REUTLINGEN. Wie geht es mit den Kreiskliniken weiter? Diese Frage beschäftigt aktuell zahlreiche Menschen in der Region. Vier Optionen liegen auf den Tisch: Eine Nachbesetzung der Geschäftsführung, der Einkauf von Managementleistungen, der Anschluss an einen kommunalen Klinikverbund sowie die Suche nach einem Investor. Vor allem gegen die eine mögliche Privatisierung der Kreiskliniken regt sich breiter Widerstand.
Vor dem Reutlinger Landratsamt, wo am Nachmittag eine Kreistagssitzung stattfindet, bei der Landrat Thomas Reumann über das Markterkundungsverfahren informieren wird, demonstrieren seit 14.15 Uhr rund 50 Menschen. Mit Pfeifen und Tröten, mit Gitarre und Cajon wollen sie die Kreisräte zu einer aus ihrer Sicht richtigen Auseinandersetzung mit dem Thema bewegen. »Marmor Stein und Eisen bricht, aber unsere Kliniken nicht«, hallt es über den Vorplatz am Landratsamt. Doch warum sind diese Menschen eigentlich gegen eine Privatisierung der Kreiskliniken? Ganz einfach: »Gute Arbeitsbedingungen und Gesundheitsversorgung kosten Geld. Das kann man nicht privatisieren«, sagt Reutlingens Verdi-Chef Benjamin Stein. Außerdem sei er nicht davon überzeugt, dass man das Defizit, der Kliniken mithilfe eines Investors wegbekommt.
Lobende Worte hat der Verdi-Chef dagegen für Thomas Reumann: »Ich finde es anständig, dass Herr Reumann heute hier ist und sich den Kollegen stellt.« Der Landrat, der als zweiter von mehreren Rednern auf das Podest - eine Kombination aus Gemüsekiste und Brett - klettert, zeigt Verständnis für die Demonstranten: »Ich finde es richtig, dass Sie Flagge zeigen, weil es um Ihre Sorgen und Ängste geht. Wir nehmen das sehr ernst.« Er betonte, dass auch viele Kreisräte anwesend seien, die erfahren wollen, was die Privatisierungs-Gegner bewegt, so der Landrat. Demnächst startet die Sitzung im Kreistag. Entschieden wird heute noch nichts. Reumann kündigt aber an, auch in Zukunft für Gespräche zur Verfügung zu stehen, egal wie die ganze Sache ausgeht. (GEA)