REUTLINGEN. Riesen-Interesse an der GEA-Telefonaktion zum Thema Zahngesundheit: Diesmal hatten die drei Experten Dr. Berthold Jäger, Dr. Tamara Merz und Claudius Frohneberg wahrlich satt zu tun. Kaum eine Atempause blieb dem Trio, das von den GEA-Lesern regelrecht gelöchert wurde. Im Folgenden sei – mit Mut zur Lücke – eine repräsentative Auswahl jener Fragen, die während des Aktionstags an die drei Reutlinger Zahnärzte herangetragen wurden, abgedruckt.
- Bei mir steht die Frage, ob ein Zahn wurzelbehandelt oder gezogen werden soll. Was passiert bei einer Wurzelbehandlung genau?
Der Zahnarzt entfernt alles aus dem Zahn, das sich entzünden könnte: die Reste des Marks, den Nerv und das umliegende Gewebe. Danach füllt er den hohlen Zahn mit Zement, Kunststoff oder anderen geeigneten Substanzen. Die Behandlung kann sich über mehrere Sitzungen ziehen: Je gekrümmter die Wurzelkanäle, desto schwieriger ist die Arbeit.
- Ich habe im Unterkiefer einige Brücken. Mein Zahnarzt riet mir zu einer Teleskopprothese. Das ist eine relativ kostspielige Variante. Was meinen Sie dazu?
Teleskopprothesen haben viele Vorteile: Sie sind leicht einsetz- und herausnehmbar und sehr unauffällig. Sie funktionieren nach dem Doppelkronenprinzip: Als Innenkrone wird ein feines Käppchen auf einen tragenden Zahn oder ein Implantat montiert. Die Außenkrone ist Bestandteil der Teilprothese, beim Einsetzen wird sie wie ein Teleskop über die Innenkrone geschoben. Der Speichelfilm führt zu einer stabilen Haftung. Die Teleskopprothese sichert eine gleichmäßige Belastung, die eigenen Zähne werden geschont. Geht ein eigener Zahn verloren, kann die Prothese einfach erweitert werden. Gehen Zähne verloren, die für den Halt der Prothese wichtig sind, ist auch ein Implantat möglich – ohne dass Zahnersatz erneuert werden muss.
- Wegen einer Osteoporose muss ich Bisphosphonate nehmen. Mein Arzt meint, ich soll unbedingt meinen Zahnarzt konsultieren. Warum ist das wirklich nötig?
Weil das Risiko für Zahnbehandlungen bei dieser Medikamentengruppe stark erhöht ist. Bisphosphonate können den Knochenstoffwechsel ganz erheblich verändern, was dazu führt, dass eine Wundheilung erschwert oder sogar völlig verhindert wird. Vor diesem Hintergrund ist es wirklich wichtig, dass der Zahn noch vor der Einnahme von Bisphosphonaten extrahiert wird.
- An einem meiner Zähne ist eine Fistel entstanden. Wo kommt denn die so plötzlich her?
Sie kann entweder von der Zahnwurzel herrühren oder von einer Zahnfleischtasche. Ein Röntgenbild kann Aufschluss geben.
- Ich habe mein Bonusheft ziemlich regelmäßig geführt, nur im vergangenen Jahr war ich aufgrund einer langen Krankheit nicht beim Zahnarzt. Nun brauche ich eine Brücke. Was zahlt die Kasse dazu?
Die Krankenkasse zahlt für Zahnersatz einen Festzuschuss in Höhe von 50 Prozent der Kosten, die Kassen und Zahnärzteschaft für eine einfache Regelversorgung festgelegt haben – etwa für eine Brücke aus einer Metalllegierung ohne Goldanteil. Mit einem lückenlos geführten Bonusheft erhöht sich der Zuschuss: Wer fünf Jahre lang zur Vorsorge beim Zahnarzt war, erhält ab dem sechsten Jahr einen Zuschuss von 60 Prozent. Nach zehn Jahren regelmäßiger Vorsorge sind es 65 Prozent, die Versicherte von ihrer Krankenkasse als Zuschuss bekommen. Wahrscheinlich gibt es noch im Frühjahr ein neues Gesetz, durch das man auch bei einer einjährigen Lücke im Bonusheft noch den vollen Zuschuss bekommen kann.
- Aufgrund meiner komplizierten Zahnstellung ist bei mir die Versorgung mit einer Brücke sehr kostspielig, sagt mein Zahnarzt. Kann ich das bei einem anderen Zahnarzt prüfen lassen?
Ich rate Ihnen, sich kostenlos eine Zweitmeinung einzuholen. Ein unabhängiger Zahnarzt untersucht Sie und berät Sie neutral. Einen Termin hierfür bekommen Sie bei der Zahnmedizinischen Patientenberatungsstelle Baden-Württemberg unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 1424340. Bringen Sie den Heil- und Kostenplan und die Röntgenbilder zu diesem Termin mit.
- Ich nehme Blut verdünnende Mittel. Ist es trotzdem möglich, mir einen Zahn ziehen zu lassen?
Ja, in enger Abstimmung mit dem Hausarzt kann man die Medikamentengabe so regeln, dass eine Zahn-Extraktion möglich ist.
- Bei mir wurden im Zahnfleisch Taschen von fünf Millimeter Tiefe festgestellt. Nun soll eine Parodontitisbehandlung gemacht werden. Was kommt da auf mich zu?
Zuerst einmal eine professionelle Zahnreinigung, auf die dann die eigentliche Parodontitisbehandlung folgt. Der Zahnarzt wird zunächst alle Zahnflächen reinigen und hartnäckige, für Sie nicht zugängliche Beläge entfernen. Mit speziellen Instrumenten erreicht er auch tief liegende Plaque und kann sie unter lokaler Betäubung schonend beseitigen. Nach der Reinigung werden die Zahnflächen sanft polieren. Das macht es den Bakterien schwerer, sich dort erneut anzuheften. Nach der Behandlung ist eine vierteljährliche Kontrolle nötig, um bei einem eventuellen Aufflammen der Parodontitis gegensteuern zu können.
- Bei mir mussten unlängst zwei Backenzähne gezogen werden. Ich kann aber trotzdem noch gut kauen. Können die Lücken also nicht einfach bleiben?
Nein, die Gefahr ist einfach zu groß, dass die restlichen Zähne in die Lücken wandern. Dann passt der Biss nicht mehr zueinander. Ratsam ist, mit Brücken oder Implantaten die Lücken zu füllen.
- Ich will mir vom Kieferchirurgen Implantate setzen lassen, bin aber nicht sicher, ob sie in die vorhandene Prothese passen. Was kann ich tun?
Konsultieren Sie vorab Ihren Hauszahnarzt. Er kann mit Ihnen zusammen das gesamte Prozedere planen und auch herausfinden, ob die Prothese mit einbezogen werden kann. Er wird sich mit dem Kieferchirurgen eng abstimmen, damit zum Schluss alles passt. (GEA)
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