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Aktuell Frauentag

Protest in Reutlingen gegen Gewalt an Frauen, Zwangsverheiratung und Früh-Ehen

Foto: Anne Leipold
Foto: Anne Leipold

REUTLINGEN. Frauenforum und Görls haben gestern am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen in Reutlingen »Stopp« zu Gewalt, Zwangsverheiratung und Früh-Ehen gesagt. Über 141.792 Menschen wurden vergangenes Jahr aktenkundig als Opfer von häuslicher Gewalt, zeigt die aktuelle kriminalstatistische Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamtes.

114.903 davon waren Frauen. Zu 98 Prozent sind sie Opfer von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellen Übergriffen in Partnerschaften. Frauen sind auch bei Stalking, Bedrohung und Nötigung in der Partnerschaft zu 89 Prozent das Opfer. Aktuelle Zahlen zu Zwangsverheiratung und Frühehen gibt es nicht.

Der Corona-Pandemie ist es geschuldet, dass es keine Reden der Veranstalterinnen gab. Stellvertretend für das Frauenforum Reutlingen, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, Verdi, Sisters, Terre des Femmes und Ferda International forderten gestern die Jungen und Mädchen von Görls auf ihren pinken T-Shirts das »Stopp – mit Abstand gegen Gewalt an Frauen«. Auf ihre weißen Masken haben sie ihre Forderungen geschrieben und riefen sie laut auf dem Marktplatz: »Nein heißt nein.« Masken und T-Shirts verteilten sie an Passanten.

Die Zahl der verzeichneten Gewaltopfer in Partnerschaften ist im Vergleich zum Vorjahr (140.755) gestiegen. Die Dunkelziffer hoch. Scham und Angst verhindern oft, dass die Taten angezeigt werden. »Wenn die Dunkelziffer generell hoch ist, wird sich die Gewaltsituation auch in der Corona-Pandemie verschlechtern«, ist die Position des Frauenforums Reutlingen, für das Verena Hahn einen Handzettel mit Fakten aushändigte.

Kontaktbeschränkungen verhindern, dass Gewalttaten auffallen, Beratungen finden nicht statt, machte das Frauenforum deutlich. Auch die Stadt Reutlingen klärt mit einem Flyer über häusliche Gewalt auf, nennt Anlaufstellen und macht klar: »Wir haben die Nase voll.« (GEA)