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Aktuell Gewitter

Land unter in Reutlingen, Erdrutsch am Scheibengipfeltunnel

Nach starken Regenfällen trat die Echaz über die Ufer. Rund zweihundert Feuerwehrleute im Einsatz

Nasse Füße und mehr Ungemach in Betzingen. Foto: dpa
Nasse Füße und mehr Ungemach in Betzingen.
Foto: dpa

REUTLINGEN. Um 19.16 Uhr ging der erste Alarm bei der Feuerwehrleitstelle ein. Es folgten viele weitere. »Aktuell haben wir etwa 160 Einsätze laufen«, berichtete Stadtbrandmeister Harald Herrmann gegen 20.30 Uhr: Nach starkem Gewitterregen trat heute Abend die Echaz über die Ufer. Es traf Pfullingen, Reutlingen, besonders aber Betzingen, wo die komplette Steinachstraße unter Wasser stand.

»Da ist sicher kein Keller mehr trocken«, sagte Bezirksbürgermeister Thomas Keck. Brücken waren kurzzeitig überflutet. Mithilfe von Sandsäcken und einer Spundwand war es zumindest gelungen, das Rathaus vor dem Wasser zu sichern. Rund 200 Feuerwehrleute waren im Einsatz. »Die Feuerwehr war ruckzuck da und sehr gut vorbereitet«, lobte Keck.

Reutlingens Hauptbahnhof war zwischenzeitlich wegen Überflutung gesperrt. Ein oder mehrere Gullis liefen nach heftigem Regen über, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte. Nach rund zwei Stunden wurde der Bahnhof wieder freigegeben. Bahnreisende mussten am Abend aber noch mit Verspätungen und Zugausfällen rechnen.

Die Stadtverwaltung twitterte am Abend Fotos von überfluteten Straßen. Die Feuerwehr sei im Ausnahmezustand. Besonders betroffen sei der Stadtbezirk Betzingen gewesen. Gegen 21 Uhr ließ der Regen nach. Bewohner und Einsatzkräfte waren mit Aufräumarbeiten beschäftigt. In der Region war es schon in den vergangenen Tagen zu heftigen Gewittern gekommen.

Eine Person wurde in einem Auto von den Wassermassen eingeschlossen. Sie konnte von der Feuerwehr befreit werden. Im Ortsteil Sondelfingen wurde ein Baukran unterspült, vom Wasser betroffene Baustromverteiler verursachten einen zeitweisen Stromausfall im Ortsteil Sondelfingen. Am Scheibengipfentunnel, Portal Nord, löste der Starkregen einen Erdrutsch aus, der zur Vollsperrung der B 312 führte.

Umgestürzte Bäume und überflutete Keller in weiten Teilen Baden-Württembergs hatten bereits am Montagvormittag viele Kräfte gefordert. Flüge fielen in der Nacht zum Montag aus. Im Laufe des Tages donnerte und blitzte es im Südwesten verbreitet. Außerdem stürmte und hagelte es gebietsweise. Der Deutschen Wetterdienst (DWD) warnte vor schweren Gewittern. Erst am Mittwochnachmittag sei mit einer Beruhigung zu rechnen, hieß es von den Meteorologen des DWD.

In und um Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) liefen am Montagabend nach Polizeiangaben Keller voll Wasser. Es habe kleine Erdrutsche gegeben, Äste seien auf Fahrbahnen gefallen, Geröll von einem Hang gerutscht. Bei Malsch (Kreis Karlsruhe) rückte die Feuerwehr nach Starkregen etwa 20 Mal aus. Um Biberach, Ulm, Göppingen und Heidenheim gab es viele Einsätze wegen Hochwassers auf Straßen und vollgelaufenen Kellern. Auch der Bahnverkehr war betroffen - es kam zu Verspätungen. (GEA)