläne, welcher der Kreistag später mehrheitlich beschließen sollte, ablehnen. Der Kreistag stimmt für einen sogenannten Managementvertrag, für die Einbeziehung von externen Geschäftsführern, die dafür sorgen sollen, dass die finanzielle Schieflage der Kreiskliniken von etwa fünf Millionen Euro im besten Fall verschwindet.

Auf dem Rücken der Mitarbeiter

Münzberg glaubt, dass das bisherige Zukunftskonzept des Kreistags aufgehe. »Die Geschäftsführer Norbert Finke und Friedemann Salzer haben die richtige Strategie gefunden«, sagt Münzberg, »weil Schwerpunkte gesetzt werden, wie in Bad Urach, wo sie sich der Altersmedizin verschreiben, um so Kosten einzusparen.« Überflüssig findet er deshalb, dass nun externe Fachkräfte installiert werden. Er macht vielmehr ein politisches Problem aus. »Es ist ein Armutszeugnis, dass wir hier überhaupt stehen müssen«, hebt Münzberg hervor, »und diese Probleme auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen werden müssen.« Er echauffiert sich vor allem über die Tatsache, dass die gesetzlichen Verpflichtungen bei Weitem nicht erfüllt würden. Die tatsächliche Förderquote des Landkreises für Investitionen liege nur bei 40 Prozent. »Das bedeutet«, erklärt Münzberg, »dass die Kliniken für die Beschaffung von Medizingeräten oder Neubauten größtenteils selber aufkommen müssen. Rechnet man diesen Posten heraus, dann liegt das Defizit bei noch rund einer Million Euro.«

Wie seine Mitstreiter befürchtet er, dass der Einstieg von neuen Geschäftsführern der Beginn einer einsetzenden Teilprivatisierung ist – samt Kündigungen und schlechter werdender Gesundheitsversorgung in der Region.

Nach der Entscheidung verlässt Münzberg mit eingerollter ver.di-Fahne geknickt die Halle. Auch Martina Kroll verschwindet schnell Richtung Bus. Die Laborleiterin der Pathologie arbeitet seit 31 Jahren im Reutlinger Klinikum, sie hat in dieser Zeit viele Veränderungen miterlebt. »Schon wieder eine Umstrukturierung«, dieser Gedanken schwirrt in ihrem Kopf herum, als sie von den Plänen gehört hat. Die Entscheidung des Kreistags überrascht sie daher nicht. Dramatisieren will sie sie aber nicht, denn ihre Bezahlung sei völlig okay. Sorgen mache sie sich nur um eine Arbeitsmehrbelastung, wie sie zugibt. »Ich vermisse von der Politik ein klares durchgängiges Konzept, wie sich die Kliniken selbst finanzieren können«, betont Kroll. Auf die Frage, ob es die externen Manager besser hinbekommen werden, antwortet sie nur mit einem Schulterzucken. Ihre Kollegin, die neben ihr steht, nickt zustimmend. (GEA)