Weltweit gab es in der Folge Demonstrationen gegen Rassismus, auch in Reutlingen im vergangenen Juni. »Die ‚black lives matter‘-Bewegung hat die Menschen auf die Straße gebracht«, so Kinyanjui. Nach der Kundgebung im vergangenen Jahr hatte sich in Reutlingen ein Verein gegründet, mit dem Namen »Blacks connected«. »Wir wollen uns in die Gesellschaft einbringen, wir wollen, dass Schwarze in der Bevölkerung sichtbar werden«, betonte Njeri Kinyanjui am Mittwoch vor der Reutlinger Stadthalle. Rund 30 Interessierte waren dem Kundgebungsaufruf gefolgt, Aster Yeman verlas zunächst zahlreiche Namen von Rassismus-Opfern – jeweils eine oder einer der Demonstrierenden legte zum Gedenken eine Rose neben ein Porträt von George Floyd auf den Boden vor der Stadthalle.
Yasmin Nasrudin forderte als Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, dass Antirassismus in der Bildung verankert werden muss. »Der erste Völkermord der Deutschen, an den Herero und Nama in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika (im heutigen Namibia) muss Teil des Lehrplans werden«, so Nasrudin. Gleichzeitig rief sie aber auch dazu auf: »Sprecht Rassismus bei der Arbeit, überall in der Öffentlichkeit an, jeder kann einen Beitrag gegen Rassismus leisten.« Wohl wissend, dass nicht alle Menschen die Fähigkeit hätten, demonstrativ gegen Unrecht einzutreten, entgegnete Yasmin Nasrudin: »Aber wir sind laut, wir sind da, wir sind sichtbar.« (GEA)