REUTLINGEN. Am Samstagnachmittag sind laut Polizei etwa 25 Fahrzeuge bei einem pro-russischen Autokorso durch die Reutlinger Innenstadt gefahren. Unter dem Motto »Gegen Diskriminierung russischsprachiger Bevölkerung! Gegen Russenphobie. Für Frieden und ein friedliches Zusammenleben in Deutschland« wollten die Veranstalter nach eigenen Angaben ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen.
Demonstrations-Veranstalterin Swetlana Alimowa hatte im Vorhinein mit rund 300 Fahrzeugen gerechnet. Letztlich zählte der fahnengeschmückte, aber sonst unauffällige Autokorso nur rund zwei Dutzend Fahrzeuge – und nochmal so viele Begleitwagen der Polizei.
Um etwa 14.30 Uhr formierten sich die Teilnehmer im Bereich der Hochschulparkplätze an der Alteburgstraße. Nach einer kurzen Auftaktkundgebung startete der Autokorso laut Polizei unter Begleitung der Beamten gegen 15.50 Uhr über die Alteburgstraße (L 383) in Richtung Stadtmitte.
Anschließend nahm der Korso die Wegstrecke Konrad-Adenauer-Straße - Eberhardstraße - Karlstraße - Kaiserstraße - Betzenriedstaße - Am Echazufer - Lederstraße - Alteburgstraße. Am Ausgangspunkt wurde die Versammlung nach einem friedlichen Verlauf gegen 16.40 Uhr beendet.
Veranstalterin Alimowa kündigte an, keine weiteren Termine für den Korso zu beantragen. »Ich bin trotzdem froh, dass ihr alle gekommen seid. Wir wollen zeigen, dass auch russischstämmige Menschen gegen den Krieg sind«, sagte sie bei der Begrüßung der Demonstranten auf dem Parkplatz an der Hochschule.
Ein Teilnehmer, der 1992 aus Kasachstan nach Deutschland gekommen war, äußerte bei dem Protest gegenüber dem GEA seine Verärgerung: »Unsere Kinder werden in der Schule gemobbt, weil wir russischstämmig sind. Dort war ich der Deutsche, hier bin ich aber der Russe«.
Unter den Demonstranten waren neben russischstämmigen Menschen auch kasachisch-, georgisch- und griechischstämmige Teilnehmer. Sie befestigten große Flaggen, auch Deutschland-Flaggen, auf den Motorhauben.
Die Beamten hatten im Vorfeld klare Auflagen für den Demonstrationszug verhängt: Hupen, Sirenen, Musik aus den Autos sowie verbotene Z- oder V-Symbole waren untersagt worden - ebenso wie Kleidungsstücke, die an militärische Institutionen Russlands oder der Ukraine erinnern sollten.
Die Teilnehmer des Korsos hielten sich am Samstagmittag laut Polizei an diese Auflagen. Straftaten wurden keine begangen. Der Aufzug blieb laut den Beamten friedlich. Auf dem Fußgängersteg auf Höhe der Pomologie fanden sich zirka zehn Personen ein und zeigten ukrainische Flaggen.
Zu nennenswerten Verkehrsbehinderungen aufgrund der zeitweise notwendigen Straßensperrungen war es nicht gekommen. Das Polizeipräsidium Reutlingen setzte neben eigenen Kräften auch Beamtinnen und Beamte des Polizeipräsidiums Einsatz ein.
Ursprünglich hätte die Demonstration bereits am 10. April stattfinden sollen. Wegen des verkaufoffenen Sonntags wurde sie jedoch verschoben. (GEA/pol)