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Vom Wert des Handwerks: Bildungsmesse Neckar-Alb eröffnet

Bildungsmesse Neckar-Alb (Binea) eröffnet. Ehemalige Berufsschüler der Kerschensteinerschule berichten

Eröffnung der Bildungsmesse Neckar-Alb (Binea) in der Maurerwerkstatt der Kerschensteinerschule (von links): Eugen Ziefle, Marce
Eröffnung der Bildungsmesse Neckar-Alb (Binea) in der Maurerwerkstatt der Kerschensteinerschule im Jahr 2020 (von links): Eugen Ziefle, Marcel Renz, Daniel Strober, Dominik »Dodokay« Kuhn, Marc Dietz, Thierry Atangeena, Claudia Haußmann und Dominik Werner. Foto: Anne Leipold
Eröffnung der Bildungsmesse Neckar-Alb (Binea) in der Maurerwerkstatt der Kerschensteinerschule im Jahr 2020 (von links): Eugen Ziefle, Marcel Renz, Daniel Strober, Dominik »Dodokay« Kuhn, Marc Dietz, Thierry Atangeena, Claudia Haußmann und Dominik Werner.
Foto: Anne Leipold

REUTLINGEN. Manchmal braucht es einfach Zeit. Zeit um seine Stärken und Interessen auszuloten, sich auszuprobieren, um letztlich den Beruf zu finden, der im Idealfall bis zur Rente glücklich macht und erfüllt. Dieser Weg geht nicht immer geradeaus, sondern verläuft auch mal im Zickzackkurs, wie Dominik Kuhn, besser bekannt als Dodokay, aus eigener Erfahrung weiß. Somit konnte er sich gut in seine Gäste reinversetzen, mit denen er in der Maurerwerkstatt der Kerschensteinerschule zum Thema »Vom Schüler zum Geschäftsführer – erfolgreich durch berufliche Weiterbildung« sprach.

Sie alle haben gemeinsam, dass sie diese Schule während der Ausbildung besucht haben, zurückkehrten, um sich neu zu orientieren oder auf dem aufzubauen, was sie bislang erreicht haben. Der Konsens der sieben Männer und Frauen: ausprobieren, mit den Eltern sprechen, informieren. Beispielsweise auf der Binea, der Bildungsmesse Neckar-Alb, die heute und morgen in der Stadthalle weitergeht.

Deren Eröffnung führte gestern erstmals an eine Berufsschule. Dorthin, wo die künftigen Fachkräfte schulisch ausgebildet werden. Dann klappt das auch mit dem Beruf, sagten die Gäste. Die Berufswahl legt immerhin das Fundament des weiteren Lebensweges.

Dass für eine erfolgreiche Karriere nicht immer das Studium notwendig ist, zeigten die Redner ebenso. »Auch ehrliche, handwerkliche Arbeit ist etwas wert«, betonte Marcel Renz, der vergangenes Jahr seinen Meister als Zimmermann gemacht hat.

Fachkräfte gesucht

»Überwiegend werden Menschen mit mittlerer und höherer Berufsqualifikation gesucht«, sagte Reutlingens Landrat Thomas Reumann in seiner Begrüßung. Junge Menschen müssten sich umfassend, ausführlich und zwanglos über ihren künftigen beruflichen Weg informieren können, betonte Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck in seiner Eröffnungsrede. Die Bildungsmesse erleichtere in vielen Fällen die Auswahl.

150 Aussteller geben Einblick in vielfältige Aus- und Weiterbildungen sowie Studiengänge, sagte Keck. »Die Binea bietet eine wundervolle Gelegenheit gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, Nachwuchskräfte zu finden«, betonte er.

Die Binea hat beispielsweise Marc Dietz an die Kerschensteinerschule gebracht, um dort sein Abitur zu machen und schließlich in der Berufsschule eine Ausbildung als Zimmermann. Die Ausbildung sieht er als gute Grundlage für ein späteres Studium. »Die Kunst liegt darin, sich mit den Handwerkern auf Augenhöhe zu unterhalten, aber auch mit dem Manager«, begründete Daniel Strober seinen Appell, ein Handwerk zu erlernen.

Er war Zimmermannsgeselle, Zivi, Bautechniker und hat sich inzwischen auf Sicherheitstechnik spezialisiert. Ausprobiert hat sich auch Claudia Haußmann, bis sie im Bäckerhandwerk ankam. Dort war sie zufrieden, entschied sich deshalb nach der Fachhochschulreife doch gegen ein Studium. Inzwischen ist sie Lehrerin an der Kerschensteinerschule. Immer wieder hat sie Schüler in der Klasse, die Anfang 40 sind und noch mal neu anfangen, weil sie in ihrem vorherigen Beruf keine Freude und Erfüllung gefunden haben.

»Wir leben in einer Zeit, in der der Leistungsdruck enorm geworden ist«, stellte Kuhn im Gespräch mit den Gästen fest. Damit einher geht eine Veränderung, die die Bildungsträger vor eine Herausforderung stellt: die Flexibilisierung der Arbeitswelt. »Die Menschen haben immer seltener gemeinsam Zeit«, sagte Dr. Ulrich Bausch, Vorsitzender des Netzwerks für berufliche Fortbildung der Landkreise Reutlingen/Tübingen, das die Binea seit ihrem Beginn 2007 unterstützt. Die Fortbildungen werden inzwischen in unterschiedlichen Formen wie E-Learning, duales System, als Block, Voll- oder Teilzeit angeboten, »um eine Antwort für die unterschiedlichen Lebenslagen der Menschen zu haben.«

Chancen bekannt machen

Der Chef der Reutlinger Volkshochschule betonte: »Die Binea leistet einen ganz entscheidenden Beitrag, die Chancen bekannt zu machen.« Und nicht nur das, wie Marcel Renz klarmachte: »Wenn man es schafft, beispielsweise auf der Binea die Eltern abzuholen, und zu zeigen, dass auch eine Ausbildung etwas wert ist, löst sich das Problem des Fachkräftemangels.« (GEA)

 

BILDUNGSMESSE BINEA

Die Bildungsmesse Neckar Alb (Binea) geht am heutigen Freitag, 7. Februar, von 9 bis 17 Uhr, und am Samstag, 8. Februar, von 9 bis 16 Uhr, in der Stadthalle Reutlingen weiter. Der Eintritt ist frei. Es präsentieren sich 159 Aussteller.

www.binea.de