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Aktuell Verkehr

Start der Motorradsaison: »Freie Strecken sind kein Freifahrschein«

Zum Start der Motorradsaison gibt das Polizeipräsidium Reutlingen Tipps zur Vermeidung von Unfällen

Kurvige Strecken sind bei Bikern beliebt, aber auch gefährlich. FOTO: HILDENBRAND/DPA
Kurvige Strecken sind bei Bikern beliebt, aber auch gefährlich. FOTO: HILDENBRAND/DPA
Kurvige Strecken sind bei Bikern beliebt, aber auch gefährlich. FOTO: HILDENBRAND/DPA

REUTLINGEN/TÜBINGEN. Die Batterie geladen, die Kette geschmiert und das Bike glänzt – das alleine reicht bei Weitem nicht aus! Wieder steht die Motorradsaison vor der Tür – ab April holen viele wieder ihre Maschinen aus der Garage. Auch wenn die Unfälle mit Motorradfahrern im Vergleich zum Jahr 2019 (521) mit 455 Unglücken im vergangenen Jahr wiederum leicht zurückgegangen sind, hat vor allem der Saisonbeginn nach Erfahrungen der Polizei »leider auch seine Schattenseiten«. Gerade in dieser Zeit, wenn der Umgang mit dem Bike noch ungewohnt ist und auch die Autofahrer sich erst wieder an die oft schnellen und leistungsstarken Motorräder gewöhnen müssen, bestehe ein erhöhtes Unfallrisiko, heißt es in einer Pressemitteilung des Reutlinger Polizeipräsidiums.

Kontrollen nützen

Zudem seien die Straßen aufgrund der aktuellen Lage derzeit weniger frequentiert, was den einen oder anderen dazu verleiten könnte, seine fahrerischen Fähigkeiten zu überschätzen. Daher sei gerade jetzt die Verkehrsüberwachung, insbesondere mit Geschwindigkeitskontrollen an den beliebten Motorradstrecken, ein integraler Bestandteil der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit. »Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass schon die Präsenz der Polizei während der Kontrollen eine deutlich defensivere Fahrweise bewirkt«, so der Pressetext, »denn freie Strecken sind kein Freifahrschein, andere und sich selbst in Gefahr zu bringen.«

Zweiradfahrer seien gegenüber Autofahrern wegen der fehlenden Knautschzone bei Unfällen immer im Nachteil. Sich dessen bewusst zu sein und seine Fahrweise entsprechend anzupassen, trage dazu bei, die Faszination des Motorradfahrens möglichst unbeschadet genießen zu können. Zusätzlich lauern gerade zu Saisonbeginn weitere Gefahren:

Nach den Wintermonaten sind die Straßen oft noch von Salz und Splitt verunreinigt. Vom Frost aufgerissene Schlaglöcher stellen für Zweiradfahrer besondere Gefahren dar. Gerade auf den besonders reizvollen Strecken in den Albtälern und Albaufstiegen muss man insbesondere in den schattenreichen Kurven und Waldstücken derzeit noch mit rutschigen Fahrbahnen rechnen.

Zudem sind im Frühjahr auch wieder viele landwirtschaftliche Fahrzeuge unterwegs, die unvermittelt aus Feld- und Waldwegen einbiegen und gelegentlich auch Spuren auf den Straßen hinterlassen können, die eine zusätzliche Gefahrenquelle darstellen.

Aber nicht nur das Umfeld birgt laut Polizei zum Saisonbeginn besondere Risiken. Die Routine im Handling mit der Maschine muss erst wieder neu eingeübt werden. Sich mental auf kritische Situationen vorzubereiten, ist wichtig. Das langsame Herantasten an die Geschwindigkeit und die Schräglage sind gerade am Anfang für den besonnenen Biker unerlässlich.

Bei kalter Witterung oder neuen Reifen ist die Haftung gerade bei Motorradreifen spürbar schlechter, als man das von der letzten Saison her gewöhnt ist.

Insbesondere der technische Zustand des eigenen Bikes verdient nach dem Winterschlaf besondere Aufmerksamkeit. Stimmen Profiltiefe und Reifendruck noch, passen die Flüssigkeitsstände von Öl und Bremsflüssigkeit noch, ist die Kette geschmiert?

Neben den Kontrollen setzt die Polizei aber auch auf Aufklärung. Nachdem im vergangenen Jahr viele Präventionsaktivitäten wie der Bikertag in Hülben im Landkreis Reutlingen aufgrund der Pandemielage abgesagt werden mussten, wollen die Ordnungshüter diese im Jahr 2021 wiederaufnehmen, um unabhängig von den Kontrollen gezielt das Gespräch mit den Bikern zu suchen. Ob diese Aktionen allerdings stattfinden können, werde von der aktuellen Entwicklung der Coronakrise abhängig gemacht.

Abstand halten

In diesem Zusammenhang richtet das Polizeipräsidium noch ein Appell an alle Biker: »Achtet insbesondere bei Pausen oder Bikergesprächen auf die jeweiligen Bestimmungen und Beschränkungen der Corona-Verordnung und schützt Euch durch genügend Abstand und dem Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung.«

Weitere Tipps und Hinweise rund um die Faszination Motorrad, für eine schöne und vor allem unfallfreie Saison 2021 erhalten Sie im Internet. (pol)

 

www.gib-acht-im-verkehr.de

 

 

UNFALLBILANZ

Voriges Jahr zwei tote Biker und 100 Schwerverletzte

Im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen gab es 2020 insgesamt 455 Motorradunfälle (Motorräder ab 125 Kubikzentimeter), bei denen zwei Biker getötet, 100 schwer und 249 leicht verletzt wurden. 250 und damit mehr als die Hälfte der Unfälle wurden laut Polizei von den Bikern selbst verursacht, 143 der Unfallverursacher waren allein beteiligt. Auch wenn die Unfallzahlen im Vergleich zu 2020 leicht zurückgegangen sind, ragen doch bei den Motorradfahrern die Ursachen Geschwindigkeit und Überholen bei Unfällen mit Getöteten oder Schwerverletzten mit etwa 51 Prozent signifikant heraus. Allein bei gezielten Kontrollaktionen auf den beliebten Ausflugsstrecken wurden in der letzten Saison 726 Biker beanstandet, fast 400 davon wegen zu hoher Geschwindigkeit und Überholverstößen, rund 200 Mal wurden technische Mängel beanstandet. (pol)