REUTLINGEN. Die Geschäftsführung der Kreiskliniken Reutlingen plant, die Klinikwäscherei teilweise zu schließen beziehungsweise die komplette Wäschereileistung outzusourcen. Das teilt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bezirk Fils-Neckar-Alb (Verdi) in einer Pressemitteilung mit. Bezirksgeschäftsführer Benjamin Stein fürchtet, dass mit der Privatisierung Arbeitsbedingungen verschlechtert und Arbeitsplätze langfristig vernichtet werden.
Das sei »unverantwortlich, gerade unter diesen dramatischen Pandemie-Bedingungen«. Die Mitarbeiter in der Wäscherei seien »zutiefst verunsichert und enttäuscht«, da sie erst vor einigen Monaten in die Dienstleistungstochter der Kreiskliniken Reutlingen ausgelagert wurden.
Betriebsrat nimmt Stellung
Der kurzfristig informierte Betriebsrat hat eine ausführliche Stellungnahme zur geplanten Teilbetriebsschließung erarbeitet. Er lehnt sie aus mehreren Gründen ab: So sei bereits mehrfach (in den Jahren 2002 und 2014) sei durch unabhängige Untersuchungen bestätigt worden, dass die Wäscherei rentabel arbeite. Zugleich sei klar gewesen, dass spätestens 2021/2022 eine Erneuerung von Maschinen und Anlagen nötig wird. Hierzu sei die jetzige Geschäftsführung nun nicht bereit. Begründung sei unter anderem eine zu langsame Amortisation sowie Bindung von Investitionsmitteln, die in anderen Bereichen benötigt würden.
Es gebe andere Finanzierungsformen wie Miete oder Leasing, die keine Investitionsmittel binden, argumentieren die Privatisierungsgegner. Die Kliniken begäben sich in eine »Abhängigkeit vom externen Zulieferer«. In den schwierigen Coronazeiten drohte Betrieben der Wäschereibranche immer öfter Insolvenz. Bei Problemen mit der Zulieferung sei dann der Klinikbetrieb unmittelbar gefährdet.
Bestehende Flexibilität werde zudem aufgegeben. Notfallversorgungen, wie zuletzt beim Ausfall der Wäscherei der RKH Holding in Ludwigsburg wegen Corona, seien dann nicht mehr möglich.
Gegen das Nachhaltigkeitsprinzip
Auch die Kontrolle über die Qualität werde weitgehend aus der Hand gegeben. Transportkosten stiegen laufend, diese Kostensteigerung gäben Zulieferer direkt an die Kreiskliniken weiter. Zudem falle bei Fremdvergabe eine höhere Mehrwertsteuer an (19 Prozent). Man fürchtet insgesamt, dass die Kosten »mittel- und langfristig nicht mehr unter Kontrolle bleiben«. Die jetzige Wäscherei zeichne sich durch kurze Wege aus auch zu den Häusern in Bad Urach und Münsingen. Die Energie kommt direkt vom Steinenberg und wird zu Selbstkostenpreisen aus der Energiezentrale mit Blockheizkraftwerk geliefert.
Die bestehende Wäscherei werde aufgrund einer »im Gesamtumfang untergeordneten nötigen Erneuerung« aufgegeben, kritisiert der Betriebsrat. »Das widerspricht dem Nachhaltigkeitsprinzip und passt nicht mehr in unsere Zeit.« In den Kreiskliniken müssten keine Gewinne erwirtschaftet werden, somit sei der Eigenbetrieb »bedeutend nachhaltiger als eine Fremdvergabe«. (eg/GEA)