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Aktuell Flüchtlinge

Von 2.800 arbeitslosen Ukrainern im Bezirk Reutlingen haben 50 Arbeit gefunden

Arbeitsagentur
Das Logo der Agentur für Arbeit. Foto: Sebastian Gollnow
Das Logo der Agentur für Arbeit.
Foto: Sebastian Gollnow

KREIS REUTLINGEN/TÜBINGEN. Die Menschen, die seit Februar 2022 aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, werden seit Juni 2022 von den Jobcentern betreut. Aktuell sind rund 25.000 von ihnen in den Jobcentern gemeldet, dies entspricht rund 18 Prozent aller Arbeitslosen. Knapp 17.000 der ukrainischen Jobsuchenden sind Frauen, rund 8.000 Männer. Im Bezirk der Agentur für Arbeit sind aktuell etwa 2.800 Ukrainer im erwerbsfähigen Alter gemeldet. Diese verteilen sich auf die beiden Jobcenter Landkreis Reutlingen (circa 1.500) und Tübingen (etwa 1.300).

25 Prozent Akademiker

Der Großteil befindet sich noch in Sprachkursen/Praktika. »Die Geflüchteten sind gut ausgebildet und haben nahezu alle einen Schulabschluss. Etwa 25 Prozent sind Akademiker«, so Oliver Kerl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur. »Die gute Ausbildung macht sich auch dadurch bemerkbar, dass Monat für Monat mehr Geflüchtete in den Arbeitsmarkt integriert werden. Rund 50 Betroffene haben im Agenturbezirk Reutlingen bereits eine Arbeit aufgenommen.«

Kataryna D. ist eine von ihnen. In der Ukraine hat die heute 21-Jährige Deutsch auf Lehramt studiert. Da sie sich von Anfang an gut verständigen konnte, fand sie sich bald in ihrer neuen Heimat Bad Urach zurecht. Seit Mitte Mai ist sie nun als Badeaufsicht im dortigen Höhenfreibad tätig, arbeitet an der Kasse und im Eingangsbereich mit. Der Arbeitsvertrag mit einem Zeitumfang von 80 Prozent läuft bis zum Ende der Freibadsaison, ihr Studium läuft parallel weiter, online. Ihren Magisterabschluss möchte sie dann im Dezember machen.

So weit ist Maria S. noch nicht. Im März 2022 kam sie nach Deutschland und nach nur fünf Monaten hatte sie eine Arbeitsstelle. Ihre Deutschkenntnisse sind ausbaufähig und trotzdem fand sie schnell einen Minijob als Helferin in der Reinigung. Seit Mai 2023 hat Maria S. nun eine Teilzeitstelle als Helferin in der Altenpflege, ihren berufsbezogenen Deutschkurs hat sie Mitte Juni abgeschlossen. Ihr Arbeitsvertrag ist auf ein Jahr befristet. In ihrem Heimatland war die Ukrainerin als Verkäuferin im Textilbereich tätig, wenn ihre Deutschkenntnisse ausreichend sind, würde Maria S. anschließend auch hier gerne in diesem Bereich arbeiten.

Dass ein beruflicher Aufstieg ukrainischer Geflüchteter in Deutschland gelingen kann, zeigt das Beispiel von Lenya M., die 2022 bei einer Info-Veranstaltung im Jobcenter Tübingen für Ukraine-Flüchtlinge teilnahm und aufgrund ihrer guten Deutsch-Kenntnisse auffiel: Dort ist sie jetzt als Dolmetscherin angestellt. Lenya, in der Ukraine als Deutschlehrerin tätig, machte ihren Job so gut, dass sie im Rahmen einer internen Personalentwicklung in das Abrechnungsbüro der Agentur für Arbeit wechselte. Die sechsmonatige Probezeit in ihrem neuen Job hat sie mit Bravour bestanden, seit Februar 2023 arbeitet sie in Vollzeit bei der Arbeitsagentur. Mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag.

Warteliste für Sprachkurse

Das Beispiel der 42-Jährigen zeigt, dass ukrainische Mitbürgerinnen und Mitbürger mit guten Deutschkenntnissen sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, auch regional. Manchmal kann es – wie in diesem Beispiel – ganz schnell gehen. Doch zumeist braucht ein Berufseinstieg von geflüchteten Menschen Zeit. Gerade in qualifizierten Tätigkeiten ist nach einem Integrationskurs häufig noch eine berufsbezogene Sprachförderung erforderlich. Und ein Engpass bleibt nach wie vor die Bereitstellung von weiteren Sprachkursen. »Der Bedarf ist hoch und die Warteliste lang«, so Oliver Kerl.

Anerkennung von Abschlüssen

Außerdem muss häufig parallel die Anerkennung von Schul-, Studien- und Berufsabschlüssen verfolgt werden, um eine qualifikationsadäquate Beschäftigung in Deutschland zu ermöglichen.

Die meisten ukrainischen Geflüchteten schließen nun sukzessive die Integrationskurse ab. Mit Blick auf den Arbeits- und Fachkräftemangel liegt der Fokus der Arbeitsvermittlung in den Jobcentern nach eigenen Angaben nun auf der Aufnahme einer kompetenz- und qualifikationsadäquaten Beschäftigung. Mit Blick auf die Qualifikation brächten ukrainische Geflüchtete gute Voraussetzungen mit, um erfolgreich auf dem deutschen Arbeitsmarkt anzukommen und dauerhaft Beschäftigungen zu finden: »Sie verfügen zu mehr als 70 Prozent über ukrainische Berufsabschlüsse und Berufserfahrung und sind relativ jung«, teilt die Agentur für Arbeit mit. (eg)