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Privates Gymnasium in Reutlingen: Was drei Räte dazu sagen

Abitur – bitte nicht stören
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REUTLINGEN. Die Beunruhigung in der Reutlinger Bildungslandschaft sowie die Nöte von Wohnungslosen haben jetzt den Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss ebenso beschäftigt wie schon die Bürgerschaft. Weil das, was sich hinter den Kulissen tut, bald auf der kommunalpolitischen Bühne Auswirkungen hat.

Bereits sichtbar ist die wachsende Zahl von Menschen im Stadtbild, die vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine geflüchtet sind. Hier erwartet die Stadtverwaltung wenig überraschend ein weiteres Wachstum der Flüchtlingszahlen – übrigens auch aus anderen Krisenregionen der Welt. Sehr aufschlussreich sind die Berichte aus der Beratungsarbeit im Impfzentrum für Geflüchtete. Was die Menschen dort vor allem beschäftigt, ist die Zuständigkeit von Jobcenter und Arbeitsamt für ihre Versorgung. Direkt danach der Wunsch, möglichst bald eine Arbeit zu finden. Angeregt wird in diesem Zusammenhang von der Verwaltung, recht bald die Rückkehrberatung wieder zu aktivieren.

»Wir wollen, dass der Prozess ergebnisoffen weitergeht«

Seit bekannt wurde, dass die Evangelische Schulstiftung womöglich ein dreizügiges Gymnasium in Reutlingen eröffnet, äußern die existierenden öffentlichen Gymnasien ihre Sorgen dazu. Die Antworten der Kirche auf eine lange Reihe von Fragen nimmt der Ausschuss zur Kenntnis. Im Kern distanzieren sich die Protestanten vom Vorwurf, ein Elite-Gymnasium eröffnen zu wollen. Für die Grünen macht Karsten Amann klar: »Wir brauchen in Reutlingen zumindest vier zusätzliche gymnasiale Züge. Wir wollen, dass der Prozess ergebnisoffen weitergeht.« Christdemokratin Karin Villforth befürwortet für ihre Fraktion die Privatschule, »uns ist ein christliches Gymnasium in der Bildungslandschaft wichtig«. Ähnlich sieht das Sarah Zickler (FDP): »Wir wollen das« – gerade auch angesichts der leeren Stadtkasse. Anfang 2023 soll der Gemeinderat entscheiden.

Was keiner der Räte tatenlos hinnehmen möchte, ist die im vor einigen Tagen öffentlich vorgestellten Lebenslagenbericht dokumentierte Wohnungsnot in Reutlingen. Susanne Häcker (Grüne) bezeichnet »Wohnungsnot als Wurzel vieler Probleme«, fordert bezahlbare Mieten. Sebastian Weigle (SPD) weist auf die begrenzten Einflussmöglichkeiten des Gemeinderates im Angesicht von explodierenden Preisen und weiteren Problemen hin, »Leerstände werden wir so schnell nicht beseitigen können«.

Die Liberale Sarah Zickler stellt als Fachfrau fest, »klar sind die Preise explodiert. Aber die Preise werden fallen – vor allem für Gebrauchtimmobilien«. Zickler regt an, nicht nur für Studenten Wohnheime zu bauen, sondern auch für Auszubildende. Was den Leerstand oberhalb der Geschäfte in der Wilhelmstraße betreffe, müsse man feststellen, »dass viele Wohnungen nicht bewohnbar sind«. Alarmiert zeigt sich Verwaltungsbürgermeister Robert Hahn von der Ansage vieler Betroffener im Lebenslagenbericht, »dass sie von uns nicht mehr viel erwarten«. Deswegen kündigt Hahn an, die Stadt werde »an Stellschrauben, die wir haben, kraftvoll drehen.« (GEA)