REUTLINGEN. Die Stadt Reutlingen testet seit wenigen Wochen eine Umgestaltung der Planie zur Fahrrad- und Fußachse, um die Verkehrsberuhigung in der Oststadt voranzutreiben. Eine Stichprobe des GEA an einem frühen Morgen und einem späten Nachmittag zeigt: Das neue Nebeneinander von Radfahrern und Autos verläuft augenscheinlich friedlich, die Autofahrer haben die neue Vorfahrt für den Rad- und Fußverkehr offensichtlich schnell verinnerlicht. Aus Sicht der Task-Force Radverkehr und einiger Gemeinderäte läuft alles wie geplant. Auf den Social-Media-Kanälen des GEA zeichnet sich ein anderes Bild. Bei Instagram- und Facebook-Nutzern gehen die Meinungen weit auseinander.
»Größter Schwachsinn, den sich die Stadt je hat einfallen lassen« und »Schlimmste Straße in Reutlingen« lauten Kommentare auf den Social-Media-Seiten des GEA. Mehrere gehen in diese Richtung. Es wird von »verwirrten« Auto- und Radfahrern geschrieben, die sich in dem »Chaos« in die Quere kommen. Es gebe vermehrt gefährliche Situationen, auch weil manche Radfahrer frühmorgens oder abends ohne Licht unterwegs seien. Manch Fußgänger spricht von rasenden und rücksichtslosen Radlern. Es käme sogar zu Unfällen, wird von zwei Schreibern behauptet. Dem gegenüber steht die Aussage der Polizei, wonach bisher »keinerlei Unfälle« registriert worden seien. Zweiter Hauptkritikpunkt der Kommentatoren: Die Dauer-Vorfahrt der Radfahrer und Fußgänger sorge für noch mehr Stau in der Oststadt.
Reutlinger Verkehrsversuch soll nach zwei Jahren bewertet werden
Es gibt aber genauso Nutzer, die die neue Verkehrsführung »super« finden. Gelobt wird die friedliche Koexistenz von Autos und Fahrradfahrern. Der Verkehrsfluss sei bei allen Verkehrsteilnehmern »harmonischer« geworden, ist zu lesen. Sogar unter Autofahrern outeten sich in den sozialen Medien Fans der neuen Fahrrad- und Fußgänger-Achse. Manch einer ist von der neuen Planie sogar so begeistert, sodass gefordert wird, weitere Straßen nach diesem Vorbild umzugestalten.
Ende August ist die Planie-Achse offiziell eingeweiht worden. Die Fahrbahnbreite für Autos ist in den Kreuzungsbereichen auf 3,50 Meter reduziert. In der Kaiser- und Bismarckstraße sind die bestehenden Ampeln durch Fußgängerüberwege ersetzt und außer Betrieb genommen worden. Der Verkehrsversuch in der Planie soll nach zwei Jahren bewertet werden, bevor die endgültigen Maßnahmen beschlossen werden. (GEA)