REUTLINGEN. »Tanzend, singend, feiernd und gut gelaunt« wollten Jugendliche eigentlich durch die Stadt ziehen, wurden von der Verwaltung aber ausgebremst und versammelten sich stattdessen zu einer eher weniger gut gelaunten Kundgebung. Die geplante Tanzdemo holen die Organisatoren am Freitag, 3. Mai, nach. Veranstalter sind das »Bündnis Reutlingen for Organization, Solidarity and Actions« (Rosa) und Kulturschock Zelle.
»Gesetzlich besonders geschützter, stiller Feiertag«
Unübersehbare Polizeipräsenz zwischen Menschen, die in Café saßen und den lauen Frühlingsabend genossen. »Wir sind eigentlich nur hier, um das Verhalten der Jugendlichen zu dokumentieren«, sagte ein sichtlich entspannter Polizeisprecher. Die Kundgebung sei so etwas wie eine Bewährungsprobe: Bei anständigem Verhalten darf die Tanzdemo am 3. Mai wohl stattfinden. Und so verhielten sich die 50 Jugendlichen – 25 vom Jugendhaus Zelle und 25 Sympatisierende – ausgesprochen friedlich. Ein paar Fahnen mit dem Schriftzug von Rosa wurden geschwenkt, kleine Transparente waren zu sehen, beschrieben mit dem Anliegen, Kirche und Staat zu trennen.
Verbal ging’s weniger zurückhaltend zu. Ein Sprecher der Demonstranten, der eine Maske trug, ließ kein gutes Haar am Reutlinger Nacht- und Kulturleben. Vor zehn Jahren sei alles besser gewesen. Die »Durchkommerzialisierung« der Innenstadt mit teuren Geschäften, Boutiquen und Restaurants lasse einen Ort des Zusammenkommens vermissen. Abgesehen vom Skatepark, an dem die Jugendlichen maßgeblich selbst mitgewirkt hätten, gebe es in Reutlingen keinen Ort, an dem sie sich »frei und spontan« treffen könnten. Dabei sei das so wichtig: »Feiern verbindet Menschen und ist eine Prävention gegen Hass und Vorurteile«. Das Ganze sei eine »Verdrängung unverwertbarer Individuen aus dem Stadtgebiet«. Nach 25 Minuten war die Kundgebung beendet, die Jugendlichen wanderten zum Jugendhaus Zelle, die Polizei zog sich von ihrem Beobachtungsposten zurück. (GEA)