REUTLINGEN. Die Motorradsaison startet. Ab April holen viele Biker wieder ihre Maschinen aus der Garage. Vereinzelt locken aber erste Sonnenstrahlen schon jetzt Motorradfahrer auf die Straßen. Leider hat diese Phase auch ihre Schattenseiten. Gerade zu Saisonbeginn, wenn Biker noch ungeübt sind und Autofahrer sich erst wieder an die Präsenz der oft schnellen und leistungsstarken Motorräder gewöhnen müssen, besteht ein erhöhtes Unfallrisiko. Darauf weist die Polizei hin und wartet in diesem Zusammenhang mit traurigen Zahlen auf.
Demnach listet die Statistik fürs zurückliegende Jahr und für den Einzugsbereich des Präsidiums Reutlingen 488 Motorradunfälle, bei denen sieben Fahrer getötet, 109 schwer und 290 leicht verletzt wurden. Damit ist mehr als jeder dritte Verkehrstote und jeder fünfte Schwerverletzte ein Motorradfahrer. Mehr als die Hälfte der Unfälle wurden von den Bikern selbst verursacht. Je schwerer die Unfallfolgen, desto öfter sind Tempo und Überholvorgänge ursächlich. Bei gezielten Kontrollaktionen auf beliebten Ausflugsstrecken musste die Polizei in der zurückliegenden Saison 606 Biker beanstanden – davon 242 wegen überhöhter Geschwindigkeit und Überholverstößen. Zweiradfahrer sind gegenüber Autofahrern wegen der fehlenden Knautschzone immer im Nachteil. Sich dessen bewusst zu sein und die Fahrweise entsprechend anzupassen, trage dazu bei, die Faszination des Motorradfahrens möglichst unbeschadet genießen zu können. Zusätzlich lauern gerade zu Saisonbeginn weitere Gefahren: Nach den Wintermonaten sind die Straßen oft noch mit Salz und Splitt verunreinigt.
Unbeschadet genießen
Vom Frost aufgerissene Schlaglöcher stellen für Zweiradfahrer besondere Gefahren dar. Gerade auf den reizvollen Strecken in Albtälern und an Albaufstiegen muss – nicht zuletzt in schattenreichen Kurven und Waldstücken – derzeit mit rutschigen Fahrbahnen gerechnet werden. Zudem sind im Frühjahr auch wieder viele landwirtschaftliche Fahrzeuge unterwegs, die unvermittelt aus Feld- und Waldwegen einbiegen und gelegentlich auch Spuren auf den Straßen hinterlassen, die ebenfalls eine Gefahrenquelle darstellen.
Nicht nur das Umfeld birgt zu Saisonbeginn besondere Risiken. Die Routine im Handling mit der Maschine muss erst wieder neu eingeübt werden. Sich mental auf kritische Situationen vorzubereiten, ist wichtig. Das langsame Herantasten an Geschwindigkeit und Schräglage ist unerlässlich. Bei kalter Witterung oder neuen Reifen ist die Haftung schlechter, als Biker dies von der letzten Saison her gewöhnt sind.
Außerdem bedarf der technische Zustand der Maschinen besonderer Aufmerksamkeit. Stimmen Profiltiefe und Reifendruck? Passen die Füllstände von Öl und Bremsflüssigkeit noch, ist die Kette geschmiert? Gerade im Frühjahr bietet sich ein Sicherheitstraining an, um sich wieder an die Maschine zu gewöhnen.
Neben präventiven Appellen und Tipps kündigt die Polizei auch heuer wieder Kontrollen entlang beliebter Motorradstrecken an. Zumal die Erfahrung zeige, dass die bloße Präsenz der Polizei eine deutlich defensivere Fahrweise bewirkt. Flagge zeigen die Beamten in Kooperation mit Partnern aus der Verkehrssicherheitsarbeit darüber hinaus an Aktionsständen: erstmals am 30. Juni in Hülben. Tipps und Hinweise für Motorradfahrer gibt’s im Internet. (pol)