REUTLINGEN-MITTELSTADT. »Willkommen« steht zweisprachig auf einem handgemalten Schild an der Eingangstüre der Turn- und Festhalle Mittelstadt. Gemeint sind jene 33 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die am Donnerstag hier eingetroffen sind. Zur Begrüßung warten Mitglieder des Freundeskreises Mittelstadt auf die vor dem russischen Angriffskrieg geflohenen Menschen.
Jetzt eingezogen sind mehrere Großfamilien aus der Ukraine. Laut Stefan Milles, Abteilungsleiter der Stadt Reutlingen für die Unterbringung von Obdachlosen und Flüchtlingen, handelt es sich um sechs Familien mit insgesamt 33 Angehörigen. Meistens junge Menschen mit ihren Kindern.
Sie alle waren kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland in der Reutlinger Theodor-Heuss-Halle untergebracht, doch dort konnten sie nun nicht mehr länger bleiben. »Die Menschen sollen so bald wie möglich in Wohnungen oder dauerhafte Unterkünfte umziehen«, hofft Milles auf einen nur vorübergehenden Aufenthalt der Kriegsflüchtlinge. Nunmehr werden die Familien umfassend betreut. Die Stadt wird sich um die Abwicklung der Formalitäten sowie auch um eine medizinische Betreuung kümmern. Daneben haben sich schon mehrere Mittelstädter Gedanken gemacht, wie sie den Ukrainern ihre Zeit im Ort so angenehm – wie es eben unter den gegebenen Umständen möglich ist – machen könnten.
Begrüßung durch den Freundeskreis Mittelstadt
Zur Begrüßung stehen einige Mitglieder des Freundeskreises Mittelstadt vor der Halle, die sich bereits seit 2018 um die Flüchtlinge im Ort kümmern. Mittendrin Hans Schäffer, der »gespannt darauf ist, was auf uns zukommt« – und sich auch an seinem Geburtstag engagiert. Auf Handzetteln werden die Ankömmlinge darüber informiert, was der Freundeskreis ihnen anzubieten hat: Sachspenden, Hausaufgabenbetreuung für die Kinder, Hilfe beim Erlernen der deutschen Sprache sowie jeden Mittwoch das »Teehaus« im katholischen Gemeindezentrum.
Bezirksbürgermeister Wilhelm Haug macht allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein Kompliment: »Ich finde es gut, dass das von der Bevölkerung mitgetragen wird«. Damit meint Haug den Verzicht auf die Turn- und Festhalle für das Vereinsleben und weitere Aktivitäten. Darauf sei er, so Haug, »stolz«.
Bereits im März hatte die Stadt in der Halle acht Wohnkabinen aufgestellt. In jeder Kabine stehen zwei Doppelstockbetten, mehrere Blechschränke sowie ein Tisch mit drei Stühlen. Im Keller sind nagelneue Waschmaschinen und Trockner aufgestellt. Es gibt eine Großküche sowie Duschen und Sanitäranlagen. Dazu auch ein kostenloses und offenes drahtloses Internet mit dem Namen »Welcome«. Gedacht war das alles damals als Notunterkunft, auf deren Belegung alle gerne verzichtet hätten. Doch die Angriffe Russlands lassen die Flüchtlingszahlen weiter steigen. (GEA)