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Aktuell Geschichte

»Kleine Zeitung« von Christoph Dohse setzt alte Stadtbefestigung in Szene

Ansprechend verpackter Protest: Reutlinger Historie gibt's nun in einer kompakten Collage

Diente schon  1904 als  Postkartenmotiv: das Stadtmauer- eckhaus am  Eisturm.   REPRO: STADTARCHIV
Diente schon 1904 als Postkartenmotiv: das Stadtmauereckhaus am Eisturm. Foto: Repro: Stadtarchiv
Diente schon 1904 als Postkartenmotiv: das Stadtmauereckhaus am Eisturm.
Foto: Repro: Stadtarchiv

REUTLINGEN. Großformatig, ansprechend, kompakt: Der Reutlinger Grafiker Christoph Dohse setzt in seiner »Kleinen Zeitung – Eisturm« collagenartig in Bild und Text die Reste der alten Reutlinger Stadtbefestigung in Szene: die Stadtmauer, die daran angelehnten Häuser und die verbliebenen Türme. Alte und neue Fotos, Bilder, Postkarten und Grafiken, Informationen zur Geschichte, ein Auszug aus Hermann Kurz’ Roman »Schillers Heimatjahre« (1843), der in der Reutlinger Altstadt spielt: Die acht Seiten vermitteln die Besonderheit der steinernen Zeitzeugen als Sehenswürdigkeit, romantische Altstadt-Schokoladenseite, als Wohnort – und Streitobjekt. Die Stadt hat jüngst die Umbaugenehmigung für das Eckhaus am Eisturm, Jos-Weiß-Straße 29, erteilt.

Die Kleine Zeitung, die Dohse in Kooperation mit der Nachbarschaftsinitiative »Bleiben lassen« erstellt hat, berichtet auch über den Protest und seine Protagonisten. So gibt unter anderem ein transparenter Einleger ausschnittweise Positionen der Initiative wieder. Die Gegner vertreten die Auffassung, dass mit der jüngst erteilten Baugenehmigung die Chance verpasst wurde, das Stadtmauerhaus mit seinen charakteristischen Merkmalen zu schützen.

Dohse gehört zur Schar der Gegner gegen die aktuellen Pläne. Er möchte nach eigenem Bekunden nicht nur Lust auf Reutlinger Geschichte machen, sondern auch dazu beitragen, »weg von irgendeiner Polemik und hin zu einer sachlichen Auseinandersetzung« zu gelangen.

Die Häuserzeile am Ledergraben ist Bestandteil der – wenigen verbliebenen – historischen Materie, die in Reutlingen Krieg, Verfall oder achtlosen Umgang mit Vergangenheit überstanden hat.

Ab 1822 war mit dem Abriss der alten Stadtmauer und der Türme begonnen worden. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder Vorstöße, sogar das Tübinger Tor abzureißen. Es blieb erhalten wie zwei weitere Türme des inneren Mauerrings – Gartentor und Kesselturm – sowie zwei von über 14 Zwingertürmen.

Die Kleine Zeitung ist für drei Euro in der Reutlinger Essig-Manufaktur in der Nürtingerhofstraße 10 zu haben (geöffnet Dienstag, Donnerstag und Samstag jeweils von 9 bis 12.30 Uhr). (GEA)