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Viele Kinder wechseln in Reutlingen wieder vom Gymnasium zurück

In der Stadt Reutlingen gibt es insgesamt fast 10.700 Schüler. Rund 3.100 von ihnen besuchen derzeit Grundschulen, fast 1.100 Gemeinschaftsschulen

Schüler im Klassenzimmer.
Schüler im Klassenzimmer. Foto: Fotolia
Schüler im Klassenzimmer.
Foto: Fotolia

REUTLINGEN. Das Wichtigste eines Schulsituationsberichts – Georg Steiner stellte ihn für Reutlingen am Dienstagabend im Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss des Gemeinderats (VKSA) vor – sind die Kinderzahlen. Mit 1.040 neuen Grundschülern im vergangenen Jahr ist die Zahl zwar leicht gesunken, seit 2015 sei aber deutlich eine steigende Tendenz erkennbar. Vor fünf Jahren kamen 946 Kinder in die ersten Klassen der Reutlinger Grundschulen.

Insgesamt gibt es in der Stadt fast 10.700 Schüler. Rund 3 100 gehen in Grundschulen, fast 1.100 besuchen Gemeinschaftsschulen in den Klassen 5 bis 10. An den »sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren« (SBBZ) sind in diesem Schuljahr 545 Schülerinnen und Schüler, an der Realschule rund 1.230 und an Gymnasien etwa 4.260.

Erstaunlich an diesen Zahlen: »Die Schülerzahlen an den Sonderschulen steigen kontinuierlich an, trotz der Möglichkeit inklusiver Beschulung«, so Steiner. Eine Erklärung dafür hatte weder der städtische Amtsleiter für Schulen noch die Rektoren der jeweiligen Zentren. An der Peter-Rosegger-Schule mussten vier zusätzliche Klassen eingerichtet werden, an der Gutenbergschule zwei. Gestiegen ist aber auch die Zahl der »Inklusionskinder« an Regelschulen – nachdem die Sonderschulpflicht zum Schuljahr 2015/2016 aufgehoben wurde. Während im vergangenen Schuljahr 111 Kinder an Regelschulen inklusiv beschult wurden, sind es in diesem Jahr 137. Die Zahl schwankt allerdings bislang Jahr für Jahr zwischen 86 und 137.

Am meisten beschäftigt hat den VKSA allerdings der Übergang von Viertklässlern in die fünfte Klasse: Zwar sinkt die Zahl der Mädchen und Jungen, die laut Steiner auf die Gymnasien in Reutlingen wechseln, »tendenziell« von 4.573 vor fünf Jahren auf momentan 4 262. »Aber in den fünften Klassen haben wir wieder 22 Eingangsklassen, der Raumdruck entschärft sich damit nicht«, betonte Georg Steiner.

Mehr Kinder auf Sonderschulen

Im vergangenen September sind in der Stadt 50,5 Prozent aller Übergänger von der Grundschule aufs Gymnasium gegangen, 30,8 Prozent auf die vier Gemeinschaftsschulen und 17,6 Prozent auf die einzige Reutlinger Realschule. Trotz der hohen Quote der Neu-Gymnasiasten »reichen die Plätze in den Reutlinger Gymnasien aus«, sagte der Leiter des Amts für Jugend, Schulen und Sport, Uwe Weber.

»Alle Kinder, die sich anmelden, kriegen einen Platz – wenn auch nicht zwangsläufig an dem gewünschten Gymnasium.« In den vergangenen Jahren »mussten wir aber nie mehr als maximal 35 Schüler umlenken«, so Weber. Stadträtin Karin Villforth (CDU) betonte: »Wir wollen eine weitere Realschule in Reutlingen, die Eichendorff-Realschule ist bereits sechszügig, es gibt fünf Gymnasien, vier Gemeinschaftsschulen, aber nur eine Realschule – das geht nicht.« Zumal von den Gymnasien jedes Jahr auch wieder eine beträchtliche Zahl an Schülern zurückwechsle, entweder an die Realschule oder mittlerweile auch an eine Gemeinschaftsschule.

In diesem Jahr waren das sage und schreibe 80 betroffene Schüler. »Für jeden Rückwechsler von Gymnasien bedeutet das ein Gefühl des Versagens«, merkte Helmut Treutlein (SPD) an. Karsten Amann (Grüne) widersprach jedoch Karin Villforth: »Im Juli 2018 haben wir einvernehmlich beschlossen, die bestehende Eichendorff-Realschule weiter auszubauen und keinen Neubau anzugehen.«

Verwaltungsbürgermeister Robert Hahn betonte: »Zwischen den Jahren 2000 und 2020 ist die Zahl der Übergänger von den Grundschulen auf Gymnasien von 38,8 Prozent auf 50,3 angestiegen.« Ein Ende der Tendenz sehe Hahn nicht. In Tübingen liege die Quote gar bei mittlerweile 75 Prozent – »allerdings ist die Rückschulungsquote in Tübingen nur halb so hoch wie in Reutlingen«. Diesem Thema müsse und werde sich die Stadtverwaltung weiter widmen, schließlich deute manches darauf hin, dass Tübinger Schulen sich besser um weniger gute Schüler kümmere. (GEA)