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»UFO-Alarm« in Reutlingen? Das steckt hinter diesen Lichterscheinungen

Schon seit mehreren Jahren sorgt eine Lichterscheinung in Reutlingen und der Region immer wieder für Aufsehen. Aber was ist das eigentlich, fragen GEA-Leser die Redaktion immer wieder. Der GEA hat das Rätsel nun gelöst.

Mysteriöses Lichterspiel in Reutlingen: Eine blinkende Lichterkette in der Nähe der Hochschule.
Mysteriöses Lichterspiel in Reutlingen: Eine blinkende Lichterkette in der Nähe der Hochschule. Foto: Denis Raiser
Mysteriöses Lichterspiel in Reutlingen: Eine blinkende Lichterkette in der Nähe der Hochschule.
Foto: Denis Raiser

REUTLINGEN. Eine mysteriöse Lichterscheinung sorgt in Reutlingen immer wieder für Aufsehen. Die Lichter schweben dann wie an einer Schnur gezogen. In Bruchteilen von Sekunden wechselt das Objekt die Farbe: blau, rot, weiß. Die Leuchtpunkte scheinen auf der Stelle zu verharren, nur gelegentlich dreht sich die gebogene Kette ein kleines bisschen. Vor Kurzem hat dieses Spektakel ein GEA-Leser im Bereich der Reutlinger Hochschule von seinem Balkon aus beobachtet und fotografiert. Er vermutete, dass es »irgendwas mit Laser« zu tun haben könnte, »vielleicht von einer Abteilung der Hochschule Reutlingen«? Weil er sich aber sehr unsicher war, wandte er sich mit seiner Frage an die Redaktion: »Was kann das sein?«

Die Pressestellen der Stadtverwaltung und der Polizei konnten keine Auskunft über das Phänomen geben. Bei ihnen waren keine Beschwerden oder Hinweise eingegangen. Könnten es womöglich Satelliten gewesen sein? Elon Musks Firma SpaceX schickt nämlich regelmäßig Starlink-Satelliten in den Orbit. Nach jedem neuen Start fliegen diese in einer Kette nebeneinander und sind am Nachthimmel gut zu erkennen.

UFO-Experte hat keine Erklärung

Hans-Werner Peiniger, der Vorsitzende der Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens in Lüdenscheid, hat schon viele »Unidentifizierte Flugobjekte« als Starlink-Satelliten erkannt. Bei der Erscheinung in Reutlingen schließt er das jedoch aus. Zu »untypisch« ist laut Peininger, dass die Kette gebogen ist und sich nur wenig bewegt. »Die Lichter müssten sich im Nahbereich befunden haben«, vermutet er. Aber auch der UFO-Experte wusste anhand der ihm vorliegenden Infos nicht, was das für Lichter sein könnten.

Das Flugobjekt schien unbekannt zu bleiben - ehe es am vergangenen Wochenende von einem GEA-Redakteur während der Abendstunden im Bereich der Hochschule unerwarteterweise gesichtet worden ist. Wer versuchte, die blinkende Lichterkette über die Felder zu verfolgen, landete auf dem Drachenberg. Dort hatten es sich zwei spanische Austauschstudenten auf einer Wiese gemütlich gemacht, die das Spektakel verfolgten. Auf die Frage, ob das blinkende Objekt am Nachthimmel Drohnen seien, deuteten sie auf ein am Wegesrand stehendes Auto, wo gerade ein Mann an einer hölzernen Sitzbank mit Schleifarbeiten beschäftigt war.

Reutlinger für Lichtshow verantwortlich

Ihm gehört das »UFO«. Er erklärte, dass dies keine Drohnen seien, sondern ein Drache mit einem etwa vier Quadratmeter großen Segel. So oft es ihm möglich ist, lässt er diesen in den Nachthimmel steigen. Meistens am Drachenberg, weil er in der Nähe der Hochschule wohnt. »Der hängt an einer 300 Meter langen Schnur.« Diese hat er am Spiegel seines Autos befestigt. »100 Meter der Schnur sind mit blinkenden LED-Lichtern ausgestattet«.

Das dürfte auch der Grund sein, warum der etwa 30 Jahre alte Mann seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Denn eigentlich sind nur Leinen bis maximal 100 Meter erlaubt. Die Verwendung einer längeren Drachenschnur muss von der zuständigen Luftfahrtbehörde genehmigt werden.

Leserfragen

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Welches Thema bewegt Sie aktuell? Was wollten Sie schon immer einmal über Reutlingen und die Region wissen? Im Format »Leserfragen« haben Sie die Möglichkeit, all diese Fragen per E-Mail an leserfragen@gea.de zu stellen. Unter den Einsendungen wählt die Redaktion wöchentlich eine aus und beantwortet sie jeweils am Dienstag – in der gedruckten Ausgabe, auf der GEA-Webseite und auf den Social-Media-Kanälen des GEA. (GEA)

Mit seinem Drachen hat der Reutlinger schön öfter »UFO-Alarm« ausgelöst, erzählt er lachend. Schon 2016 schaffte er es mit einer Aktion am Georgenberg in die Schlagzeilen der lokalen Medien. Einige besorgte Bürger hatten das seltsame Schauspiel der Polizei gemeldet, die daraufhin einen Streifenwagen auf den Gipfeln schickte. In Pfullingen sorgte die Lichtshow auch weiterhin für Aufsehen. Im August 2020 sind die bunten Leuchtpunkte etlichen GEA-Lesern aufgefallen. Damals gelang es der Redaktion nicht, das Rätsel zu lösen. Genau vier Jahre später ist nun klar: Der mysteriöse Lichtkünstler ist ein Reutlinger. (GEA)