REUTLINGEN. Sein Leben stand auf der Kippe. Als der kleine, getigerte Kater verlassen und hilflos mitten auf einer Straße in Metzingen gefunden wurde, standen seine Chancen zu überleben nicht gut. Völlig geschwächt und krank kam das Katzenjunge ins Tierheim Reutlingen. Erschwerend kam hinzu, dass seine Augen zugewachsen waren.
»In einer ersten Operation wurde ihm zunächst ein Auge geöffnet. Das zweite soll bald bei der nächsten OP geöffnet werden«, sagt Elena Rugna, die sich um Jim Knopf kümmert, seit er im Tierheim angekommen ist. Das bedeutete für sie zunächst, das kleine Fellbündel rund um die Uhr zu betreuen und mit der Flasche zu füttern. »Das war ein 24-Stunden-Job. Alle drei Stunden bekam er sein Fläschchen mit spezieller Aufbaunahrung«, berichtet sie. Sie erzählt auch, dass in dieser Phase ein Überleben bei so jungen und geschwächten Findeltieren nicht sicher ist. Doch der kleine Knopf hat es jetzt geschafft. »Er ist definitiv über den Berg. Auch Medikamente, die er bisher brauchte, benötigt er gegenwärtig nicht mehr.«
Elena Rugna spült und salbt das operierte Auge regelmäßig. Ob der kleine Tigerkater bald damit sehen kann? »Jim Knopf wird niemals so sehen können, wie gesunde Artgenossen das können. Ich hoffe, dass er nach seiner zweiten OP wenigstens hell und dunkel wahrnehmen kann. Vielleicht kann er dann auch seine Umgebung zumindest in Umrissen erkennen und sich so orientieren«, gibt Rugna eine vorsichtige Prognose ab.
Abgesehen von seiner Sehbehinderung entwickelt sich Jim Knopf im Tierheim Reutlingen mittlerweile wie ein ganz normaler Kater. Damit er auch richtiges Sozialverhalten lernt, hat er vom Tierheim-Team eine Gefährtin in etwa gleichem Alter bekommen. Die Katze wurde Prinzessin Li Si getauft: »Wie im Kinderbuch 'Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer'. Da ist die Prinzessin auch die Freundin der Hauptfigur«, so Rugna.
Mit »seiner Prinzessin« hat er schon herumgetollt und gespielt und dabei gelernt, wann er es zu heftig getrieben hat: »Li Si hat ihm schon gezeigt, wenn ihr seine spielerischen Angriffe zu arg wurden«, berichtet Elena Ruga. Inzwischen sind die beiden unzertrennlich.
Jetzt warten der mittlerweile sechseinhalb Wochen alte Kater und Katzen-Expertin Rugna auf die zweite Augen-OP: »Auch dabei wird es einen chirurgischen Eingriff geben, und danach muss ich ihm auch wieder Schmerzmittel verabreichen.« Ein völlig normales Katerleben kann sich Rugna für ihren Jim Knopf nicht vorstellen. Er werde immer auf spezielle Fürsorge und mitunter auch Medikamente angewiesen sein, meint sie mit Blick auf mögliche künftige Besitzer. (GEA)