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Aktuell Bericht

Kriminalität in der Region: Polizei legt die neuste Statistik vor

Zuwächse bei den Wohnungseinbrüchen, fortgesetzter Anstieg der Gewalt gegen Beamte

Polizisten
In Polizei-Westen gekleidete Polizisten. Foto: Silas Stein/dpa/Archivbild
In Polizei-Westen gekleidete Polizisten. Foto: Silas Stein/dpa/Archivbild

REUTLINGEN. Die Kriminalitätsbelastung im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen, also in den Landkreisen Esslingen, Reutlingen, Tübingen und dem Zollernalbkreis, liegt mit 4 471 Straftaten pro 100 000 Einwohner erneut deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt. »Eine erfreuliche Tatsache, zumal in ganz Baden-Württemberg die Kriminalitätsbelastung auf einen absolut historischen Tiefstand gesunken ist. Mit etwas über 5 000 Straftaten pro 100 000 Einwohner hat sie den niedrigsten Wert seit Mitte der 1980er-Jahre erreicht«, bilanzierte Polizeipräsident Professor Alexander Pick. Mit 13 501 Straftaten wurden im Landkreis Reutlingen insgesamt 127 Fälle weniger (-0,9 Prozent) als im Vorjahr registriert. Dabei sank allerdings die Aufklärungsquote deutlich von 62,4 auf 57,9 Prozent.

- Drogendelikte

In den einzelnen Deliktsbereichen zeigen sich starke Unterschiede. Die deutlichen Rückgänge bei der Wirtschaftskriminalität (-59,5 Prozent) und den Sexualstraftaten (-26 Prozent) erklären sich mit hohen Fallzahlen im Vorjahr aufgrund von Seriendelikten. Bei den Rauschgiftdelikten (Besitz und Erwerb) wurde 2019 eine weitere Höchstmarke erreicht. Nach bereits deutlichen Anstiegen in den Vorjahren wurden in diesem Sektor 2019 mit 767 Fällen insgesamt 64 mehr erfasst als im Vorjahr (703), was einer Zunahme von 9,1 Prozent entspricht. Der Anstieg bei den Betäubungsmittel-Handelsdelikten fiel vergleichsweise gering aus. Mit 188 Fällen wurden 2019 nur fünf oder 2,7 Prozent mehr erfasst als im Vorjahr.

- Einbrüche

Der Wohnungseinbruchsdiebstahl ist ein besonders sensibles Thema, das sich auf das Sicherheitsempfinden in einer Kommune oder in einem Wohngebiet prägnant auswirkt. Auch im Landkreis Reutlingen erhöhte sich die Zahl der Einbrüche deutlich auf 144. Damit wurden 31 Fälle mehr registriert als im Vorjahr, was einem Zuwachs von 27,4 Prozent entspricht. Es blieb allerdings in 61 Fällen bei Versuchen, die Täter gelangten nicht in die Wohnungen. Dies führt die Polizei auch auf eine erfolgreiche Prävention zurück. Die Aufklärungsquote im Kreis lag bei 10,4 Prozent.

- Falsche Polizisten

Der Fallzahlenzuwachs bei den weiteren Betrugsarten um 10,3 Prozent ist überwiegend mit mehr »Spoofing« (Telefonbetrug) zu erklären. Zu den Betrugsmaschen gehören angebliche Polizeibeamte, der Enkeltrick, Gewinnversprechen und Ähnliches. Besonders die Polizistenmasche boomt: Die Fallzahlen im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen sind auf ein Rekordhoch gestiegen, wobei alle vier Landkreise zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Im landesweiten Vergleich hatte nur noch Stuttgart höhere Fallzahlen zu verzeichnen. 598 Mal versuchten Betrüger als angebliche Ermittler im Landkreis den Trick, im Vorjahr waren es nur 352 Versuche – allerdings waren nur sechs der Betrugsversuche erfolgreich. Schadenssummen nach Landkreisen liegen nicht vor, eine Arbeitsdatei der Kriminalinspektion 3 weist jedoch aus, dass 2019 im Schnitt pro Fall im Bereich des Präsidiums ein finanzieller Schaden in Höhe von etwa 43 000 Euro entstanden ist. Im Jahr 2019 verursachten die 29 vollendeten Delikte einen Gesamtschaden in Höhe von etwa 1 250 000 Euro.

- Gewalt gegen Polizeibeamte

»Gewalt gegen Polizeibeamte« beschreibt die Gewaltkriminalität, bei denen Polizeibeamte Opfer geworden sind. Darunter fallen tätlicher Angriff, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Nötigung, Bedrohung und Körperverletzung. Beleidigungen zählen nicht als Gewalt gegen Polizeibeamte. Der im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums seit mehreren Jahren anhaltende Anstieg dieser Übergriffe setzte sich auch 2019 fort. Im Landkreis stieg die Zahl der Fälle um 3,8 Prozent von 80 auf 83 Fälle. Fast alle Taten werden aufgeklärt: Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums liegt die Aufklärungsquote bei 98,9 Prozent, nur fünf Fälle konnten nicht aufgeklärt werden.

- Kriminalität durch Flüchtlinge

Nach der sprunghaften Zunahme der tatverdächtigen Flüchtlinge im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums im Jahr 2015 auf 1 700 und einem weiteren Anstieg 2016 auf 2 470 Tatverdächtige, stagnierte die Anzahl. 2019 war die Zahl der tatverdächtigen Flüchtlinge mit 1 963 erstmals wieder rückläufig. Auch im Landkreis Reutlingen waren die Zahlen erstmals wieder rückläufig. Flüchtlinge stellten 2019 einen Anteil von 8,6 Prozent aller Tatverdächtigen, 2013 lag dieser Anteil noch bei 1,9 Prozent. Den 2019 ermittelten 483 tatverdächtigen Flüchtlingen wurden insgesamt 741 Straftaten vorgeworfen, was einem Rückgang um 22,5 beziehungsweise 24,9 Prozent entspricht. Im Einzelnen wurden 235 Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit, 167 Diebstähle, 114 Rauschgiftdelikte, 86 Vermögens- und Fälschungsdelikte, 110 sonstige Straftaten, 18 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung und eine Straftat gegen das Leben aufgeklärt. Mehr als ein Viertel (27,1 Prozent) der Tatverdächtigen waren Syrer, denen 199 Straftaten zuzuordnen waren. Über ein Zehntel waren Afghanen mit 106 Straftaten. (GEA)