REUTLINGEN. »In diesen besonderen Zeiten« ein Programm zu erstellen, ist alles andere als einfach, da sind sich Kristina Eisele, Frieder Leube und Irmela Theurer-Weigele vom Haus der Familie einig. Beim Pressegespräch erläuterten sie, ob und wie sie bei der Programmgestaltung auf Corona, Abstands- sowie Hygieneregeln und noch viel mehr reagiert haben. »Während manch andere Bildungsträger nur einen Teil der sonstigen Angebote anführen, fahren wir nicht auf Sicht«, sagt Frieder Leube, der Leiter der Evangelischen Bildung Reutlingen. »Aber wir haben natürlich einen Plan B und C in der Hinterhand.«
Sollte Corona Verhaltensänderungen erforderlich machen, »dann könnten wir etwa für bestimmte Kurse auf einen Mix aus Präsenz und digital umswitchen«, sagt Kristina Eisele. »Zunächst sind wir optimistisch, haben ein volles Programm organisiert und hoffen, dass wir mindestens drei Viertel davon auch tatsächlich durchziehen können«, so Leube. Das Motto laute für das nächste Semester also: »Volle Kraft voraus.« Schon in den vergangenen Monaten hatte das Haus der Familie Angebote digital angeboten. Und manche seien auch sehr gut angenommen worden. »Wir haben zum Beispiel bei der Elternbildung über das Internet mehr Väter als sonst erreicht.«
Einnahmen weggebrochen
Aber: Durch den Wegfall des größten Teils der Präsenzveranstaltungen (und somit auch der Gebühren) »sind uns 50 000 bis 100 000 Euro an Einnahmen weggebrochen«, sagt Frieder Leube. »Wir kämpfen wirtschaftlich, konnten bisher die Verluste über Rücklagen ausgleichen.« Jedoch werde das bei einem zweiten oder gar dritten Lockdown nicht mehr möglich sein. »Wir haben uns über die Zeichen der Solidarität sehr gefreut, dass vor allem ältere Kursteilnehmer uns die Kursgebühren trotz Kursausfall als Spende gegeben haben.«
Nun werden auch im neuen Programm einige Kurse digital angeboten, etwa zur Elternbildung. Oder auch eine Online-Beratung für Eltern, die genau mit dem Lockdown Mitte März gestartet ist. »Die dümpelt jetzt noch ein bisschen vor sich hin«, so Leube. Dabei bieten fünf Fachfrauen zu unterschiedlichsten Erziehungsfragen eine Beratung per E-Mail an. Andere Online-Angebote im Gesundheitsbereich befassen sich beispielsweise mit Entspannung oder Achtsamkeit. Entweder sind die Angebote kostenlos und man kann sich einfach online zuschalten oder kostenpflichtig. »Bis 12 Uhr am Veranstaltungstag anmelden, dann erhält man die Zugangsdaten«, erklärt Eisele. »Wir müssen dann im Herbst auswerten und gucken, wie und ob wir das durchhalten können«, so Leube. Denn eines sei klar: Die Online-Angebote seien deutlich personal- und damit auch kostenintensiver als Präsenzangebote. Die Kosten für die Kurse sind im Übrigen die gleichen – ob bei Präsenzveranstaltungen vor Ort oder digital auf dem eigenen Sofa.
»Ansonsten steigen wir im kommenden Semester wieder ins normale Präsenzangebot ein«, betont Irmela Theurer-Weigele. Besonders erfreulich sei gewesen, dass das Mutter- und Still-Café im Haus wieder beginnen konnte: »Da kehrte das Leben zurück, alle waren glücklich, als das erste Kind hier wieder geschrien hat«, so Theurer-Weigele. Bei den Kursen im Haus der Familie werden Gruppen öfter in Kleingruppen gesplittet, von denen eine dann vor Ort ist und sich die andere digital zuschalten kann. Im kommenden Semester werde es aber auch wieder einen »Ausflugsbereich« geben, etwa eine Tour mit Eseln, ein Besuch des Schlosses Bad Urach, mit einem Jäger durch den Wald oder ein sehr beliebtes Vater-Kind-Wochenende.
Bei allen Angeboten handle es sich um eine bunte Mischung aus bereits bekannten und beliebten Kursen, Vorträgen, oder auch Fitness- und Gymnastikangeboten. »Gerade in dem Bereich warten schon ganz viele Teilnehmer darauf, dass die Kurse wieder im Haus stattfinden«, so Eisele. Einen Vortrag hebt Frieder Leube besonders hervor: Am 17. September, 19.30 Uhr, referiert Professor Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung über »Demokratie in Corona-Zeiten«. Dafür muss man sich anmelden. (GEA)