REUTLINGEN. Der Reutlinger Wald ist reich an alten Eichen und Heimat vieler seltener Arten. Seit vielen Jahren wird er naturnah bewirtschaftet. Deshalb wurde die Stadt vom Naturschutzbund (Nabu) nun zum zwölften Nabu-Naturwaldbetrieb in Baden-Württemberg ausgezeichnet. Mit diesem Prädikat würdigt der Nabu Kommunen und Waldbesitzende, die sich einem naturnahen Forst und naturschutzorientierter Bewirtschaftung verpflichtet sehen.
»Getreu dem Motto ,Tue Gutes und rede darüber', werden durch die Auszeichnung als Nabu-Naturwaldbetrieb auch nach außen die Bemühungen und Ziele der Waldbewirtschaftung in Reutlingen sichtbar und festgeschrieben«, sagte Oberbürgermeister Thomas Keck bei der Übergabe der Urkunde auf dem Reutlinger Forsthof.
Rund 2.000 Hektar Stadtwald
Der Stadtwald umfasst rund 2.000 Hektar, wovon über die Hälfte im Biosphärengebiet Schwäbische Alb liegt. Er prägt das Landschaftsbild am Albtrauf und hat eine Vielzahl an Funktionen: Erholung, Naturschutz, Klimaschutz und Immissionsschutz sowie nachhaltige Holzproduktion. Dominiert wird der Forst von Laubbäumen wie Buchen, Eichen und Bergahorn. Nadelhölzer spielen eine kleinere Rolle. Über zehn Prozent des Waldes bleiben forstlich ungenutzt. Hier kann sich die Fläche - frei von menschlichen Eingriffen - zu ökologisch bedeutsamen, alten Wäldern entwickeln. Dort finden viele Tierarten ein attraktives Zuhause.
Der Erholungsort für Menschen und Lebensraum für Tiere soll langfristig geschützt werden: »Es ist das erklärte Ziel der Stadt Reutlingen, den Wald nicht auszubeuten, sondern nachhaltig und schonend zu bewirtschaften und für kommende Generationen zu erhalten«, sagte Keck. Auch für das Klima habe der Wald eine zentrale Bedeutung.
Verpflichtende Naturwaldkriterien
Deshalb habe die SPD-Fraktion »offene Türen eingerannt, mit ihrem Antrag, sich zukünftig offiziell zu verpflichten, die Nabu-Naturwaldkriterien einzuhalten«, so der OB. Diese Kriterien umfassen den Verzicht auf Kahlschlag und den Einsatz von Chemie, den Vorrang der Naturverjüngung, die Nutzung einer sanften Betriebstechnik, einen aktiven Waldnaturschutz sowie einen waldverträglichen Wildbestand - und werden bereits jetzt im Stadtwald gelebt.
Dafür gab es viel Lob von Kreisforstamtsleiter Franz-Josef Risse: »Die Stadt hat sich schon immer für den Wald eingesetzt und sich damit identifiziert. Das ist nicht selbstverständlich.« Mit der Auszeichnung gehöre der Stadtwald nun zu den Vorzeigewäldern Baden-Württembergs. Für diese Errungenschaft bedankte sich Keck bei allen Verantwortlichen des Forstamtes, den Förstern sowie den Mitarbeitern des städtischen Forstbetriebs - und das generationenübergreifend: »Wenn man unsere Bestände mit über 200-jährigen Eichen betrachtet, kann man erahnen, wie viele Generationen von Förstern und Mitarbeitern hieran schon gearbeitet haben.«
Uwe Prietzel, Geschäftsführer des Nabu Baden-Württemberg, freute sich darüber, dass »Reutlingen sich dieser Herausforderung annimmt.« Mit der Auszeichnung wolle der Nabu Waldbesitzer motivieren, sich an die Naturwaldkriterien zu binden und dranzubleiben. Dabei soll auch das gute Image des Nabu helfen. Der studierte Förster hatte sich zuvor bei einem Besuch selbst vom Reutlinger Wald überzeugt und nun die Stadt mit der Urkunde ausgezeichnet. (GEA)

