REUTLINGEN. Heute feiert die Koproduktion (14 Uhr) des Theater Patati-Patata mit der ivorischen Compagnie KBL Katana Club de Bouaké in Bouaké Premiere. »Chocolat – Cacao« heißt das Stück für ein junges Publikum ab zehn Jahren, das die deutschen und ivorischen Künstler seit knapp drei Wochen in der fernen Reutlinger Partnerstadt erarbeitet haben. »Chocolat – Cacao«, das Thema liegt auf der Hand. Die Elfenbeinküste ist der weltweit größte Kakaoproduzent, in Deutschland wird die meiste Schokolade gegessen.
aReise ins Ungewisse
Das Theaterstück mit viel Musik und Gesang beginnt auf einer Kakaoplantage, auf tänzerische Weise wird die mühsame Handarbeit auf den Kakaoplantagen gezeigt. Der zehnjährige Yaocun träumt von der großen weiten Welt. Er will zur Schule gehen und die Welt sehen, statt in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und später die Plantage zu übernehmen. Als die schweren Säcke mit den Kakaobohnen auf die Fahrt nach Europa gehen, versteckt er sich in den Säcken.
Yaocuns Reise ins Ungewisse beginnt. Von Europa weiß er nur vom Hörensagen. In temporeichen Bildern, begleitet von Saxofon und Balafon, wird er mit der lauten, hektischen Welt, den Verboten und Regeln, der unbekannten Sprache konfrontiert. Eines Tages steht er in einem Supermarkt. Das Warenangebot macht ihn sprachlos. Yaocun trifft auf ein deutsches Mädchen, sie hat Geburtstag und lädt ihn kurzerhand ein zu sich nach Hause. Nicht nur, dass Yaocun noch nie Geburtstag gefeiert hat, er hat auch noch nie Schokolade gegessen.
Die beiden versuchen, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Deutsch, Französisch, Kinderreime, Kinderspiele – sie nutzen alles, um sich näher zu verstehen. Eine Freundschaft entsteht, eine Freundschaft zwischen Schokolade und Kakao. Aber je näher die beiden sich kommen, desto deutlicher spüren sie, etwas stimmt nicht im System »Kakao und Schokolade«. Das Theaterstück wurde in intensiven Proben in Bouaké von den ivorischen und deutschen Künstlern erarbeitet. Die Recherchearbeit in beiden Ländern lief schon seit der Projektidee im Winter 2017. Zwei verschiedene Blickwinkel, Lebenserfahrungen sollen das Thema beleuchten und mit den künstlerischen Mitteln beider Kulturen umgesetzt werden. Europäisches Saxofon trifft auf afrikanisches Balafon, neben Deutsch und Französisch werden afrikanische Sprachen eingeflochten.
Die Regie des Projektes hat der Kölner Rüdiger Pape, mit dem Patati-Patata 2015 bereits das Kinderstück »Ich kenne einen Jungen in Afrika« erarbeitet hat, assistiert von Henrike Schwarz. Auf der Bühne stehen als Schauspieler die Ivorer Siaka Diarrassouba, Soumaila Doumbia und Noelle Binyè Kalou sowie Sonka Müller vom Patati-Patata. Für die Musik sind Helmut Mittermaier aus Berlin und Leonard Boué Koné aus Bouaké verantwortlich.
Im Juli 2020 wird das ivorische Ensemble nach Reutlingen kommen. Hier wird das Stück für ein deutsches Publikum überarbeitet werden. Dann wird es sieben Mal zwischen dem 12. und 15. Juli im Kulturzentrum franz.K aufgeführt. In Reutlingen haben Schulklassen die Möglichkeit, einen begleitenden Workshop zu besuchen, den die ivorischen Künstler leiten werden. (em)