REUTLINGEN. Unternehmertum und Gründungen haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Auch in der Region Neckar-Alb gibt es mittlerweile eine große Anzahl an Angeboten verschiedenster Institutionen und Unternehmen, die sich auf Gründungen spezialisiert haben. Doch wie soll man den Überblick behalten? Der »Pioniergarten« – ein Gründungsnetzwerk für die Region – ist die Antwort.
Der Pioniergarten ist ein Verbundprojekt der Hochschule Reutlingen und der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg. Vor genau zwei Jahren wurden die ersten Gespräche zu einem gemeinsamen Projektantrag geführt. Im März 2020 startete dann das Exist-Projekt, das für vier Jahre vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit knapp zwei Millionen Euro gefördert wird, um die Start-up-Region Reutlingen-Rottenburg voranzubringen.
Schnell und unkompliziert
Ziel des Pioniergartens ist der Zusammenschluss von Gründungsaktivitäten der beiden Hochschulen und die Bündelung der regionalen Angebote für Start-ups auf einer kompakten Plattform. Gründungsinteressierte sollen dort schnell und unkompliziert alles rund um die Themen Räumlichkeiten, Finanzierung, Qualifizierungsangebote oder Beratung finden. Denn in der Fülle von Angeboten war es bislang nicht immer einfach, die passende Ansprechperson oder Anlaufstelle auszumachen. Dabei ist das Interesse an der Selbstständigkeit groß: Allein 90 Gründerteams haben im vergangenen Jahr das Center for Entrepreneurship (CfE) der Hochschule Reutlingen kontaktiert, haben gegründet oder überlegt zu gründen. Über 700 Studierende der Hochschule Reutlingen haben die zahlreichen Beratungsangebote, Seminare oder Workshops des CfE genutzt.
Seit März steht mit dem Pioniergarten eine Informationsplattform zur Verfügung, die eine Übersicht über die Gründungsmöglichkeiten der Region und darüber hinaus bietet. Mithilfe eines Expertenfinders können die Nutzer nun zielgenau ihre Experten in der näheren Umgebung ermitteln. Eine Übersichtskarte zeigt den Gründungsinteressierten zudem mögliche Standorte für Gründervorhaben an. Der geplante Gründungskompass wiederum soll als Wegweiser für anstehende Schritte in der Gründungsphase dienen – mögliche Handlungsempfehlungen inklusive. Ein wichtiger Baustein ist auch der Aufbau eines Coaching- und Mentoring-Netzwerks, um Gründungsinteressierte möglichst frühzeitig mit den Herausforderungen eines Gründungsvorhabens vertraut zu machen und sie mit erfahrenen Gründerinnen und Gründern zusammenzubringen.
Nachhaltigkeitskompass geplant
Eine weitere Besonderheit liegt bei den Schwerpunkten der beiden Partnerhochschulen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Textil und Industrie 4.0. So ist beispielsweise ein Nachhaltigkeitskompass in Planung. Hier können Unternehmen und Gründungsinteressierte prüfen, wie nachhaltig sie tatsächlich aufgestellt sind.
Der Pioniergarten hat das Ziel, die Akteure in der Region aktiv mit einzubinden. So sind die Städte Reutlingen und Rottenburg als kompetente Partner von Anbeginn mit dabei. Gemeinsame Events, vor allem in den Räumlichkeiten des Innoport Reutlingen, sind für die Zukunft geplant. Auch die IHK Reutlingen und die Kreissparkasse Reutlingen sind als Partner einbezogen.
Im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung nimmt das Thema Gründung und Innovation eine wichtige Rolle ein. Welche konkreten Maßnahmen speziell für die Gründungsunterstützung an Hochschulen geplant sind, ist noch offen. Die aktuellen Förderprogramme vom Land liefen Ende 2020 aus und wurden kostenneutral bis Ende 2021 verlängert. Alle weiteren Informationen zum Verbundprojekt »Pioniergarten« sind im Internet zu finden. (GEA)