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Aktuell Tradition

Schlepper und Spatzen bei Betzinger Sichelhenke

Erinnerung an einen alten Bauernfeiertag beim »Museum im Dorf« lockt trotz kaltem Wetter Hunderte an.

Tim Zössmayr zeigt, wie früher Getreide gedroschen wurde. Wer’s mal selbst ausprobiert hat, bekommt großen Respekt vor den Bauer
Tim Zössmayr zeigt, wie früher Getreide gedroschen wurde. Wer’s mal selbst ausprobiert hat, bekommt großen Respekt vor den Bauern. Foto: Stephan Zenke
Tim Zössmayr zeigt, wie früher Getreide gedroschen wurde. Wer’s mal selbst ausprobiert hat, bekommt großen Respekt vor den Bauern.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN-BETZINGEN. »Will der Bauer schneller pflügen, tät ein Porsche schon genügen«, lautet eine lustige Bauernregel, deren Urheber den Betzinger Gerhard Herrmann nicht gekannt haben kann. Denn bei der 6. Sichelhenke ist Herrmann mit einem Porsche dabei, der ganz klar ein Schlepper ist.

Knallrot ist der »Porsche Diesel Junior« Baujahr 1958, aber seine Leistungsdaten verändern den Blick auf die Marke: 14 Pferdestärken sorgen für maximal 20 Kilometer pro Stunde. Der Kfz-Meister hat sich die Landmaschine gekauft, weil Ex-Porsche Chef Wendelin Wiedeking mal gesagt haben soll, »es ist Kult, wenn man schon einen Porsche Sportwagen hat, auch noch einen Schlepper zu kaufen«. Herrmann besitzt einen Porsche 911 Targa – es passt also.

Gerhard Herrmann ist mit seinem Porsche-Schlepper da.
Gerhard Herrmann ist mit seinem Porsche-Schlepper da. Foto: Stephan Zenke
Gerhard Herrmann ist mit seinem Porsche-Schlepper da.
Foto: Stephan Zenke

Beim »Museum im Dorf« steht dieser Porsche in einer langen Reihe von historischen Schleppern und Raritäten wie Bernhard Bachors Unimog aus den 50er-Jahren, was Mädchen und Jungs ebenso begeistert wie die Organisatoren der Sichelhenke von der Ortsgruppe Betzingen des Schwäbischen Albvereins sowie vom Förderverein Ortskern Betzingen. Das kleine – aber sehr feine – Volksfest ist zur Erinnerung an einen Bauernfeiertag vor langer Zeit entstanden. Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp, der auch Vorsitzender der Albvereins-Ortsgruppe ist, freut sich über Hunderte Besucher, für deren leibliches Wohl das Kochteam des Fördervereins in gewohnt kalorienhaltiger Weise sorgt. So gibt es nach der Schlepperbesichtigung gerne Kartoffelschnitz und Spatzen oder Zwiebelkuchen mit Speck. Besonders empfehlenswert, sagt Annette Kreiser an der Kasse, sind die zahlreichen Backwaren, »alles hausgemacht, da wurde den ganzen Samstag lang gebacken. Meine Mutter hat einen Apfelkuchen beigesteuert«.

Wem der Sinn eher nach traditioneller landwirtschaftlicher Handarbeit steht, wird von einem jungen Betzinger gerne dazu angeleitet. Tim Zössmayr führt praktisch vor, wie einstmals mit dem Dreschflegel den Ähren ihre Körner entlockt worden sind. »Der Stiel vom Dreschflegel muss sich drehen können, und das Kopfholz in einer Linie mit dem Stiel schlagen«, erklärt er das Geheimnis. Wer’s ausprobiert, merkt schnell: Es ist schwieriger getan als gesagt. (zen)