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Knapp 1.300 neue Wohnungen im Kreis Reutlingen im Jahr 2022 gebaut

Bilanz für das Baujahr 2022 im Kreis Reutlingen. Gewerkschaft fordert »Booster für den Neubau«

Hohe Baukosten, hohe Zinsen und weiter hohe Hürden durch Vorschriften: In diesem Jahr könnte es im Kreis Reutlingen weniger neue
Hohe Baukosten, hohe Zinsen und weiter hohe Hürden durch Vorschriften: In diesem Jahr könnte es im Kreis Reutlingen weniger neue Wohnungsschlüssel geben. FOTO: PR
Hohe Baukosten, hohe Zinsen und weiter hohe Hürden durch Vorschriften: In diesem Jahr könnte es im Kreis Reutlingen weniger neue Wohnungsschlüssel geben. FOTO: PR

REUTLINGEN. Wohnen in Reutlingen und Umgebung ist nach wie vor schick. Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis Reutlingen insgesamt 1 299 Wohnungen neu gebaut – darunter 371 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das sind 354 Wohnungen mehr als im Vorjahr. Insgesamt investierten die Bauherren im vergangenen Jahr im Kreis Reutlingen rund 216,9 Millionen Euro für den Wohnungsneubau. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU Baden-Württemberg) mit. Sie beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Für das laufende Baujahr warnt der IG BAU-Regionalleiter Andreas Harnack jedoch vor einem Abwärtstrend: »Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Denn hohe Baukosten treffen auf hohe Zinsen und hohe Hürden beim Bauen durch staatliche Auflagen und Vorschriften. Das ist ein toxischer Mix für den Wohnungsbau.«

Die Kaufpreise beim Neubau seien längst »aus den Fugen geraten« und die Mieten »klettern enorm nach oben« – vor allem bei neu gebauten Wohnungen. Entscheidend sei jetzt, was gebaut werde: »Die Wohnungen müssen zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen«, sagt Regionalleiter Harnack.

Gebraucht werde jetzt ein »Booster für den Neubau« von sozialen und bezahlbaren Wohnungen. Harnack appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin für ein »massives Aufstocken der Fördergelder« starkzumachen.

Aber auch das Land Baden-Württemberg sei mehr gefordert. »Für mehr Sozialwohnungen und für mehr bezahlbare Wohnungen muss der Staat, müssen Bund und Länder, bis 2025 mindestens 72 Milliarden Euro in die Hand nehmen«, sagt Andreas Harnack. Der Gewerkschafter beruft sich dabei auf Berechnungen von zwei Wohnungsbau-Studien, die die IG BAU beim Pestel-Institut in Hannover und beim Bauforschungsinstitut ARGE in Kiel mit in Auftrag gegeben hat. Konkret werde ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau benötigt. »Nur dann kann es noch klappen, bundesweit 100 000 Sozialwohnungen pro Jahr zu bauen«, so der IG BAU-Regionalchef.

Zusätzlich seien 22 Milliarden Euro für den Neubau von 60 000 bezahlbaren Wohnungen dringend erforderlich. Davon profitiere schließlich auch der Kreis Reutlingen. Außerdem drängt die IG BAU auf ein »schlankeres Baugesetzbuch«: »Es geht um das Durchforsten von Gesetzen, Verordnungen und Normen, auf das die Branche seit Jahren wartet. Das muss jetzt passieren und nicht irgendwann im nächsten Jahr«, fordert Harnack. (eg)