REUTLINGEN. Für die meisten Eltern ist es selbstverständlich, ihr Kind selbstständig in die Kindertagesstätte zu begleiten. Eltern mit eingeschränkter Mobilität stehen bei der Auswahl einer geeigneten Kita allerdings vor einer Herausforderung. Das Team des Behindertenbeauftragten der Stadt Reutlingen hat in einem umfangreichen Projekt die Barrierefreiheit der Kitas in Reutlingen unter die Lupe genommen. Die Projektergebnisse wurden nun in einer interaktiven Online-Karte festgehalten.
Welche Kita hat einen ebenerdigen Zugang? Sind alle Räume mit dem Rollstuhl erreichbar? Das sind Fragen, die sich Eltern mit Mobilitätseinschränkung bei der Wahl der Kita stellen müssen. So auch im konkreten Fall, der den Anstoß zum Projekt gab. »Eine Mutter im Rollstuhl hatte sich bei uns gemeldet. Sie wollte wissen, welche Kitas infrage kommen, um ihr Kind dorthin zu begleiten«, erzählt Marion Porwolik, Projektleiterin aus dem Team des Behindertenbeauftragten Mi-chael Embery. Eine Übersicht für Eltern zur Barrierefreiheit der Einrichtungen gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das wollten Michael Embery und sein Team ändern. Im Juni 2023 startet Marion Porwolik deshalb einen »Besuchsmarathon«. Bei 110 Kindertagesstätten im Stadtgebiet, sowohl unter städtischer als auch unter freier Trägerschaft, erhob die Projektleiterin den Status quo in puncto Barrierefreiheit. »Die Einrichtungen wurden anhand eines eigens entwickelten Kriterienkatalogs betrachtet«, weiß Porwolik. Grundlage für diese Kriterien sind die DIN-Normen für barrierefreies Bauen. Dafür prüfte die Projektleiterin beispielsweise, ob die Türgriffe für Menschen im Rollstuhl erreichbar sind, der Bodenbelag auf dem Grundstück rutschfest ist oder ob es Alternativen zu Treppen gibt.
Nicht nur das Hinbringen und Abholen der Kinder wurde im Projekt berücksichtigt, sondern auch Situationen wie Elternabende oder andere Aktivitäten, bei denen sich Eltern länger in der Einrichtung aufhalten. »Deshalb wurde unter anderem erhoben, ob eine Behinderten-Toilette vorhanden ist«, erklärt Michael Embery.
Mit dem nun erfassten Ist-Stand sei jetzt für die Einrichtungen klar: »Wo sind die Knackpunkte? Wo muss reagiert werden?«, so Embery.
Unterstützung für Eltern
Entsprechend positiv sei das Feedback aus den Einrichtungen zum Projekt gewesen, berichten Porwolik und Embery. Bestätigung kommt von Bettina Kimmerle, Leiterin des städtischen Kinderhauses Wartburgstraße: »Durch den Besuch von Frau Porwolik können wir jetzt einschätzen, auf welchem Stand wir sind.« Und: Einige Verbesserungen im Sinne der Barrierefreiheit haben Kimmerle und ihr Team direkt umgesetzt: »In unseren Fluren wurden nun bewegliche Gegenstände platziert.«
So könne schnell ausreichend Platz für Eltern in Rollstühlen oder mit Gehhilfen geschaffen werden.
Online sind alle 110 Einrichtungen in Reutlingen aufgeführt. Zu jeder einzelnen gibt es eine Übersicht, welche Kriterien der Barrierefreiheit erfüllt werden. (eg)