Logo
Aktuell Wettbewerb

»Miss Germany«-Finale: Reutlingerin dabei, gewinnt aber nicht

Dieses Jahr war vieles anders bei der Wahl zur »Miss Germany«: Neues Auswahlverfahren, Live-Übertragung im Internet und die »Missionen« der Kandidatinnen standen noch mehr im Fokus. Es gewinnt eine Frau, die auf Trendthemen setzt und in einer Favela groß geworden ist. Auch eine Studentin aus Reutlingen hat es unter die Top 11 geschafft.

Fashion-Designerin Zoë Aurivel arbeitet an einem Kleidungsstück, dessen Stoff mal eine Zeltplane gewesen ist. Viele ihrer Entwür
Fashion-Designerin Zoë Aurivel arbeitet an einem Kleidungsstück, dessen Stoff mal eine Zeltplane gewesen ist. Viele ihrer Entwürfe zeigen, wie sich aus alten Materialien oder Resten etwas Neues machen lässt. Nachhaltigkeit ist ihr wichtig, und einer ihrer Lieblingssätze lautet: »faire Mode statt fast Fashion«. Foto: Stephan Zenke
Fashion-Designerin Zoë Aurivel arbeitet an einem Kleidungsstück, dessen Stoff mal eine Zeltplane gewesen ist. Viele ihrer Entwürfe zeigen, wie sich aus alten Materialien oder Resten etwas Neues machen lässt. Nachhaltigkeit ist ihr wichtig, und einer ihrer Lieblingssätze lautet: »faire Mode statt fast Fashion«.
Foto: Stephan Zenke

RUST/REUTLINGEN. Sie wuchs in einer brasilianischen Favela namens »Schusslinie« auf und brachte Straßenkindern dort das Lesen und Schreiben bei: Heute setzt sich Domitila Barros für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit ein - und ist auch wegen dieses Engagements die neue »Miss Germany«. Die 37-jährige Wahlberlinerin setzte sich am Samstagabend gegen zehn Konkurrentinnen durch. »Wir alle leben auf der Mutter Erde. Und die braucht uns ganz doll im Moment«, sagte Barros auf der Bühne im Europa-Park im badischen Rust. Ihre Themen wolle sie »cooler, vielleicht sogar ein bisschen sexier machen«. Dafür nutze sie vor allem soziale Medien. »Die Leute, die ich erreichen möchte, lesen nicht alle Zeitungsartikel - aber die scrollen«, sagte Barros, die sich als Sozialunternehmerin, Schauspielerin, Model und »Social Media Greenfluencerin« beschreibt.

Domitila Barros
Die neue »Miss Germany« Domitila Barros lacht nach ihrer Wahl. Foto: Philipp von Ditfurth
Die neue »Miss Germany« Domitila Barros lacht nach ihrer Wahl.
Foto: Philipp von Ditfurth

Mit ihr unter die Top 11 hatte es auch eine Studentin aus Reutlingen geschafft: Zoë Aurivel. Die 23-Jährige kommt eigentlich aus Freiburg. Für die Teilnahme am »Miss Germany«-Wettbewerb hat sie sich entschieden, »weil der ein komplett neues Konzept hat, nicht mehr nur ein Schönheitswettbewerb ist«. Aurivel setzt sich für nachhaltige Mode ein und stellt diese auch selbst her. Ihr Anliegen trug sie - wie die anderen Finalistinnen auch - bei der Show am Samstagabend im Europapark einer Jury vor. Dabei strahlte die 23-Jährige voller Freude.

Wie kann jemand nachhaltiger werden im Bereich Mode, der selbst nicht nähen kann? Diese Frage stellte ihr der Moderator. »Ich glaube, das Wichtige ist erstmal die Aufklärung. Nur weil eine Marke im Laden ein nachhaltiges Label hat, heißt es noch nicht, dass die Sachen wirklich nachhaltiger sind. Es ist wichtig, bewusster zu konsumieren, und sich zu fragen, ob man denn die fünfte Jeans auch wirklich braucht.« Selbst Personen, die nicht nähen können, hätten sicher Bekannte, die es können. »Als Gruppe kann man viel erreichen«, zeigte sich Aurivel überzeugt.

Statement für mehr Umweltschutz 

»Miss Germany« hat vor wenigen Jahren das Konzept geändert: Statt um Bikini-Auftritte vor männlich dominierten Jurys geht es jetzt um die »Missionen« der Bewerberinnen. Das Motto lautet »Schärpe trägt, wer bewegt« - die Schärpe gibt es weiterhin. Aus alten Zeiten sind auch Outfitwechsel und das Auf- und Ablaufen über den Laufsteg geblieben.

Nach einem Outfitwechsel durfte die Reutlinger Studentin also nochmal vor die Jury treten und ihr Abschlussstatement halten. Sie betonte, dass sie den Designs ihrer Mode durch ihre Kreativität und Leidenschaft »eine Stimme« gebe. »Eine Stimme, die an Nachhaltigkeit appelliert, an Artenschutz, Umweltschutz, Rassismus. Themen, die unsere Gesellschaft gemeinsam nicht ignorieren sollte.« Sie gab zu bedenken, dass allein für die Produktion eines T-Shirts 2.500 Liter Wasser verwendet würden. Ein Statement, für das sie Zustimmung von der Jury erntete. Für den Titel reichte es am Ende aber nicht. (dpa/GEA)