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Steigende Flüchtlingszahlen auch im Landkreis Reutlingen

Der Landkreis Reutlingen bereitet sich auf weiter steigende Flüchtlingszahlen vor. Gründe sind die zu erwartenden hohen Zugangszahlen in den Landeserstaufnahmeeinrichtungen (LEAs) und die Lage an den Außengrenzen der Europäischen Union. Was jetzt geplant ist.

Wie 2015 schon sind in der Reutlinger Theordor-Heuss-Sporthalle wieder Flüchtlinge untergebracht. Diesmal aus der Ukraine. Viele
Die Reutlinger Theordor-Heuss-Sporthalle als Flüchtlingsunterkunft. Viele Kommunen sind mit dem Zustrom Geflüchteter überfordert. Foto: Gerlinde Trinkhaus
Die Reutlinger Theordor-Heuss-Sporthalle als Flüchtlingsunterkunft. Viele Kommunen sind mit dem Zustrom Geflüchteter überfordert.
Foto: Gerlinde Trinkhaus

KREIS REUTLINGEN. Das Landratsamt Reutlingen sucht weiter unterschiedliche Immobilienobjekte zur Unterbringung der Geflüchteten - von kleineren Wohn- und Bürogebäuden, über ehemalige Gasthöfe oder Hotels bis hin zu Produktionshallen, die umfunktioniert werden.

Im September werden voraussichtlich etwa 290 Geflüchtete in den Landkreis Reutlingen kommen. Im Oktober prognostiziert die Landkreisverwaltung bereits eine Aufnahmeverpflichtung von bis zu 400 Flüchtlingen, etwa ein Viertel davon aus der Ukraine. Zunehmen wird vermutlich auch die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten, die durch das Kreisjugendamt zu betreuen sind.

Landrat Fiedler: Brauchen enorme Kraftanstrengung

Landrat Dr. Ulrich Fiedler erklärt angesichts der Prognosen: »Wir müssen in den kommenden Monaten von einem Szenario ausgehen, das in seiner Dynamik dem aus dem Jahre 2015 entspricht. Kurzfristig wird es keine Lösungen und spürbaren Verbesserungen geben, wir werden die Geflüchteten solidarisch aufnehmen und unterbringen. Um das zu stemmen, braucht es eine enorme Kraftanstrengung aller Beteiligten, der ganzen Gesellschaft. Das wissen wir und dafür sind wir heute schon dankbar. Wir wollen ebenso wie unsere Städte und Gemeinden keine Sporthallen belegen, aber das zu vermeiden, wird extrem schwierig. Als Landkreis prüfen wir jede Immobilie, die uns zur Unterbringung angeboten wird.«

»Mehr denn je sind jetzt Land und Bund in der Pflicht, damit sich die Situation zumindest mittelfristig verbessert. Das Land muss seine eigenen Aufnahmekapazitäten ebenfalls hochfahren, nicht nur Druck auf die Kommunen ausüben. Die LEAs verfügen unseren Informationen nach im Vergleich zu 2015 über erheblich weniger Plätze. Und wir brauchen Lösungen auf europäischer und nationaler Ebene, insbesondere legale Zuwanderungsmöglichkeiten. Der Bund ist hier am Zug, denn unser Arbeitsmarkt braucht die Zuwanderung. Im Landkreis Reutlingen hat deshalb nicht nur die Unterbringung oberste Priorität, sondern auch unsere Integrationsprojekte und Arbeitsmarktvermittlung. Mit dieser Vorgehensweise haben wir auch in den letzten Jahren gute Integrationserfahrungen gesammelt«, so Landrat Dr. Ulrich Fiedler weiter.

Möglichkeiten zur Unterbringung dringend gesucht

Die Unterbringungskapazitäten des Landkreises Reutlingen sind bereits nahezu ausgeschöpft. Rund 1.470 von 1.750 Plätzen in der Vorläufigen Unterbringung sind belegt, was einer Auslastung von mehr als 83 Prozent und damit Vollbelegung entspricht. Ebenso angespannt ist die Lage in der Anschlussunterbringung der Städte und Gemeinden. Durch das Kreisjugendamt werden derzeit fast 110 unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) betreut. Bezogen auf die Geflüchteten aus der Ukraine halten sich weiterhin insgesamt rund 3.340 Personen im Landkreis Reutlingen auf.

Die Kapazitäten müssen dringend erhöht werden, weshalb Personen mit Immobilienbesitz im Landkreis um Mithilfe gebeten werden. Die Landkreisverwaltung ist laufend auf der Suche nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten und prüft angebotene Immobilien auf ihre Eignung als Flüchtlingsunterkunft für Familien, Alleinstehende oder auch minderjährige Geflüchtete. Mit Angeboten und Fragen können sich Interessierte an Martina Allgaier wenden unter ma.allgaier@kreis-reutlingen.de oder 07121 480-1322.

Um die Flüchtlingszahlen bewältigen zu können, hat das Landratsamt seine Kräfte kürzlich in einer Projektstruktur gebündelt und auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeisterinnen zu entsprechenden Maßnahmen aufgefordert. Nur gemeinsam wird es gelingen, ausreichend Kapazitäten aufzubauen. Davon ist Landrat Dr. Ulrich Fiedler überzeugt und setzt auf eine enge Zusammenarbeit und regelmäßigen Austausch mit den Städten und Gemeinden im Landkreis. (pm/GEA)