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Offene Kirche in Reutlingen fordert Wiedereinstieg der Kirche in den Wohnungsbau

Die Offene Kirche Reutlingen und OB Thomas Keck appellieren an Gemeindemitglieder, Flächen nicht brachliegen zu lassen und Wohnungen zu vermieten

Zeichen setzen: Synodalkandidaten der Offenen Kirche wünschen sich, dass die Kirche wieder in den Wohnungsbau einsteigt. FOTO: D
Zeichen setzen: Synodalkandidaten der Offenen Kirche wünschen sich, dass die Kirche wieder in den Wohnungsbau einsteigt. FOTO: DPA
Zeichen setzen: Synodalkandidaten der Offenen Kirche wünschen sich, dass die Kirche wieder in den Wohnungsbau einsteigt. FOTO: DPA

REUTLINGEN. Mit Unterstützung von Oberbürgermeister Thomas Keck fordert die Offene Kirche in Reutlingen den Wiedereinstieg der Kirche in den Wohnungsbau. »Mit 100 Millionen Euro aus den fetten Rücklagen der Landeskirche könnten 100 Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Das wäre ein Zeichen«, sagen die Synodalkandidaten Martin Plümicke und Martin Rose. Es wäre ihrer Ansicht nach eine Geldanlage, die sich materiell und vor allem sozial rechne.

OB Thomas Keck, selbst seit einigen Jahren Mitglied der Offenen Kirche – ein kirchenpolitischer Zusammenschluss innerhalb der Evangelischen Landeskirche –, beschrieb bei einer Veranstaltung in Betzingen die schwierige Situation: Viele Kommunen seien vor Jahren aus dem sozialen Wohnbau ausgestiegen, hätten ihre Grundstücke verkauft und ihren Spielraum aufgegeben. Reutlingen rangiere auf Platz 25 der Gemeinden mit den höchsten Mietpreisen. Keck zitierte den Stuttgarter Wohnsoziologen Professor Tilman Harlander, der fordert, dass zur Bewältigung der Herausforderung, ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, Zuwanderer zu integrieren und sozialen Frieden zu ermöglichen, alle gesellschaftlich bedeutsamen Kräfte zusammenwirken müssen.

Win-win-Situation

Dazu gehörten auch die Kirchen. Keck bedauert, dass die Landeskirche das evangelische Siedlungswerk aufgegeben hat. Er appellierte an die Gemeindeglieder, Bauflächen nicht brachliegen zu lassen und Wohnungen, die leer stehen, zu vermieten und sprach von einer »Win-win-Situation«.

In einem anstehenden Gespräch mit dem württembergischen Landesbischof July, wollte er seine Vorstellungen einbringen. Martin Rose, in der Flüchtlings- und Gemeinwesenarbeit in Mägerkingen engagierter Gemeindepfarrer, ist im Kirchenbezirk Reutlingen als Kämmerer für Pfarrhäuser zuständig.

Er forderte mehr Beweglichkeit. Die Verpflichtung von Pfarrerinnen und Pfarrer, in den oft viel zu großen staatlichen oder kirchlichen »Pfarrhauskästen« zu wohnen, müsse gelockert werden.

Im Gespräch mit den zahlreichen Besuchern im Betzinger Gemeindehaus wurden weitere Herausforderungen deutlich: Der Zusammenhalt in der Gesellschaft bröckele, die »Entsolidarisierung« sei weit vorangeschritten. Eine Kirche, die sich auf den wohnungslosen Wanderprediger Jesus von Nazareth beruft, könne »dem egoistischen Starren auf maximale Renditen widersprechen und entgegenwirken«. (eg)